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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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untergehende Sonne war der Gipfel. Auch rot, glühend und alles. Aber wenn man’s wusste, sah man doch, dass sie nicht das Original war. Trotzdem: echt gut gemacht.
    Konnte man nicht anders sagen.

Teil 2: Jetzt
    Â»Ich fahr jetzt Zug!«
    Facebook-Statusmeldung, Verfasser bekannt
    Â»Wahnsinn!«
    Antwort auf diese Statusmeldung, Verfasser ebenfalls bekannt

Mein Diät-Tagebuch
    Halloween 2010. Heute ist Kostümparty im Büro.
    Ich habe drei Wochen an meinem Jack-Sparrow-Kostüm gearbeitet. Alles dabei – Pluderhose, Leinenbluse, Langhaarperücke, Dreispitz, Weste, falscher Bart, Schnallenschuhe, Kajal.
    Das zusammenzutragen und zu nähen hat ewig gedauert und war teuer: Der Fluch der Akribie.
    Ich positioniere mich in vollem Ornat vor dem Spiegel und stelle nach eingehender Prüfung fest: Jou, ich sehe aus wie ein Depp.
    Selbst bei großzügigster Auslegung von »Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel« bin ich zu fett. Das sieht nicht aus.
    Ich muss was tun. Piraten sehen anders aus. Ich könnte diesen Bauchweg-Gürtel nehmen, den man ebenso unsichtbar unter der Kleidung trägt und der mit dem Druck eines anfahrenden Leopard-2-Panzers den Speck auf seinen Platz verweist. Man wirkt mit dem Bauchweg-Gürtel ein gutes Stück schlanker. Man kann während des Tragens aber nicht sprechen und sollte ihn alle sechs Stunden kurz abnehmen, damit eventuell getrunkene Flüssigkeiten sich nicht länger im Brustkorb stauen und nach unten abfließen können. Aber es entstehen kritische Situationen, wenn man den Gürtel ablegt, weil einem dann mit dem Geräusch eines Peitschenhiebs das kreischende Fett in die Wohnung schnellt und dabei den Wohnzimmerschrank zerschlägt. Wenn ich das tue, kann ich auch direkt diese Schuhe bestellen, die VÖLLIG UNSICHTBAR NEUN ZENTIMETER GRÖSSER MACHEN. Ausrufezeichen.
    Wie das funktioniert, unsichtbar neun Zentimeter größer, steht da nicht. Ich habe zwei Theorien: Entweder enthalten diese Schuhe, völlig unsichtbar verborgen, Einlegesohlen, die aus zwei Stücken herkömmlicher Küchenarbeitsplatte bestehen, die mich entsprechend anheben, wobei dann jeder Schuh völlig unsichtbar dreieinhalb Kilo wiegt und so geräumig sein muss wie ein Samsonite-Hartschalenkoffer, oder in den Schuhkappen verbergen sich zwei kleine Spaten, mit denen ich, während ich herumschlendere, Gruben aushebe, in die meine Mitmenschen dann hineinlatschen und tiefergelegt werden.
    Mach ich nicht. Will ich nicht.
    Abnehmen ist Trumpf.
    Ich mache mir ein neues Kostüm, indem ich ein Blatt nehme und draufschreibe: Viel Spaß, ich hab die Scheißerei. Genau – dieses Jahr gehe ich als Fax und bleibe zuhause, um mich auf meine Diät einzustimmen. Sie beginnt am Morgen des 2. November. Ich werde Buch führen.
    2. November
    7:00 Uhr
    Mache mir Frühstück. Während die Fritteuse heiß wird, fällt’s mir ein: Ich mach Diät. Stelle die Fritteuse ab und esse eine Banane.
    Im Internet steht, schwarzer Kaffee hat pro Tasse nur eine Kalorie. Super.
    7:30 Uhr
    Habe 22 Tassen Kaffee getrunken und bin nun sicher: Ich kann tote Menschen sehen. Koffein ist Teufelszeug. Esse noch eine Banane.
    8:00 Uhr
    Erscheine im Büro.
    8:15 Uhr
    Uwe aus der Buchhaltung erscheint und fragt, warum mein Hemd voller Remoulade ist.
    Ich erkläre ihm, dass Banane pur zu sehr nach Obst schmeckt.
    Bestätige, dass ich eine Diät mache.
    Uwe sagt, ich müsse viel Wasser trinken.
    8:17 Uhr
    Schicke den Praktikanten los, um vier Kisten Staatlich Fachinger zu kaufen.
    Brauche für fünf Flaschen neun Minuten.
    Uwe erscheint erneut und überreicht mir feixend einen Briefbeschwerer. Als Motivation, sagt er. Es ist ein in einen Acrylblock eingegossenes Ferrero-Küsschen . Spinner.
    Trinke noch etwas Wasser. Die toten Menschen verschwinden nach und nach.
    8:45 Uhr
    Ich muss Pipi.
    9:00 Uhr
    Ich muss Pipi.
    9:05 Uhr
    Ich muss Pipi.
    9:07 Uhr
    Ich muss Pipi.
    9:12 Uhr
    Uwe kommt mit den Quartalszahlen. Ich werfe einen kurzen Blick darauf, nicke entschlossen und muss dann Pipi.
    9:30 Uhr
    Frühstückspause. Werfe einen langen Blick auf die mobile Fritteuse in meiner Schreibtischschublade. Lache dann grimmig. Nach 25 Minuten grimmigen Lachens erscheint meine Sekretärin und fragt, warum ich weine.
    Will aus der Haut fahren, habe jetzt aber einen unaufschiebbaren Termin: Ich muss Pipi.
    10:00 Uhr
    Zeit für einen

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