Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)
Nein, den Ausdruck gibt es nicht. Mir ist er jedenfalls nicht bekannt.
KATINKA1977: Also gut, ich fürchte aber, dass ich Ihnen »unter« der Woche nicht viel bieten kann. An Zeit, meine ich.
HOBBYKOCH: Dann also doch nächstes Wochenende? Also das in acht Tagen?
KATINKA1977: In acht Tagen? Da ist doch kein Wochenende? Heute ist Mittwoch, plus acht, das ist nächste Woche Donnerstag!
HOBBYKOCH: Nein, ich meine von diesem Wochenende an gerechnet.
KATINKA1977: Da komme ich auf Montag!
HOBBYKOCH: »In acht Tagen« bedeutet dasselbe wie »in einer Woche«. Kennen Sie nicht Wum und Wendelin? Die haben immer gesagt: Einsendeschluss für den »Großen Preis« – Samstag in acht Tagen!
KATINKA1977: Der große Preis? Ich fürchte, das war vor meiner Zeit. Aber eine Woche hat doch nicht acht Tage?
HOBBYKOCH: Ich glaube, wir schauen doch besser in unsere Terminkalender und legen uns auf ein numerisches Datum fest, was meinen Sie?
KATINKA1977: Das hört sich zwar irgendwie sehr technisch an, aber vielleicht ist es wirklich das Beste.
HOBBYKOCH: Wie wäre es mit dem 23.? Passt Ihnen das?
KATINKA1977: Meinen Sie diesen Monat oder den nächsten?
Zu einem Treffen zwischen Henry und Katinka1977 ist es bis heute nicht gekommen. Wie mein Freund mir aber dann verrät, war Katinka1977 nicht die einzige junge Dame, bei der er sich um ein Rendezvous bemühte. »Aber ich chatte nicht parallel mit ihnen«, beteuert er. »Immer hübsch eine nach der Nächsten!« – »Eine nach der Nächsten?«, frage ich. »Sollte es nicht eher heißen: eine nach der anderen? Wenn du dich immer erst mit derjenigen triffst, die du nach der Nächsten ansprichst, dann kommst du ja nie zum Zuge!« – »Elender Besserwisser!«, zischt Henry. »Wer von uns ist eigentlich dran mit Zahlen?«, frage ich. »Du hast beim letzten Mal gesagt, dass du die nächsten beiden Male zahlen würdest«, sagt Henry. »Na schön«, erwidere ich, »dann kannst du ja dieses Mal noch zahlen! Herr Ober, der Herr hier würde gern die Rechnung begleichen!«
Adventslichter in der Adventzeit
Frage eines Lesers aus Österreich: Ich habe beobachtet, dass man bei uns im österreichischen Raum »Adventzeit« sagt, während es in Deutschland auf Plakaten, Ankündigungen und in Fernsehzeitschriften immer »Adventszeit« heißt. Mir persönlich ist Adventzeit sympathischer und logischer, für ein Fugen-s sehe ich keinen Grund. Welcher Ausdruck ist richtig?
Antwort des Zwiebelfischs: Ihre Beobachtung ist absolut korrekt. Das Wort »Advent« wird in Deutschland und Österreich unterschiedlich behandelt. Es wird auch unterschiedlich ausgesprochen. In Deutschland wird es allgemein mit einem weichen »w« gesprochen und bekommt in Zusammensetzungen ein Fugen-s: Adventszeit ist die Zeit des Advent s , hier lässt sich das Fugen-s also mit dem Genitiv rechtfertigen.
In Österreich wird der Advent vielerorts mit »f« gesprochen und erhält in Zusammensetzungen kein Fugen-s: Adventzeit, Adventkalender. Dass Sie die Formen ohne Fugenzeichen schöner finden, ist ganz natürlich, denn man empfindet immer das als schöner, was einem vertraut ist. In Österreich ist »Adventzeit« richtig, in Deutschland »Adventszeit«. Wie so oft gilt mehr als eine Möglichkeit. Besonders große Liebhaber des Fugenzeichens sprechen übrigens auch gerne vom »Adsventskranz«, denn das zischt so schön. Diese Form wird aber – wohlgemerkt – nur scherzhaft gebraucht und gipfelt in der Frage nach dem einzigen deutschen Wort, das vier »tz« enthält: Atzwentzkrantzkertzen!
Wie die Sprache am Rhein am Verlaufen ist
Es gibt in der deutschen Sprache so manches, was es offiziell gar nicht gibt. Die sogenannte rheinische Verlaufsform zum Beispiel. Die hat weniger mit dem Verlauf des Rheins zu tun, dafür umso mehr mit Grammatik. Vater ist Fußball am Gucken, Mutter ist die Stube am Saugen. Und der Papst war wochenlang im Sterben am Liegen.
Meine Freundin Holly ist Amerikanerin, genauer gesagt Kalifornierin. Obwohl sie ein sehr aufgeschlossener und wissbegieriger Mensch ist und seit nunmehr fünf Jahren in Deutschland lebt, hat sie mit der deutschen Sprache noch immer ihre liebe Not. »Deutsch ist so … complicated «, schimpft sie, »andauernd hat man es mit Ausnahmen zu tun.« – »Ich glaube nicht, dass es irgendeine Sprache gibt, die ohne Ausnahmen auskommt«, erwidere ich, »dafür sind die meisten Sprachen einfach zu alt und haben schon zu viele Entwicklungen durchgemacht.« – »Es ist aber eine
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