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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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erschrak selbst darüber, wie fremd ihre Stimme klang.
    „Mein Vater hatte die Idee mit New York. Er meinte, wenn ich unseren Urlaub absage, würdest du stattdessen mit deiner Familie nach Hawaii fahren und dich sogar darüber freuen.“
    Aber davon war nie die Rede gewesen. Im Gegenteil: Als Cassie zu Hause von Toms Absage erzählt hatte, war ihre Mom diejenige gewesen, die die Hütte in Tahoe vorgeschlagen hatte.
    „Meine Mom ist nicht krank“, stieß sie hervor.
    „Cassie …“ Hilflos streichelte er ihren Nacken.
    „Nein, du verstehst nicht.“ Sie schüttelte seine Hand ab und wandte sich ihm zu. „Es ist alles gelogen“, sagte sie eindringlich. „Marc wollte nur verhindern, dass wir zusammen Urlaub machen.“
    Aber spielte das jetzt überhaupt noch eine Rolle? Sie dachte daran, wie David sie geküsst hatte. Wie sie es genossen hatte. Wie viel mehr sie von ihm wollte.
    Tom war offenbar sprachlos. Widerstreitende Gefühle spiegelten sich auf seinem Gesicht – Unglauben, Fassungslosigkeit, Mitgefühl.
    „Sie haben mich nie gefragt, ob ich mit ihnen nach Hawaii will“, sagte sie und sah ihn eindringlich an. „Weder meine Mom noch Pete, noch Marc. Meine Mom hat mir ihren Pick-up geliehen, damit ich mit Linda in unsere Hütte in Tahoe fahren kann. Dass sie mit Pete nach Hawaii will, hat sie mir gar nicht erzählt – wahrscheinlich haben sie es spontan entschieden. Ist ja auch egal, jedenfalls geht es ihr gut.“
    „Aber … aber Marc hat mit meinen Eltern telefoniert“, stotterte Tom, als mache das die Geschichte wahrer. „Er war so besorgt, so verzweifelt … Warum sollte er so was tun?“
    „Sollte? Glaubst du mir etwa nicht?“, fuhr Cassie auf.
    Schweigend blickte er sie an. „Natürlich glaube ich dir“, sagte er schließlich. „Es ist nur ziemlich schwer zu begreifen, wie jemand auf so eine furchtbare Idee kommen kann.“
    Seine Worte bedeuteten ihr mehr, als er ahnte. So lange hatte sie sich von allen Seiten immer wieder anhören müssen, wie toll sich Marc um sie kümmerte … Spontan schlang sie die Arme um ihn. Tom erwiderte die Umarmung, ohne zu zögern, und drückte sie eng an sich.
    „Es tut mir so leid“, murmelte er in ihr Haar. „Was musst du nur gedacht haben, als ich unseren Urlaub abgesagt habe … Deine Mail war ja ziemlich eindeutig. Aber ich konnte ja nichts dazu sagen, ohne …“
    „Ich habe geahnt, dass Marc dahintersteckt“, erwiderte sie. „Er macht das nicht zum ersten Mal. Aber ich war trotzdem sauer auf dich. Ich war mir so sicher, dass er es niemals schaffen würde, uns auseinanderzubringen. Aber ich hatte ja keine Ahnung, welche Methoden er anwendet.“
    Unwillkürlich fielen ihr die anderen Jungs ein, die sich im Laufe der Jahre mit mehr oder weniger fadenscheinigen Gründen aus ihrem Leben verabschiedet hatten. Sie hatte immer gedacht, Marc hätte sie je nach Charakter offen bedroht oder bestochen. Etwa mit: Lass meine Schwester in Ruhe, oder ich brech dir alle Knochen. Oder, für die Opportunisten: Wenn du sie abservierst, hast du was gut. Aber vielleicht hatte sie ihnen auch Unrecht getan. Vielleicht waren sie auf ebenso perfide Lügen reingefallen wie Tom.
    „O Mann, ich bin so froh, dass es deiner Mom gut geht“, sagte Tom. „Ich hatte schon alle möglichen wilden Pläne. Fast wäre ich nach Hawaii geflogen, um nach dir zu sehen. Auf dem Handy konnte ich dich nicht erreichen, und bei euch zu Hause ist auch niemand rangegangen. Aber meine Eltern haben mich immer wieder überzeugt, wie egoistisch und unsensibel es von mir wäre, dich unter diesen Umständen beim Familienurlaub zu stören.“
    „Und was hast du gedacht?“, fragte Cassie mit trockenem Mund.
    „Dass ich bei dir sein sollte, wenn es so schlimme Nachrichten gibt“, erwiderte Tom und nahm ihre Hand.
    Sie brachte es nicht fertig, sich loszumachen.
    „Das hätte ich auch gewollt“, rutschte es ihr heraus.
    „Ja, das wusste ich. Aber es war eine totale Zwickmühle, denn ich hätte mich ja nicht normal verhalten können, und dann hättest du was gemerkt, was wiederum den Wunsch deiner Mutter …“ Er unterbrach sich und strich sich mit der freien Hand über die Stirn. „Dein Bruder muss ein ganz schön krankes Hirn haben.“
    „Stiefbruder“, korrigierte Cassie aus alter Gewohnheit, obwohl Tom das ja wusste. „Ja, das hat er.“
    Sie war ein wenig abgelenkt, denn sie konnte den Blick nicht von einem Abflussgitter auf der anderen Straßenseite lösen, das in seiner Halterung

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