Der Cop und die Lady
als hätten Sie diese Erfahrungen aus erster Hand.”
„Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Könnte ja auch sein, dass ich es nur gelesen oder einen Film darüber gesehen habe. Wie oft muss ich es Ihnen eigentlich noch sagen - ich erinnere mich nicht!” Die letzten Worte schrie sie ihm fast ins Gesicht.
„Beruhigen Sie sich doch, Nina. Bitte. Ich bin Ihnen in keine r Weise zunahe getreten und habe Sie auch nicht verdächtigt.” Da musste Nina ihm fairerweise recht geben. „Es kam mir so vor, als würden Sie sich plötzlich wieder erinnern, und da habe ich eben nachgefragt.”
Sie seufzte. „Nein, leider nicht. Es ist ganz komisch, ich weiß diese Dinge zwar, aber ob ich irgend etwas davon selbst erlebt habe, kann ich nicht sagen.”
„Vielleicht waren Ihre Reisen ja tatsächlich Geschäftsreisen. Es würde einleuchten. Wir werden der Sache morgen nachgehen.”
Überrascht sah sie ihn an. In dem ganzen Durcheinander hatte sie noch keinen einzigen Gedanken an den nächsten Tag verschwendet.
„Wenn Sie wollen, hole ich Sie um acht Uhr ab”, schlug Mike vor. „Und dann fahren wir gemeinsam in Ihr Büro und sprechen mit den Leuten dort. Vielleicht frischt das Ihre Erinnerung ja wieder auf.”
Sie würde also noch einen weiteren Tag mit Mike Novalis verbringen. Nina wusste nicht recht, ob sie dieser Gedanke erleichterte oder verschreckte.
Zumindest würde sie nicht ganz allein sein. Aber sie würde auch mit Mikes Verdächtigungen zurechtkommen müssen -und mit der Tatsache, dass es sie jedesmal, wenn er sich mit seinen Fingern durch sein ungebändigtes schwarzes Haar fuhr, drängte, dasselbe zu tun.
Nina wollte wissen, wie spät es war, und schaute sich um. „Hey, Sie haben ja die Uhr an meinem Videorecorder gestellt”, stellte sie erfreut fest. „Danke.”
„War im Service inbegriffen.” Er präsentierte ihr ein verheerend charmantes Grinsen. Was er gleich darauf - erfolglos - hinter einem Gähnen zu ve rbergen suchte.
Es war bereits viel später, als Nina erwartet hatte. Fast neun schon. Mikes Augen waren gerötet, und er wirkte blass unter seinen schwarzen Bartstoppeln. Er sah erschöpft aus, und ihr ging es nicht anders. Es war ein langer Tag gewesen.
Mike erhob sich von der Couch und streckte sich. Nina, nicht in der Lage, den Blick abzuwenden, beobachtete fasziniert, wie sich das T-Shirt über seinem breiten Brustkasten spannte. Deutlich zeichnete sich seine Schulter-und Oberarmmuskulatur ab. Als er die Arme noch weiter nach oben reckte, rutschte sein T-Shirt aus seinem Hosenbund und gab den Blick auf ein paar Zentimeter straff gespannter Haut über dem Bauch frei und auf eine feine Linie schwarzer Haare, die nach unten verlief und sich unter dem Reißverschluss schließlich verlor. Mike ließ die Arme fallen. Nina schluckte und schaute schnell weg. Sie war sich sicher, dass er ihre Blicke registriert hatte. Na und? fragte sie sich trotzig. Hatte er im Krankenhaus, als sie diesen lächerlichen Kittel trug, nicht genau dasselbe getan? Und doch wagte sie es nicht, seinem Blick zu begegnen.
„Sind Sie sicher, dass Sie die Nacht allein verbringen möchten?”
Angesichts der Dreistigkeit seiner Frage blieb ihr fast die Luft weg. Ihre Überraschung musste sich auf ihrem Gesicht gespiegelt haben, denn Mike trat so rasch einen Schritt zurück, dass es schon fast ein Sprung war. Er hob verzeihungheischend beide Hände, die Handflächen nach außen. „Oh, tut mir leid.
So hab’ ich es natürlich nicht gemeint. Ich wollte Ihnen damit lediglich anbieten, eine Polizeibeamtin vorbeizuschicken, falls es Ihnen allein zu unheimlich ist.”
Nina schüttelte den Kopf. Er hatte also keinerlei Hintergedanken gehabt. „Nein, danke. Ich brauche keinen Aufpasser, und ich bin jetzt ganz froh, mal eine Weile allein zu sein. Wir sehen uns dann morgen früh um acht.”
Er nickte, schnappte sich seine Jacke und ging zur Tür. Dort wandte er sich um und sah sie an. „Es gibt noch etwas, das Sie wissen sollten”, sagte er. „Wir werden Ihr Telefon überwachen. Und bevor Sie mir jetzt mit Ihren Rechten kommen, kann ich Ihnen gleich sagen, dass das vollkommen legal ist. Es ist das, was in Fällen wie dem Ihren immer gemacht wird. Ihr Leben schwebt in Gefahr.”
„Na, da haben Sie sich ja eine schöne Ausrede einfallen lassen, um mich zu überwachen”, gab sie bitter zurück, innerlich hin und her gerissen zwischen Ärger und Angst. „Das tun Sie doch nicht deshalb, weil Sie der Meinung sind, ich sei ein
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