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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Satz zu Ende bringen konnte. Er würde sich jeden Moment übergeben. Es gab eine legale Möglichkeit, das Geschäft zu machen. Broadbents Söhne konnten den Codex dort herausholen, dann konnte er mit ihnen verhandeln und ein Abkommen mit ihnen treffen ... Aber er wusste, dass es nicht dazu kommen würde, solange Lampe unter einem Wust von Gerüchten und Ermittlungsverfa h ren begraben war und der Wert der Aktie in den Keller ging ...
    Hausers Stimme klang nun freundlich. »Hören Sie, ich weiß, dass es eine harte Entscheidung ist. Wenn Sie es wirklich nicht über sich bringen können, kehre ich um. Dann vergessen wir die ganze Sache mit dem Codex. Wirklich.«
    Skiba schluckte. Der Klumpen in seiner Kehle fühlte sich an, als wolle er ihn ersticken. Seine drei flachsblonden Sö h ne schauten ihn aus den Silberrahmen auf dem Schreibtisch an.
    »Sprechen Sie das Wort einfach aus, und wir machen kehrt. Dann blasen wir die Sache eben ab.«
    »Es wird niemand umgebracht.«
    »Hören Sie, wir brauchen jetzt noch gar keine Entscheidung zu fällen. Überschlafen Sie die Sache doch erst mal.«
    Skiba wankte auf die Beine. Er machte einen Versuch, den mit Leder bezogenen und mit Goldgriffen versehenen P a pierkorb zu erreichen, doch er kam nur bis an den Kamin. Während sein Erbrochenes in den Flammen knisterte und zischte, kehrte er ans Telefon zurück und hob es ans Ohr, um etwas zu sagen, doch dann überlegte er es sich anders und legte mit zittriger Hand auf. Seine Hand schlingerte zur obersten Schublade des Schreibtisches und tastete nach der kühlen Kunststoffflasche.

22
     
    Eine halbe Stunde später sah Tom Bewegung im Urwald. Eine alte Frau mit Kopftuch schlenderte über den Pfad. M a risol eilte mit einem Schluchzen zu ihr hin, dann sprachen sie schnell in ihrer eigenen Sprache miteinander.
    Marisol wandte sich mit einem deutlich erleichterten Blick zu Tom und Sally um. »Es ist, wie ich gesagt habe. Die So l daten haben nur in die Luft geschossen, um uns Angst zu machen. Dann sind sie gegangen. Wir haben sie überzeugt, dass Sie nicht bei uns im Dorf waren und nicht vorbeig e kommen sind. Sie sind wieder flussabwärts gefahren.«
    Als sie zur Hütte kamen, stand Don Alfonso im Freien, schmauchte seine Pfeife und wirkte so unbekümmert, als sei nichts geschehen. Sobald er sie sah, verzog sich sein G e sicht zu einem Lächeln. »Chori! Pingo! Kommt her. Kommt raus und begrüßt unsere neuen Yanqui-Bosse! - Chori und Pingo sprechen kein Spanisch. Sie sprechen nur Tawahka, aber ich brülle sie immer auf Spanisch an, um meine Aut o rität zu demonstrieren. Das müssen Sie übrigens genauso machen.«
    Zwei prächtig gebaute Kerle kamen geduckt aus der Hü t te. Sie waren von der Taille aufwärts nackt, und ihre mu s kulösen Leiber glänzten ölig. Die Arme des Mannes, der Pingo hieß, wiesen westlich wirkende, sein Gesicht indian i sche Tätowierungen auf. Er hielt eine meterlange Machete in der Hand. Chori trug ein altes Springfield-Gewehr über der Schulter. In der Hand hielt er eine Pulaski-Feuerwehraxt.
    »Wir werden das Boot jetzt beladen. Wir müssen das Dorf so schnell wie möglich verlassen.«
    Sally schaute Tom kurz an. »Offenbar ist Don Alfonso doch unser Führer.«
    Als Chori und Pingo die Vorräte und die Ausrüstung zum Flussufer brachten, leitete Don Alfonso sie schreiend und gestikulierend an. Ihr Einbaum war wieder da und sah aus, als habe man ihn nie von der Stelle bewegt. Eine halbe Stunde später war alles eingeladen. Die Ausrüstung ruhte als großer Haufen in der Mitte des Bootes und war unter einer Kunststoffplane festgezurrt. Inzwischen hatte sich eine Menschenmenge am Ufer versammelt. Kochfeuer wurden angezündet. Sally wandte sich an Marisol. »Du bist ein wunderbares Mädchen«, sagte sie. »Du hast uns das Leben gerettet. Ist dir eigentlich klar, dass du noch viel im Leben erreichen kannst?« Marisol schaute sie ruhig an. »Ich möchte nur eines erreichen.«
    »Und zwar?«
    »Amerika.« Sonst sagte sie nichts. Sie schaute Sally nur mit ernster, intelligenter Miene an.
    »Ich hoffe, du schaffst es«, erwiderte Sally. Marisol läche l te zuversichtlich und richtete sich auf. »Ich werde es scha f fen. Don Alfonso hat es versprochen. Er hat einen Rubin.«
    Am Flussufer wimmelte es nun von Menschen. Ihre A b reise schien sich zu einem Fest zu entwickeln. Eine Gruppe junger Frauen bereitete über einem Feuer ein Essen für die ganze Gemeinschaft zu. Kinder liefen umher, spielten, lac h ten und

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