Der Computer und die Unsterblichen
was tun?«
»Raus«, sagte ich, »wenn du uns 'rausbringen kannst.«
Er konnte, mit den richtigen Signalen und Losungsworten an jedem Kontrollpunkt. Ich will Harrys Genialität nicht in Zweifel ziehen, aber ich wette, er gibt jedes Jahr eine Million aus, um überall auf der Welt Sicherheitsbeauftragte zuschmieren, für alle Fälle. Das nenne ich Profiarbeit.
Wir flogen nach Hause zurück, wo Jimmy Valentine bereits auf uns wartete. Auch meine Frau war da, splitternackt und von Kopf bis Fuß mit einem Picasso (aus der blauen Periode) bemalt. M'bantu lächelte verlegen. »Das ist der letzte Schrei, Guig«, sagte er, »und es ist immer noch vernünftiger als vieles andere.«
»Gott sei Dank ist Sequoia zu schwach, um zu reagieren«, sagte ich. »Was tust du hier, Jimmy? Nicht daß du unwillkommen bist; im Gegenteil, du kommst wie gerufen.«
»Wieso, ich hatte in Vancouver zu tun und bekam deine Nachricht.«
Jimmy Valentine ist ein Einbruchsspezialist und Schränker mit jahrhundertelanger Erfahrung. Wie die meisten großen Diebe ist er ein farbloser, unauffälliger Mann, und wenn er spricht, ist es con sordino. Auch ist er ein Ehrenmann. Er hat niemals irgendein anderes Mitglied der Gruppe bestohlen oder geschädigt.
»Fee, Natoma, bringt den Häuptling zu Bett. M'bantu, sieh zu, daß du Lucy Borgia ausfindig machen und herbringen kannst. Harry, Jimmy, ich muß etwas mit euch klären. Von wem habt ihr die Benachrichtigungen erhalten?«
»Von dir.«
»Ich bin euch sehr dankbar für die Unterstützung«, sagte ich, »aber ich bin auch sehr verblüfft. Ich habe euch keine Nachricht geschickt.«
Das interessierte die beiden Profis nur noch beiläufig. »Worum geht es?« fragte Jimmy Harry.
»Um einen Vibratorschild. So einen habe ich noch nie gesehen.«
»Linear? Gitter?«
»Nein, Moiré.«
»Mh – hm. Das ist das neue Modell K-12-FK von Mosler. Ist erst seit ein paar Monaten auf dem Markt.«
»Kannst du es aufreißen?«
»Klar. Man muß auf Induktivität achten. Kostet ungefähr zwanzig Minuten. Ich habe mein Werkzeug bei mir und werde es dir zeigen.«
»Wie kannst du es so genau wissen?« fragte ich.
Valentine blickte zum Himmel auf. »Du wirst nie einen guten Dieb abgeben, Guig. Ich habe dieses Moiré-Modell gekauft, sobald es auf den Markt kam, und dann habe ich mich eine Woche lang damit beschäftigt und die schwachen Stellen ausfindig gemacht. Jetzt bin ich auf Tournee, immer vorneweg, und Mosler versucht wie verrückt, das Modell undurchlässig zu machen. Auch in Vancouver war ich mit einem solchen Ding beschäftigt.«
Das nenne ich Profiarbeit. Aber wer hatte ihm und Harry die Botschaften geschickt? Nun, ich konnte es mir denken, aber ich war noch nicht bereit, mich der Erkenntnis zu stellen.
Ein wildfremder Mann in einem weißen Labormantel projizierte sich ohne Vorwarnung ins Haus. Sehr schlechte Manieren. »Mit pesar mio«, sagte er auf Spanglisch. »Große Emergencia, Mann. Doktor Guess aqui?«
»Quienes?«
»Union Carbide.«
»Was wollen Sie?«
»Estro maquina, Mann. Macht wie verrückt, comprende?«
»Seit wann?«
»Wieder gut, jetzt. Aber vorher stundenlang völlig loco. Wir suchen Guess. Wollen ihn fragen, was los ist. Kann wieder passieren, comprende? Wir brauchen Doktor Guess für Conferencia.«
»Später, nicht jetzt. Werd's ihm sagen. Er ruft zurück. Ende.«
Er zog die Projektion zurück, und Poulos sagte beiläufig: »Guess hatte seinen Anfall vor ungefähr zehn Stunden. Interessante Koinzidenz, wie?«
»Wieviel weißt du, Poulos?«
»Alles, was die junge Dame dir zugeflüstert hat. Ich habe ein feines Gehör.«
»Dann beeinflußt Guess den Extro genauso wie der Extro ihn.«
»Du hast die richtige Schlußfolgerung gezogen.«
»Der Extro hat Harry und Valentine benachrichtigt.«
»Zweifellos. Über sein elektronisches Netz.«
»Werden wir jetzt abgehört?«
»Wahrscheinlich. Und vielleicht nicht nur die Worte«, sagte Poulos. »Jedenfalls solange Guess bei Bewußtsein und im Besitz seiner geistigen Fähigkeiten ist. Er ist jedoch nicht der einzige, der dem Computer hilft.«
»Was?«
»Wir haben es innerhalb der Gruppe mit einer Vendetta zu tun, einem Privatkrieg.«
»Um Himmels willen, Poulos! Wer? Was? Warum?«
»Ich weiß es nicht. Ich vermute, daß es sich um ein Mitglied der Gruppe handelt.«
»Was du nicht sagst.«
»Aber ich sage es. Ein Molekularer Renegat.«
»Unmöglich!«
»Nichts ist unmöglich.«
»Ein Molekularer Mensch, der sich gegen
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