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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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vor Patrimonios Gesicht herum. Dieser scheuchte ihn weg wie eine lästige Fliege. Und Caroline Dumas, die Lippen missbilligend geschürzt, war derweil taktvoll beiseitegetreten, um sich der Statue zuzugesellen. Die Szene hatte alles, was es brauchte, um in ein Handgemenge auszuarten. Doch dann machte Philippe plötzlich auf dem Absatz kehrt und stolzierte hoch erhobenen Hauptes aus der Kapelle, überließ Patrimonio seinem Schicksal, der nichts Eiligeres zu tun hatte, als sich die Haare zu glätten und sich zu beruhigen, in Vorbereitung auf seinen großen Augenblick: seine Rede.
    Sam bemerkte, dass das Streichquartett die Galerie verlassen und sich einen Platz in der Menge gesucht hatte. Er überlegte gerade noch, wann es wohl endlich losgehen werde, als Patrimonios Sekretärin ihn bat, zwischen Lord Wapping und Caroline Dumas vor den jeweiligen Modellen Aufstellung zu nehmen. Dort galt es zu warten, bis Patrimonio seine Notizen sortiert und sich geräuspert hatte. Er nickte der Sekretärin zu und tippte mit ihrem silbernen Füllfederhalter laut gegen den Rand ihres Glases. In der Kapelle trat umgehend Ruhe ein.
    Patrimonio fing in gleichermaßen ruhigem Tonfall an, sich bei seinen Zuhörern für die Teilnahme an einer, wie er sagte, Abendveranstaltung von höchster Bedeutung zu bedanken; es handle sich dabei um einen Meilenstein in der Geschichte der ruhmreichen Stadt Marseille. Sam warf einen flüchtigen Blick zur Seite und sah, dass Wapping, der sich immer noch an sein Champagnerglas klammerte, benommen wirkte und eine Miene zur Schau trug, die blankes Unverständnis spiegelte. Er begriff offenbar kein einziges Wort der Rede, die in deutlich artikuliertem Französisch abgefasst war.
    Es dauerte nicht lange, bis Patrimonio ein wenig mehr in Fahrt geriet und die vielfältigen Talente, die harte Arbeit und die Vision seines Ausschusses beschrieb. Und vielleicht hatte er als Vorsitzender dieser Galaktischen ebenfalls ein kleines Scherflein dazu beigetragen, fügte er mit gebührender Be scheidenheit hinzu. Zu den Angeboten überleitend, die von den Teilnehmern der Ausschreibung eingereicht worden waren, stellte Patrimonio Caroline Dumas, Lord Wapping und Sam Levitt dem Publikum vor, was zu einer Runde Applaus für jeden führte. Die Modelle seien dazu da, genauer in Augenschein genommen zu werden, sagte er, und die Ideen, die sie repräsentierten, zeichneten sich durch eine solche Brillanz aus, dass sich die Wahl äußerst schwierig gestalten werde. Dennoch sei er zuversichtlich, dass die Ausschussmitglieder ihrer Aufgabe gewachsen sein würden. Sie hätten ihre Haus aufgaben gemacht, und er hoffe, dass man innerhalb der nächs ten zwei Wochen zu einer Entscheidung gelangen werde. Und schließlich streckte er mit einer ausladenden Geste, die eines Stardirigenten würdig gewesen wäre, beide Arme aus, um dem Streichquartett das Zeichen zu geben, nunmehr von ganzem Herzen die französische Nationalhymne, die »Marseillaise«, anzustimmen.
    Als die letzten Töne verklangen, kehrte Sam zu Elena zu rück, die sich in unmittelbarer Nähe von Wappings Freun den postiert hatte. Zufällig hatte sie mitbekommen, wie seine Lordschaft seinen Leuten gestanden hatte, die einzigen Passagen der Rede, die ihm bekannt vorkamen, seien sein Name und das Schlusslied gewesen – »ihr wisst schon, das mit der Mayonnaise«.
    Keiner der Franzosen machte Anstalten zu gehen, solange der Champagner in Strömen floss, und so konnten sich Sam und Elena unbemerkt davonschleichen. Sie durchquerten gerade das Geviert des Innenhofs, als Sams Handy klingelte. Es war Philippe.
    »Es gab da einen kleinen Zwischenfall mit Patrimonio.«
    »Das war nicht zu übersehen. Worum ging es? Wo steckst du überhaupt?«
    »Um die Ecke. In einer Bar namens Le Ballon, in der Rue du Petit-Puits. Fast schon in Sichtweite der Charité. Ich warte draußen, in Ordnung?«
    Bei seinem vorherigen Besuch in Marseille hatte Sam be reits Philippes Hang zu abseitigen, ein wenig heruntergekom menen Kneipen kennengelernt; nun wurden er und Elena mit einem weiteren drastischen Beispiel seines volkstümli chen Geschmacks konfrontiert. Das Blechschild über der Tür hatte schon bessere Tage gesehen: Es zeigte ein handgemaltes Bild von einem Fußball, le ballon, neben einen kleinen Wein glas, ebenfalls un ballon genannt, randvoll mit einer undefinierbaren Flüssigkeit gefüllt, die man für Rotwein halten konnte, wie der Künstler wohl gehofft hatte. Philippe, ge pflegt und tipptopp

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