Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)
ihrer Region übliche Bezeichnung für die Brotrinde mit – auch für diesen Nahrungsrest scheint es eine erstaunliche Vielzahl von Begriffen zu geben. Dazu lohnt sich bestimmt einmal eine weitere Leserbefragung. Was für den Apfel gilt, gilt übrigens gleichermaßen für die Birne. Alle Bezeichnungen für den abgenagten Rest der Frucht lassen sich statt mit »Apfel« genauso mit »Birnen« zusammensetzen: Birnengriebsch, Birnenbutzen, Birnenkitsche und so weiter.
Immer wieder kam es vor, dass Leser mit Nachdruck beteuerten, die von ihnen genannte Bezeichnung sei die einzige, die in ihrer Region gebräuchlich sei, und kurz darauf traf eine weitere E-Mail aus derselben Region ein, die ein völlig anderes Wort als das einzige dort verbreitete ausgab. Mitunter wohnten die Absender nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Daraus kann man eigentlich nur folgern: Wir sollten mehr mit unseren Nachbarn reden!
Natürlich stellte sich auch die Frage, wie denn – neben all den vielen regionalen Formen – die »offizielle« hochdeutsche Bezeichnung lautet. »Kerngehäuse« ist zweifellos ein hochdeutsches Wort, aber es bezeichnet nur das Innere der Frucht. Griebsch/Butzen/Kitsche/Nüssel – oder wie immer man es nennen will – umfasst mehr: nämlich auch den Stengel (Stängel) und die Blüte. Die Antwort auf diese Frage lieferten die Leser gleich mit; sehr viele Zuschriften begannen nämlich mit Formulierungen wie »Bei uns sagt man zum Apfelrest auch …« oder »Ein anderes Wort für den Apfelrest ist …«. Zahlreiche E-Mail-Schreiber aus den unterschiedlichsten deutschsprachigen Regionen haben es intuitiv niedergeschrieben, also könnte das Wort »Apfelrest« als der gemeinsame hochdeutsche Nenner angesehen werden. Noch steht es zwar nicht im Duden, aber vielleicht findet es aufgrund dieser Untersuchung Eingang in die nächste Neuauflage.
Ich schließe mit einem Gedicht, das mir Leser Rudolf Kleinert aus Bad Reichenhall geschickt hat. Es stammt von dem Arnsberger Fritz Ottensmann, der es im Jahre 1946 bei der Abiturfeier in Wennigloh vortrug:
Adam und Eva
Sie aß vom Apfel erst das Beste,
geht mit dem Nüsel dann zum Mann
und dreht die kümmerlichen Reste
noch voller List dem Adam an.
Doch wo wären wir Männer heut ohne diese?
Nach der Bibel zu schließen im Paradiese.
In der nachstehenden Tabelle sind die Begriffe zusammengestellt, die mir die Leser zugeschickt haben. Sollten Sie eine Variante vermissen, so bitte ich um Nachsicht. Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Sprachforschung zum Apfelrest ist ein unerschöpfliches Gebiet, das sicherlich ein ganzes Buch füllen könnte. Um es mit den Worten Fontanes zu sagen: »Ach, Luise, lass … das ist ein zu weites Feld!«
Fünf Wörter auf -nf
Frage eines Lesers: Seit einigen Jahren hält sich in meinem Bekanntenkreis das Gerücht, dass es in der deutschen Sprache genau fünf Wörter gibt, die auf -nf enden. Senf, Hanf, fünf – und die Stadt Genf. Unglücklicherweise kennt niemand, den wir bisher gefragt haben, das fünfte Wort auf -nf. Können Sie mir sagen, wie dieses ominöse Wort heißt, falls es denn überhaupt existiert?
Antwort des Zwiebelfischs: Diese Frage wurde mir schon mehrfach gestellt. Seltsam. Niemand interessiert sich für Wörter, die auf -sk oder -mp enden. Alle beschäftigt nur das Mysterium der Endung -nf. Es scheint wie die Suche nach dem heiligen Granf.
Die Antwort auf die Frage, wie viele Wörter es im Deutschen gibt, die auf -nf enden, schwankt zwischen drei und unendlich. Im engeren, strengeren »Wort«-Sinne gibt es zunächst drei: Hanf, Senf, fünf.
Hinzu kommen zwei Namenswörter aus der Schweiz: die Stadt Genf und das von Ihnen mit Spannung erwartete fünfte Wort. Es lautet Sernf. Das ist der Name eines Flusses im Kanton Glarus.
Damit wäre man bei fünf. Diese fünf Wörter stehen allesamt im Wörterbuch und gelten somit als verbürgt.
Einigen ist darüber hinaus auch noch das Wort Ganf bekannt, eine Nebenform zu Ganeff, der Rotwelschvariante des jiddischen Wortes Ganove. Doch da dieses Wort zu speziell ist, findet man es nicht im Wörterbuch. Es bleibt demnach bei fünf.
Besonders pfiffige Sprachfüchse kommen auf eine sehr viel höhere Zahl. Sie behaupten, es gebe unendlich viele Wörter auf -nf! Wenn man ungläubig nachhakt, fangen sie an zu zählen: »einhundertfünf, zweihundertfünf, dreihundertfünf …«
Es gibt indes auch Gegenden in Deutschland, in denen die Buchstabenkombination
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