Der Cyberzombie
spürte, daß es schwierig für sie war, über den Crash zu reden, ohne in Wut zu geraten. »Dennoch«, fuhr sie fort, »übersiehst du das Wesentliche. Es spielt keine Rolle, wer tatsächlich dafür verantwortlich war, solange du begreifst, daß David Dunkelzahn für den Schuldigen hielt.«
Ryan nickte. »Ich kann dir folgen.«
»Gut, jetzt ein wenig Geschichte. Damien Knight schwang sich mit etwas zum Leiter von Ares Macrotechnology auf, das Nanosekunden-Aufkauf genannt wird. Hast du davon schon mal gehört?«
Ryan nickte. »Du kannst aufhören, mich so zu behandeln, als sei ich geistig zurückgeblieben, Alice. Jeder, der ein wenig Ahnung hat, weiß von der Direktübernahme. «
Alice runzelte die Stirn. »Vielleicht, aber was nicht jeder weiß, ist die Tatsache, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach erst Dunkelzahns Hilfe war, die aus diesem Aufkauf einen Erfolg machte.«
»Das glaube ich sofort«, sagte Ryan. »Knight muß Hilfe von jemandem mit einem dicken Bankkonto gehabt haben.«
»Vielleicht hat Dunkelzahn ihm geholfen, um den durch den Crash angerichteten Schaden wiedergutzumachen.«
»Du meinst, er könnte sich verantwortlich gefühlt haben?«
»Warum nicht?«
Ryan schüttelte den Kopf. »Nicht Dunkelzahn. Vielleicht hat er Knight dabei geholfen, den Aufkauf zu bewerkstelligen, aber nicht aus einem Schuldgefühl heraus. Meiner Erfahrung nach haben Drachen keine Schuldgefühle.«
»Vielleicht hat Knight von Dunkelzahns Anteil am Crash gewußt und ihn erpreßt.«
»Das ist wahrscheinlicher, aber auch sehr gefährlich für Knight.«
Alices meerblaue Augen funkelten. »Vergiß nicht, daß die beiden miteinander Schach gespielt haben, und Knight hat nicht immer verloren. Er hatte den Respekt des Drachen.«
Ryan nickte, und plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er sah Strapp vor sich, wie dieser in Nadjas Büro gestanden hatte. Er war aalglatt und hatte Ryan mit direkten Fragen bombardiert, und dann hatte er plötzlich die Taktik geändert und ihn nach Damien Knight gefragt.
»Bist du noch da, Ryan?«
Er schüttelte die Erinnerung ab, konnte aber nicht ganz die Wut unterdrücken, die ihn allmählich erfaßte. »Ja, ich bin noch da. Ich sage es dir, sobald du fertig bist. Fahre fort.«
»Ich will das mal Schritt für Schritt durchgehen. Erstens: David Gavilan, der Leiter von Echo Mirage, besiegt die Crash-Entität, verliert dabei aber enge Freunde und erregt die Aufmerksamkeit der Medien. Sein Privatleben ist ruiniert, und er ist gezwungen zu verschwinden und sich eine andere Identität zuzulegen, um einigermaßen vernünftig weiterleben zu können. Das weiß ich, weil ich dabei war.
Zweitens: Er wird Damien Knight und benutzt einige der zur Bekämpfung der Crash-Entität entwickelten Spitzentechnologien und sein Wissen darüber, wie man sich in Konzerne hackt, um den Plan des Nanosekunden-Aufkaufs zu ersinnen. Er weiß von Dunkelzahns Anteil am Crash, wie unbedeutend er auch gewesen sein mag, und er droht ihm, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn der Drache sein Vorhaben nicht finanziert.
Der Nanosekunden-Aufkauf funktioniert perfekt, und David ist jetzt der Hauptaktionär von Ares Macrotechnology, einem der größten Konzerne der Welt. Nur hatte er nicht die Tatsache berücksichtigt, daß Dunkelzahn in diesem Spiel besser war als er.«
»Du redest von Gavilan Ventures«, sagte Ryan, und plötzlich sah er klar, und trotz des heißen Wassers lief ihm ein kalter Schauder über den Rücken.
»Ja. Als sich die Aufregung gelegt hatte, gehörten David zweiundzwanzig Prozent von Ares, in etwa genausoviel wie dem ehemaligen Geschäftsführer Leonard Aurelius. Aber Dunkelzahn besaß Gavilan Ventures und damit zwölf Prozent von Ares. Da Aurelius und Knight ständig konträr stimmten, wurden Dunkelzahns zwölf Prozent zum Zünglein an der Waage. Der Drache hat den Konzern im Grunde kontrolliert. Im Endeffekt hatte der Drache ein erhebliches Druckmittel gegen Knight in der Hand.«
Ryan lächelte. »Jemand wie Knight muß das gehaßt haben.«
»Das glaube ich auch. Vermutlich hat er jahrelang insgeheim einen Haß auf den Drachen gehegt. Damien Knight ist vielleicht die einzige Person, der es gelungen sein könnte, seine wahren Gefühle vor dem Drachen zu verbergen. Schließlich haben ihre Schachpartien oft tagelang, manchmal sogar wochenlang gedauert.«
Ryan nickte. Das klingt logisch.
»Also wartet Knight viele Jahre und ersinnt schließlich den perfekten Plan.«
Ryan schnaubte. »Und was für ein
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