Der Dämon aus dem grünen See
einem Motel. Wir wussten nicht, was wir sonst tun sollten.“
In Tahoe! Trotz ihres Schreckens überflutete Cassie Erleichterung. Es hatte geklappt! David hatte sich vom See entfernen können. Ihr Plan war aufgegangen.
„Geht es ihm gut?“, fragte sie.
Wieder antwortete Eric nicht sofort. „Wir wollten am Emerald Lake zelten, und als wir am Strand ankamen, trieb er im Wasser“, sagte er schließlich. „Wir dachten erst … Na ja, jedenfalls kam er zu sich, als wir ihn an Land gebracht hatten. Wir wollten sofort einen Krankenwagen rufen, aber dagegen hat er sich vehement gewehrt.“
„Geht es ihm gut?“, wiederholte sie.
„Wie man’s nimmt.“
„Hat er Schmerzen?“
Horrorszenarien flimmerten vor ihren Augen. David hatte ihr eindrucksvoll geschildert, was bisher passiert war, wenn er sich vom Wasser entfernte. Was, wenn er zu schwach gewesen war, sich zu wehren? Litt er Höllenqualen?
Am anderen Ende der Leitung raschelte es, dann hörte sie Davids Stimme. Doch sie klang schwach. Viel zu schwach.
„Cassie“, sagte er. „Das Wasser. Du musst es zurückbringen. Sofort. Er ist in der Flasche. Bitte … Ihr seid alle in großer Gefahr.“
„Aber du konntest den See verlassen, oder? Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?“
„Nichts ist in Ordnung“, stöhnte er. „Du musst ihn zurückbringen.“
„Aber was ist mit dir?“, schrie Cassie in ihr Handy. „Kannst du weg von dort?“
„Ich weiß nicht. Bis jetzt ging es. Aber das spielt keine Rolle. Bitte komm her.“
Cassie schloss die Augen. „Das geht nicht“, antwortete sie. „Du musst kommen. Marc hat das Wasser weggeschüttet.“
„Weggeschüttet?“, wiederholte David entsetzt. „Auf die Erde?“
„In den Ausguss.“
„Das ist schlimm“, sagte er. Seine Stimme klang immer schwächer. „Sehr schlimm. Wenn es dunkel wird, müsst ihr euch vorsehen. Du brauchst Taschenlampen. Wie bei der Maus, weißt du? Und finde raus, was mit dem Abwasser passiert. Wenn es ins Meer gelangt …“
„Jaja, ich kann’s mir vorstellen“, unterbrach ihn Cassie ungeduldig. Die ganze Situation hatte etwas Surreales. „Kannst du kommen? Bitte?“
„Natürlich. Ich muss. Aber wie …“
„Gib mir Eric.“
David widersprach nicht, und Cassie hörte wieder Erics Stimme. „Ja?“
„Kannst du etwas für uns tun?“, fragte sie ihn.
„Alles, was in meiner Macht steht. Aber meinst du nicht, wir sollten ihn doch lieber ins Krankenhaus …“
„Nein“, unterbrach ihn Cassie entschieden. „Auf keinen Fall. Das ist eine lange Geschichte, aber es hat seine Gründe, wirklich. Bitte, versuch ein Taxi aufzutreiben, das David hierherbringt.“
„Nach Palo Alto?“, fragte Eric überrascht. „Das sind fünf Stunden Fahrt. Das kostet ein Vermögen.“
„Deswegen kann ich ja auch nicht einfach eins bestellen“, erwiderte sie. „Finde einen Fahrer, der sich auf einen Festpreis einlässt und auch fährt, wenn er das Geld erst hier bekommt. Es sei denn … hast du einen Paypal-Account?“
„Ja, wieso?“
„Na ja, dann könnte ich dir das Geld überweisen, wenn du weißt, wie viel der Fahrer haben will, und du kannst ihn vorher bezahlen. Könntest du das für uns tun?“
„Ich weiß nicht … David sieht nicht so fit aus. Vielleicht sollte er nicht so eine lange Fahrt …“
„Ich muss zu ihr …“, hörte sie David im Hintergrund.
„Sag mal, wie viel könntest du denn für die Fahrt ausgeben?“, fragte Eric plötzlich. „Ich meine, wir würden ihn auch einfach so bringen. Aber wir sind Studenten und haben nicht so viel Kohle …“
Cassie überschlug hastig, wie viel sie auf dem Konto hatte. „Hundert Dollar“, sagte sie.
Keine Reaktion.
Wortlos reichte ihr Tom seine geöffnete Brieftasche und deutete auf die vier Fünfzigdollarscheine darin.
„Dreihundert Dollar?“, fügte sie mit fragendem Blick hinzu.
Tom nickte.
„In Ordnung“, hörte sie gleichzeitig Eric am Handy. „Wir fahren sofort los. Aber wenn unterwegs irgendwas passiert, bringen wir ihn zu einem Arzt, verstanden?“
„Beeilt euch. Bitte“, antwortete Cassie nur. „Fahrt zum Stanford Theater, das ist ausgeschildert“, fügte sie hinzu. „Ruft an, wenn ihr da seid, wir bleiben in der Nähe.“
„Yes, Ma’am“, sagte Eric. „Dann mal los.“
Cassie steckte ihr Handy wieder in die Umhängetasche und gab Tom die Brieftasche zurück.
„Das mit dem Wasser habe ich nicht verstanden“, sagte er so ruhig, als hätte sie nicht gerade das skurrilste
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