Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3
wird man immer nur von etwas, nicht durch etwas. Bei »verwundet«, »getötet«, »zerstört« geht beides: Man kann sowohl von einer Kugel als auch durch eine Kugel (unter Zuhilfenahme einer Kugel) getötet werden.
Die Aussage »Gesunde Zähne durch tägliches Zähneputzen« ist korrekt; denn man könnte statt »durch« auch »mithilfe von« schreiben, ohne dass der Sinn ein anderer würde.
Aus der Überschrift »Weniger Tote durch Motorradunfälle« ließe sich indes folgern, dass Motorradunfälle das Lebensicherer machten. Je mehr Motorradunfälle, desto besser! Gemeint ist freilich: »Weniger Tote bei Motorradunfällen«.
Ebenfalls misslich formuliert ist der Hinweis »Betreten durch Unbefugte verboten!«, wie er auf vielen Baustellenschildern zu lesen ist. Grundstücke und Gebäude werden nicht durch Menschen betreten, sondern von denselben. Allerdings ist auch die Anweisung »Betreten von Unbefugten verboten« missverständlich und daher nicht zu empfehlen. Die beste Lösung lautet einfach: »Betreten für Unbefugte verboten!«.
[e] einmal mehr/wieder einmal
Der häufig verwendete Ausdruck »einmal mehr« ist ein Anglizismus, der auf einem Übersetzungsfehler beruht. »Mehr« ist ein unzählbares Mengenwort (»mehr Wasser«, »mehr Geld«), man kann es nicht mit der Zahl eins mal-nehmen.
Das englische »once more« muss auf Deutsch mit »wieder einmal«, »erneut« oder »abermals« wiedergegeben werden.
Der Satz »Johannes wollte einmal mehr Geld verdienen« ist nur dann richtig, wenn er bedeutet, dass Johannes eines Tages mehr Geld zu verdienen hoffte, nicht aber, dass er wieder einmal Geld verdienen wollte.
[e] Euro/Euros
Einmal um die ganze Welt, und die Taschen voller Geld. Voller Euro natürlich. Oder voller Euros? Was ist richtig?
Mit dem Euro verhält es sich genau wie mit dem Dollar. Wo man von »Dollars« sprechen kann, da kann man auch von »Euros« sprechen. Dies gilt vor allem dann, wenn damit die Scheine und Münzen gemeint sind, also die Währung zum Anfassen: »Bald zahlt man in ganz Europa mit Euros«, »Ich sammle Euros und Briefmarken«, »Er schwamm geradezuin Euros«. Der Italowestern mit Clint Eastwood hieß zwar »Für eine Handvoll Dollar«, aber er hätte durchaus auch »Für eine Handvoll Dollars« heißen können. Wenn das Wort »Euro« hinter einer Zahl steht, somit also ein bestimmter Geldbetrag gemeint ist, erhält es in der Regel kein Plural-s: zwei Euro, 4,50 Euro (gesprochen: vier Euro fünfzig), zehn Euro, 99 Euro, eine Million Euro. Mit dem Dollar und dem Cent wird genauso verfahren – als Geldbetrag sind beide unveränderlich. Auch für den österreichischen Schilling galt dies: Man zahlte mit Schillingen, aber etwas kostete tausend Schilling.
Andere Währungen hingegen können im Deutschen auch als Beträge eine Pluralendung erhalten: Aus der spanischen Pesete (oder Peseta) wurden auf Deutsch sofort Peseten, wenn der Betrag größer als eins war – also fast immer, da man für eine einzelne Pesete nicht viel bekam. Auch die italienische Lira war hinter Zahlen ausschließlich als »Lire« anzutreffen. Die dänische Krone ist auch so ein Fall: eine Krone, 2,20 Kronen.
Einen sprachlichen Sonderfall stellte übrigens die gute alte Mark dar: Sie gab es nur im Singular. Manch einer bildete zwar scherzhaft die Pluralform »Märker«, aber offiziell ließ sich die Mark (sprachlich) nicht vermehren.
Dem Euro hingegen lässt sich ohne Weiteres ein -s anhängen. In einigen Gegenden Deutschlands ist die Neigung hierzu besonders stark. Der Kölner zum Beispiel spricht konsequent von Euros, auch bei Geldbeträgen: »Ein Kölsch? Macht zwei Euros!«
In der Umgangssprache erfreut sich derweil eine weitere Pluralform wachsender Beliebtheit: Da zahlt man auch schon mal in »Euronen«.
[g] Galerie/Gallery
Wer in Deutschland eine »Gallery« eröffnet, der spekuliertmöglicherweise gezielt auf Kundschaft aus dem Ausland. Vielleicht aber hatte er auch einfach nur kein Wörterbuch zur Hand, um sich der deutschen Schreibweise des Wortes zu vergewissern. Die kommt unterm Strich zwar auf die gleiche Buchstabenzahl, sieht jedoch eine andere Verteilung vor: nur ein »l«, dafür »ie« statt »y«: »Galerie«.
Entsprechend lautet die Berufsbezeichnung des Kunsthändlers »Galerist«, nicht Gallerist.
Dies wird oft verwechselt, was auch kein Wunder ist, zumal das »a« kurz gesprochen wird und sich so anhört, als folgte ihm ein Doppelkonsonant. Doch das ist eben nicht der
Weitere Kostenlose Bücher