Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
Geschöpf, das um seines Vergnügens willen ganze Völker in den Tod trieb. Wie im Traum zog sie das Schwert aus der Scheide und schritt auf den Turm zu. Sie hielt nicht an, als sie sich dem Tor näherte, denn irgendetwas in ihr wusste, dass es sich vor ihr öffnen würde.
Und wirklich – als sie näher kam, schwangen die großen Torflügel auf!
Doch Deina schritt nicht durch das Tor, sie blieb auf der Schwelle stehen. Und wie der Hass in ihrem Herzen den Schlüssel für den Zauber gebildet hatte, so zerbrach er an ihrer Liebe, die mit dem Hass ihren Einzug hielt. Die mächtigen Türflügel zitterten. Dann barsten mit hellem Klingen die Angeln und das schwarze Portal blieb offen stehen und konnte sich nicht mehr schließen.
Nun betrat Deina den Turm. Ohne sich umzusehen ging sie auf die Treppe zu und begann empor zu steigen. Und dann hatte sie die Öffnung erreicht, die zu Skoras Gemach in der Spitze des Turms führte. Immer noch trug sie die blanke Waffe in der Faust, als sie nun durch die Öffnung stieg. Kaum ragte ihr Kopf in das Turmgemach, als sie etwas sah, das ihre Wut überkochen ließ und ihr rote Schleier vor die Augen trieb.
In der Mitte des Raums stand Targil. Die braune Haut seines nackten Oberkörpers schimmerte in einem seltsamen blauen Leuchten, das von der Frau ausging, die er in den Armen hielt. Sein Hemd und sein Wams lagen achtlos zerknüllt auf dem Boden. Er stand mit dem Gesicht zu Deina, und nur mühsam unterdrückte sie einen Schrei. Denn in diesem verzerrten Gesicht standen Ekel und Verzückung, grenzenlose Qual und unverhüllte Begierde. Seine Hände waren in dem silberweißen Haar der Frau verkrallt, die Deina den Rücken zuwandte. Gerade wollte Targil den Kopf der Frau nach hinten biegen, um sie zu küssen, als Deina in den Raum sprang.
„Halt, Targil, rühre sie nicht an!“ rief Deina.
Beim Klang ihrer Stimme flog Targils Kopf hoch und ein lauschender Ausdruck trat in sein Gesicht, obwohl er Deina nicht wahrzunehmen schien. Er ließ die Frau los und seine Arme sanken kraftlos herab.
Aber jemand anderes hatte Deina wahrgenommen! Mit wütendem Fauchen fuhr Skora zu ihr herum. Die großen schwarzen Augen in ihrem milchweißen Gesicht glühten in einem eisigen Licht und der volle, blutrote Mund war hassverzerrt. Doch als sie Deina mit dem Schwert in der Hand vor sich stehen sah, fing sie schallend an zu lachen.
„Mit einem Schwert kommst du zu mir, um mir meine Beute zu entreißen?“ höhnte sie. „Hat dir denn niemand erzählt, dass die Macht von Sku-Ul nicht mit gewöhnlichen Waffen zu vernichten ist? Du kannst mich mit dem Schwert nicht verletzen! Sei nicht töricht, Mädchen! Wenn du jetzt ganz schnell gehst und mich nicht länger bei meinem Spiel störst, sollst du dein armseliges kleines Leben behalten. Denn ich habe Amüsanteres zu tun, als mich mit dir abzugeben.“
„Nein, Skora, ich werde nicht gehen“, sagte Deina kalt, „nicht, ehe ich dich nicht vernichtet habe! Und vielleicht unterschätzt du mich auch ein wenig. Richte doch einmal dein Augenmerk auf dein wunderschönes Tor und schau, ob du es wieder schließen kannst! Du kennst nur den Hass, und über ihn hast du Macht. Auch ich kam mit Hass im Herzen, mit Hass auf dich und deinen Sklaven Zolkar. Doch größer als der Hass, der mich trieb, ist meine Liebe zu diesem Mann, den du dir als Spielzeug erkoren hast. Und diese Liebe, diese Kraft, die du nicht kennst, sprengte die Angeln deines Tores. Ich bin gekommen, um von dir zurückzufordern, was du mir raubtest: Targil und meinen Bruder Rowin! Und dein Leben gegen das meines Vaters und das meines Volkes! Kämpfe mit mir, Dämon, und sieh, ob die Macht von Sku-Ul größer ist als die Kraft der Liebe, die meine Hand führt!“
Ein Wutschrei sprang von Skoras Lippen, denn blitzschnell hatten ihre Dämonenaugen das zerstörte Tor gesehen. Doch dann lachte sie wieder.
„Prinzessin von Valamin! Nicht wahr, das bist du doch? Über deine Liebe lache ich! Denn mein Hass würde dich um die Siegesfreude bringen, selbst wenn es dir tatsächlich gelingen könnte, mich zu vernichten. Denn die beiden Menschen, die du zu retten suchst, sind für dich verloren. Rowin, dein Bruder, schmachtet in Ketten an einem verborgenen Ort, und ich würde dir niemals sagen, wo er zu finden ist. Und dieser hier“, sie deutete auf Targil, der die ganze Zeit wie eine Puppe völlig abwesend dagestanden hatte, „auch dieser ist für dich verloren, denn ich werde
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