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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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»Wenn
man irgendwo Verantwortung mit gutem Gewissen übernehmen will, dann braucht es
entsprechende Kompetenzen.« [107] Es wird noch drei Jahre dauern, bis der
Fürst am Ziel ist und eine Verfassung nach seinem Zuschnitt erhält.
     
    Es ist eine der meistgestellten
Fragen rund um Heinrich Kieber und die LGT: Weshalb ließ die Treuhandfirma den
Mann mit dem abenteuerlichen Lebenslauf überhaupt in den Keller mit den
hochsensiblen Dokumenten?
    Tatsächlich
ist, wie Kieber selbst sagt, sein liechtensteinischer Strafregisterauszug zu
diesem Zeitpunkt blütenweiß. Nicht mal eine Voruntersuchung läuft gegen ihn. In
der ersten Phase als Mitarbeiter von Conex muss
Kieber bei der LGT Treuhand lediglich Berge von Akten scannen. Zeit, sich
detailliert mit dem Inhalt auseinanderzusetzen, haben weder er noch die anderen
Mitarbeiter. Die Gefahr, Geheimnisse aus der Firma zu tragen, wird durch den
Wachdienst, der an den Personaleingängen postiert ist, verhindert. Dazu kommt:
Kieber bringt eine wichtige Qualifikation für den Job mit. Er ist
Liechtensteiner. In der Finanzbranche im Fürstentum gilt die Faustregel: Bei
gleicher Qualifikation erhält der Liechtensteiner respektive der lange in
Liechtenstein wohnhafte Bewerber den Zuschlag. Von diesen Mitarbeitern erwartet
man bei satten Löhnen im Gegenzug Loyalität. Schließlich, so sagt der
Volksmund, scheißt der Vogel sich nicht ins eigene Nest.
    Nachdem alle
Dokumente gescannt und dem richtigen Mandat zugeteilt worden sind, müssen sie verschlagwortet werden. Für diesen Job hat sich Kieber
durch seinen soliden Einsatz beim Scannen qualifiziert: »Um dies überhaupt
fachgemäß auszuführen, mussten ich und meine dafür geschulten Teammitglieder
alle einzelnen Dokumente durchlesen und dann entsprechend den Belegartenkarten
abschließend unter der Mandatsnummer elektronisch speichern.« [108] Der mehrsprachige Kieber, gesegnet mit einer extrem raschen Auffassungsgabe,
ist für diesen Job prädestiniert. Schneller und zuverlässiger vermag niemand
die Dokumente zu indexieren, die in Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch
oder Italienisch verfasst sind. Was er dabei lernt, erklärt Kieber selbst: »Der
Treuhandkunde wählt zum Beispiel eine rechtlich eigenständige Liechtensteiner
Stiftung aus, indem er diese durch die Treuhand gründen lässt. Der Stiftungsrat
eröffnet im Namen der Stiftung dann die Bankkonten. Der Treuhandkunde
transferiert sein Schwarzgeld auf die Konten der Stiftung. Dies natürlich auf
hochkomplizierten und raffinierten Umwegen, so dass ein Bezug zwischen ihm und
der Stiftung nicht nachvollzogen werden kann. Also der berühmte ›Paper Trail ‹ (nahtlose Nachvollziehbarkeit jeder Transaktion)
wird unterbrochen. Prinzipiell bleibt er (und andere, die der Stifter nach
Gutdünken benennen kann) Kraft dem sogenannten Beistatut Begünstigter der Stiftung und somit aller Gelder und sonstiger Aktiven, die der
Stiftung gehören. Oft ist es so, dass die Stiftung direkt oder mittels
unterliegender Offshore-Firmen (andere rechtlich eigenständige Gesellschaften
aus Liechtenstein oder anderen Steuerparadiesen) neben den meist beträchtlichen
Bankkonten auch Immobilien, Patente, Bilder, Yachten und dergleichen besitzt
und kontrolliert. All diese ›Besitztümer‹ einer Stiftung produzieren eine Flut
an Papier, die im Akt landet.« [109]
    Dass er sich
nichts sehnlicher wünscht, als selbst ein vermögender Kunde seines Arbeitgebers
zu sein, und deshalb die Details über die Stifter, Gesellschaften und deren
Vermögen aufsaugt wie ein Schwamm, lässt Kieber sich nicht anmerken.
    Wenige
Wochen nach Ausbruch der BND- Spiegel -Affäre und mitten in der innenpolitischen
Auseinandersetzung kommt ein weiteres Skandalelement dazu: Sukzessive wird die
illegale Spendenpraxis der CDU unter Helmut Kohl in den 1990er Jahren publik.
Spuren zu den schwarzen Kassen der CDU führen unter anderem zur Stiftung
Norfolk ins Büro des Liechtensteiner Treuhänders Herbert Batliner, einem
Wanderfreund Helmut Kohls. [110]
    Auslöser der
Affäre ist ein Anfang November 1999 ausgestellter Haftbefehl gegen den
ehemaligen CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Kiep wird vorgeworfen, vom Rüstungslobbyisten Karlheinz
Schreiber eine Million D-Mark als Spende für die CDU erhalten und nicht im
Rechenschaftsbericht der Partei angegeben zu haben. Ende November 1999 räumt
der ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler ein, dass die Partei

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