Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
sagte er. „Es ist zu gefährlich für dich, über all das Geröll zu steigen. Ich werde allein gehen.“
Doch Deina weigerte sich zurückzubleiben. „Nein, ich komme mit dir“, sagte sie entschieden. „Vielleicht gibt es wirklich einen Hinweis auf Rowin. Dann werden wir ihn zu zweit eher finden, denn vier Augen sehen mehr als zwei.“
Widerstrebend gab Targil nach, und so begannen sie, die Trümmer des Turms zu durchsuchen. Das Gebäude war nicht völlig eingestürzt. Das untere Drittel des Turms ragte noch mit gespaltenen Mauern aus dem Schutthaufen. Selbst dieser zerrissene Stumpf wirkte noch unheimlich und drohend und sein geborstener Rand zeichnete sich wie eine schwarze Krone gegen die weißen Nebel der Sümpfe ab.
Da der Turm in sich zusammengefallen war, lagen die Trümmer seiner Spitze zuoberst. Deina und Targil sahen einige Gegenstände aus Skoras Raum zwischen den Steinen liegen, doch ein großer Teil der Einrichtung musste im Inneren der Ruine liegen. Aber wie sollten sie dorthin gelangen? Das große Tor war von schweren Steinbrocken verschüttet.
Targil stand auf einem großen Steinhaufen und sah sich resignierend um.
„Wenn wir nicht durch Zufall hier draußen etwas sehen, werden wir nie erfahren, ob es hier einen Hinweis auf Rowins Verbleib gab“, rief er zu Deina hinüber. „Es ist nicht möglich, ins Innere der Ruine zu gelangen – und ich weiß auch nicht, ob ich das unbedingt möchte!“ Im Schauder der Erinnerung zog er die Schultern hoch.
„Gut, dann lass uns nur hier draußen suchen“, antwortete Deina. „Vielleicht finden wir, wenn Horon will, doch noch etwas, was uns den Weg weist.“
Mehrere Stunden suchten sie Stück für Stück die Schuttmassen ab und zogen immer wieder Gegenstände oder zerbrochene Teile hervor, die Skoras Raum beherbergt haben musste. Doch nichts davon brachte einen Zusammenhang mit Rowin.
Entmutigt sagte Targil: „Wenn wir nicht in absehbarer Zeit etwas finden, werden wir nicht mehr lange hier herumklettern können, denn es wird bald dunkel werden. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nur ungern die Nacht hier beim Turm verbringen würde.“
Doch Deina wollte noch nicht aufhören. „Lass uns wenigstens noch so lange suchen, dass wir den Rückweg durch die Sümpfe noch im Hellen schaffen. Irgendetwas sagt mir, dass ich noch nicht aufgeben sollte.“
Sie kletterte auf einen Schuttberg, der bis zum oberen Rand des Turmrestes ragte. Von dort oben konnte sie einen weiten Teil der unter ihr liegenden Trümmer überschauen. Etwas, das einige Meter unter ihr aus dem Schutt hervorschaute, erregte ihre Aufmerksamkeit. Schnell versuchte sie, dorthin zu gelangen, wobei sie mehr rutschte als ging und dabei eine kleine Lawine aus Schuttbrocken auslöste.
„Um der Götter willen, sei vorsichtig!“ rief Targil erschrocken, der ihre Rutschpartie mit angesehen hatte.
„Komm schnell hier herüber, Targil!“ rief Deina zurück. „Ich habe etwas Interessantes gefunden, doch es klemmt zwischen den Steinen fest.“
Eilig kletterte Targil zu Deina hinüber. „Schau mal!“ sagte sie. „Hier zwischen den Steinen scheint eine kleine Truhe zu liegen, siehst du? Man kann ein Stück des Deckels mit dem Schloss sehen. Ich habe schon versucht, sie herauszubekommen, aber der Stein, der auf ihr liegt, ist zu schwer für mich.“
„Ich werde versuchen, den Stein anzuheben“, sagte Targil. „Wenn ich es sage, versuchst du, den Kasten herauszuziehen.“
Mit dem Rücken stemmte er sich gegen den gewaltigen Brocken Mauerwerk, der über dem Fundstück lag. Seine Sehnen und Muskeln spannten sich zum Zerreißen, doch der Block rührte sich nicht von der Stelle. Keuchend ließ er davon ab.
„Das Ding scheint festgewachsen zu sein“, knurrte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Ratlos stand Deina neben ihm. „Was machen wir nur? Ich habe das Gefühl, dass in diesem Kasten der Schlüssel zu Rowins Kerker steckt. Wir müssen die Truhe haben!“
„Gut, ich versuche es noch einmal!“ sagte Targil. Wieder stemmte er sich gegen den Block. Sein Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung und seine Zähne knirschten aufeinander. Und da – unter Targils gewaltigem Druck geriet der Block auf dem losen Schutt ins Rutschen. Polternd rollte er ein Stück zur Seite und gab den geheimnisvollen Kasten frei.
Mit einem Jubelruf sprang Deina hinzu und befreite die kleine Truhe völlig aus dem Schutt, während
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