Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
Gesicht, dass ich selbst einer der Gründe für die Zerstörung Varnhags sei. Zolkar hatte mich zum Weibe begehrt und war von meinem Vater abgewiesen worden. Er muss damit gerechnet und bereits sein Heer an der Grenze zusammengezogen haben, um bei einer abschlägigen Antwort Varnhag sofort angreifen zu können. Gelang es ihm also nicht, die Stadt durch eine Heirat in die Hände zu bekommen, musste sie eben fallen! Zolkar ist ein schlauer Schurke. Auch bei dem Plan mit der Heirat wären Rowin ihm im Wege gewesen, denn wenn er vielleicht auch hoffte, meinen Vater zu einer Allianz mit ihm bewegen zu können, mein Bruder hätte einer Heirat mit ihm nie zugestimmt. Doch warum mag er Rowin nicht getötet haben, sondern hält ihn gefangen?“
„Ich weiß es nicht.“ Targil zuckte die Achseln. „Vielleicht werden wir es erfahren, wenn es uns gelingt, Rowin zu befreien. Ich kann mir nur denken, dass Zolkar mit deinem Bruder irgendeine Schandtat vorhat. Das würde seinem Charakter entsprechen.“
Unglücklich schmiegte sich Deina in Targils Arme. Es war dunkel geworden und vor den beiden einsamen Menschen lag eine kalte, unbequeme Nacht am Rande der Dämonensümpfe und im Angesicht der unheimlichen Ruine von Sku-Ul. Targil mit seinem nackten Oberkörper begann zu frieren, und Deina versuchte, ihn so gut es ging mit ihrem Körper zu wärmen.
Sie hatten sich zwischen die knorrigen Wurzeln eines morschen Baumstumpfs verkrochen, der dich mit Moos bewachsen war. Diese kleine, weich ausgepolsterte Kuhle umfing sie wie ein Nest und gab ihnen wenigstens den Anschein von Wärme und Geborgenheit.
Immer wieder lauschten sie zum Sumpf hinaus oder schauten zu den dunklen Umrissen der Ruine hinüber – jederzeit erwartend, dass irgendetwas Schreckliches geschah.
Doch nichts durchbrach die Stille und kein Schatten löste sich aus den Trümmern des Turms.
„Ich glaube, mit dem Untergang Skoras sind auch die Schrecken der Sümpfe vergangen“, flüsterte Deina. „Ich danke Horon dafür, denn ich hätte die schrecklichen Schreie nicht mehr ertragen können, schon gar nicht in der Dunkelheit.“
Targil schwieg, doch Deina bemerkte, dass er mit einmal unruhig zu werden begann.
„Was ist dir?“ fragte sie verstört.
„Ich weiß es nicht!“ Seine Stimme klang unsicher. Er befreite sich aus ihren Armen und setzte sich auf. „Irgendetwas in mir ist unruhig, unzufrieden, gereizt. Mir ist, als müsse ich nach etwas suchen, was ich verloren habe. Irgendetwas fehlt mir, doch ich kann nicht ergründen, was es ist.“ Nervös und fahrig fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare.
Oh, ihr Götter, da war es! Deina erschrak. Skoras Fluch, ihr Bann! Er war durch die Vernichtung der Dämonin nicht gelöst worden und wirkte immer noch in Targil fort, so wie sie es gesagt hatte. Was konnte sie nur dagegen tun?
Deina richtete sich auf legte ihre Hand auf Targils Arm. „Targil, ich …“
„Lass mich bitte in Ruhe, Deina!“ Wie von einer Schlange gebissen sprang Targil auf. „Ich muss erst wieder zu mir selbst finden, hörst du? Das alles war zu viel für mich! Ich muss mir erst klar werden, was mit mir los ist.“ Er entfernte sich zwei Schritte, doch dann schien er sich zu besinnen und kehrte um. Er ließ sich neben Deina auf ein Knie nieder und strich ihr zart übers Haar. „Verzeih mir, Liebling, aber ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist! Ich sollte froh sein, dass wir beide noch leben und das du bei mir bist. Ich sollte glücklich sein, nun, wo ich weiß, dass du mich liebst und es für unsere Liebe auch eine Zukunft gibt, was gestern noch unmöglich erschien. Aber in mir ist nichts als dieses schreckliche Unruhe, die mich sogar vergessen lässt, wie sehr ich dich liebe und wie sehr ich mich auf unserer langen Reise nach der Berührung deines Körpers gesehnt habe. – Oh, Deina, was ist nur mit mir?“ rief er verzweifelt und barg den Kopf in ihrem Schoß.
„Skoras Fluch!“ murmelte Deina tonlos. „Sie hat mir gesagt, dass du nicht von ihr loskommen wirst. Das, was du suchst und nie mehr finden wirst, ist sie, denn ihr Bann lag noch auf dir, als sie umkam. Hätte sie ihn vorher gelöst, so wie sie es tat, als sie dich aus ihren Diensten entließ, wärest du jetzt frei. Aber sie dachte gar nicht daran, dich wieder freizugeben! Und wenn sie ihre Vernichtung geahnt hätte, würde sie es erst recht nicht getan haben, um sich noch im Tode zu rächen.“
„Aber Deina, das
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