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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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seinem Bett auf. »Ich erinnere mich an Sie, Herr
Geißendörfer. Rufen Sie mich so früh an, weil Sie etwas Neues wissen?«
    »Na ja,
eigentlich eher, weil ich ein schlechtes Gewissen habe. Es geht um diese
Phantomzeichnung, die Sie gestern mit auf die Burg gebracht haben.«
    Haderlein
klemmte sich das Handy zwischen Schulter und Ohr, während er gleichzeitig seine
Strümpfe anzog. »Na, dann fangen Sie mal an zu beichten, Geißendörfer«,
ermunterte er den Anrufer, während er nach seiner Hose fischte.
    »Ich bin
mir sicher, dass ich den Mann kenne«, fiel Horst Geißendörfer mit der Tür ins
Haus. »Ich behaupte sogar, jeder auf der Baustelle hat ihn schon einmal
gesehen. Vor allem aber kennt ihn Hildegard. Der Typ bringt uns von der
Zimmerei das Holz für die Baustelle, und Hildegard hat stets recht herzlich und
vertraut mit ihm rumgetan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihn auf
dieser Phantomzeichnung nicht erkannt hat!« Horst Geißendörfer wurde immer
aufgeregter.
    »Wunderbar,
Geißendörfer, aber können Sie mir mal erklären, warum Sie erst jetzt mit dieser
nicht gerade unwichtigen Information herausrücken?« Haderlein klang sauer, war
aber eigentlich froh, dass er einen verwertbaren Hinweis erhalten hatte.
    »Ich
wollte mich nicht vordrängeln«, sagte der Sprecher der Arbeiter. »Vor allem
wollte ich Hildegard nicht in den Rücken fallen, indem ich ihr zuvorkomme, wenn
Sie verstehen, was ich meine.«
    »Nein,
das verstehe ich nicht, Geißendörfer«, ereiferte sich Haderlein nun doch. »Es
geht hier um Mord und nicht um einen geklauten Radiergummi in irgendeinem
Klassenzimmer! Wo steckt Hildegard Jahn denn jetzt? Haben Sie gestern
wenigstens noch mit ihr gesprochen, als ich weg war?« Haderlein zog sich im
Gehen den Reißverschluss seiner Hose zu.
    »Nein.
Sie hat ja nur noch geheult und mich kommentarlos weggeschickt. Also bin ich
gegangen. Aber in einer guten halben Stunde müsste sie eigentlich wieder oben
auf der Baustelle sein. Morgens ist sie immer die Erste.«
    »Sehr
gut«, freute sich Haderlein, »dann treffen wir beide uns in dreißig Minuten am
Burgtor. Wollen doch mal sehen, was uns die Architektin zu erzählen hat. Und
seien Sie pünktlich!« Haderlein legte auf und zog sich die noch fehlenden
Schuhe an.
    Hildegard
und Hans Günther Jahn. Jede Wette, Huppendorfer würde herausfinden, dass die
beiden Geschwister waren. Und wenn dem so war, dann würde die gute Architektin
einiges zu erzählen haben. Wahrscheinlich hatte sie selbst ihrem Bruder den
Decknamen verpasst und ihn auf ihrer Baustelle eingeschleust. Blieb noch die
dringende Frage, wieso ausgerechnet der zuliefernde Zimmermann der Baustelle im
Gartenhaus des Barons, in dem eigentlich Hans Günther Jahn untergebracht war,
enthauptet worden war. Bloße Verwechslung? Daran mochte der
Kriminalhauptkommissar nicht glauben. Er wollte gerade in sein Auto steigen,
als sein Handy erneut klingelte. Als er die Nummer des Anrufers sah, stöhnte er
laut auf. Der hatte ihm ja gerade noch gefehlt.
    »Hallo?«
    »Ach,
Herr Haderlein, vielleicht schreien Sie etwas leiser, ja? Ich bin heute ein
bisschen malad«, kam es schlecht gelaunt aus dem Hörer zurück.
    Doch
Haderlein hatte große Lust, noch länger in diese Kerbe zu schlagen. »So so,
etwas malad. Sie sind nicht etwas malad, Siebenstädter, Sie haben einen
ausgewachsenen Kater von Ihrem seltsamen Gesöff, das Sie auf Ihrer merkwürdigen
Festivität zusammengepanscht haben. Wahrscheinlich haben Sie sogar noch durch
Zufall mit Ihrem Chemiebaukasten eine neue Partypille erfunden, Sie
Drogenprofessor!«, rief Haderlein. Dies war immerhin eine der seltenen
Möglichkeiten, dem pseudointellektuellen Arrogantling mal so richtig eine
mitzugeben. Und außerdem hatte er ja wirklich recht.
    »Haderlein …«,
gab Siebenstädter wieder stöhnend von sich.
    »Ja?«
    »Nicht so
laut! Ich habe das Gefühl, unter meiner Schädeldecke findet gerade ein NATO -Manöver statt«, versuchte Siebenstädter sich
schüchtern zu erklären.
    »Das tut
mir aber ehrlich leid für Sie. Eigentlich wollte ich gestern von Ihnen nur ein
paar Auskünfte, aber nicht einmal dazu waren Sie ja fähig.«
    Es
entstand eine kurze Pause am anderen Ende der Leitung.
    »Sie …
Sie waren hier? Bei mir?«, fragte der Professor peinlich berührt.
    »Natürlich,
bei Ihnen, Ihrer Party und Ihren Studentinnen.«
    »Studentinnen?
Party?«
    Haderlein
musste an sich halten, um nicht laut loszulachen. Aber er hatte es eilig, also
riss

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