Der Cop und die Lady
die dürren Einzelheiten mit, die seine Kollegen preisgegeben hatten.
„Ich hatte heute wieder mal das Vergnügen mit dem FBI”, sagte er mürrisch.
„Diesmal geht es um die Firma Zakroff und Duchesne. Juwelenhändler. Sie importieren eine Menge Edelsteine aus Kolumbien. Scheint so, als wäre das ihre Hauptquelle. Jetzt ist irgend jemand auf die schlaue Idee verfallen, dass das Medellin-Kokain-Kartell da seine Finger drin haben könnte, um vielleicht auf diese Weise irgendwie den Koks außer Landes zu bringen. Wie auch immer, jedenfalls hat das FBI ein Auge auf die Firma.”
„Aha, und jetzt fordern sie unsere Hilfe an?” Die spöttische Frage von Detective Sarris erzeugte allgemeine Heiterkeit.
„Himmel, nein. Natürlich nicht.” Hecht zog an seiner Zigarre und stieß eine dicke Rauchwolke aus. „In den Augen dieser gloriosen Jungs sind wir doch bloß dazu da, den Verkehr zu regeln. Nein, es ist nur so, dass jeder Augen und Ohren offenhalten soll. Wer etwas hört, was auch nur annähernd in Zusammenhang mit der Sache stehen könnte, muss es sofort dem FBI melden. Kapiert?”
„Und? Gibt’s was zu gewinnen?” rief Sarris übermütig.
„Ja.” Grimmig drückte Hecht seine Zigarre auf einer Untertasse, auf der ein angebissenes Brötchen lag, aus. „Einen kostenlosen Urlaub im sonnigen Kolumbien.”
Als Nina aus dem Bad kam, hielt Mike den Atem an. Sie hatte ihr nasses Haar straff zurückgekämmt und trug kein Make-up. Sie wirkte jung und unschuldig.
Na, mal sehen, was sie zu meiner Entdeckung zu sagen hat, dachte Mike.
„Schauen Sie, was ich gefunden habe.” Sie hatte auf der Couch Platz genommen und blickte ihm wachsam, fast so, als hätte sie sich für einen Kampf gewappnet, entgegen. Woraus er ihr keinen Vorwurf machen konnte. Schließlich hatte er sie schon mehr als einmal überrumpelt. „Ihren Pass.” Er bemühte sich, seinen Tonfall neutral zu halten.
„Oh, wo war ich denn schon überall?”
„Sehen Sie selbst.” Er hielt ihr das dunkelblaue Büchlein hin und beobachtete, wie sich erstaunt ihre Brauen hoben, während sie es rasch durchblätterte.
„Ich kann mich an diese Reisen überhaupt nicht erinnern.”
„Eine in die Schweiz”, bemerkte er. „Und fünf nach Kolumbien. Und das alles in den vergangenen achtzehn Monaten. Es muss Ihnen dort gut gefallen haben.”
Nina spürte, wie er sie beobachtete. Plötzlich fühlte sie sich wie ein Insekt unter dem Mikroskop. Er lauert nur darauf, dass ich ein falsches Wort sage, dachte sie.
Nur dass es gar nichts gibt, was ich vor ihm verheimlichen könnte, weil ich selbst nichts weiß.
Leicht zweifelnd blickte sie wieder auf den Pass. „Vielleicht waren es ja Geschäftsreisen.”
„Das wäre eine Möglichkeit. Mit Kolumbien werden zur Zeit viele Geschäfte gemacht.”
Da ging ihr ein Licht auf. Kolumbien - Kokain. „Sie haben mich in Verdacht, dass ich im Drogengeschäft mitmische?”
„Nina, ich habe ihnen bereits gesagt, dass ich Sie wegen überhaupt nichts in Verdacht habe. Ich will einfach nur, dass Sie sich wieder erinnern. Die Verbindung zwischen Kolumbien und Drogen haben Sie hergestellt, nicht ich.”
Sie sah ihm in die Augen. Alle Wärme und Fürsorglichkeit war aus ihnen verschwunden. Es war vielleicht nicht gerade Feindseligkeit, was sie in ihnen zu entdecken glaubte, aber doch Kühle und äußerste Wachsamkeit.
„Warten Sie”, rief sie aus. „Ich glaube, ich hab’s! Haben Sie nicht gesagt, dass die Firma, bei der ich arbeite, Edelsteine importiert?” Als er nickte, fuhr sie eifrig fort: „U nd ich bin eine Juwelenspezialistin, nicht wahr? Dann leuchtet es durchaus ein, weshalb ich so oft nach Kolumbien geflogen bin. Wahrscheinlich habe ich dort Edelsteine eingekauft.”
Mike fand es faszinierend, wie ihre Augen das Licht auffingen und zu leuc hten begannen, wenn sie erregt war. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich auf das zu konzentrieren, was sie gesagt hatte. Zugegebenermaßen machte es Sinn.
„Kolumbien hat zur Zeit Edelsteine höchster Qualität zu bieten”, fuhr Nina fort.
„Man hat im Landesinneren erst kürzlich wieder neue Vorkommen entdeckt. Von überall in der Welt kommen nun die Leute angereist in der Hoffnung, ihr Glück zu machen. Aber es geht dort verdammt rau und rechtlos zu. Wenn einer einen Edelstein findet, muss er ihn heimlich rausschmuggeln, weil er sonst Gefahr läuft, von einem anderen, der einen größeren Revo
lver hat als er, bedroht und
ausgeraubt zu werden.”
„Das klingt,
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