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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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Autobahnausfahrtschildes auf seine Shirts zu drucken.«
    Ironie ist eine Sprache, die nicht jedermann versteht.
    In der Türkei tut man’s. Das machte es nicht besser. Mittlerweile war ich von mindestens acht Personen umringt.
    Â»Okay«, sagte ich. »Ich nehme dann so ein GUCCI-Polo. In Schwarz. Größe XXL.«
    Â»In XXL hab ich nur Gelb.«
    Â»Toll«, sagte ich.
    Und toll auch, dachte ich, wie prima hier alle Deutsch sprachen.
    Der Verkäufer brachte mir das Hemd. Ich betrachtete es und dachte an jemanden, der schon seit 35 Jahren keine Geige mehr in meinem Leben spielte. Du bist mein Freund, Bibo. Ich liebe dich, großer uringelber Vogel.
    Â»Pack aus«, sagte der Verkäufer.
    Â»Nee«, sagte ich. »Muss nicht sein. Ich nehm’s so mit. Eingepackt. Ist ein Geschenk.«
    Â»Ney, ney«, sagte er, riss das Zellophan von dem Feudel und hielt mir das Hemd in jener Art an die Brust, die sonst nur Müttern vorbehalten ist, wenn der Junge mal wieder zu träge war, ein todschickes, ich zitiere, »Tee-Shiert« anzuprobieren.
    Â»Schön«, sagte er diabolisch. »Sehr elegant.«
    Der Engländer legte mir freundschaftlich einen Arm über die Schulter und kotzte mir auf die Brust.
    Jetzt war’s auch original.
    Ich kehrte in mein Hotelzimmer zurück.
    Die Kanister waren ausgekippt. Beide.
    Krieg. Gut. Kein Problem.
    CSI: Antalya. Ich untersuchte das Waschbecken. Trocken. Die Duschtasse. Gleiches Ergebnis. Sie musste mein Wasser ins Klo gekippt haben.
    Ich latschte zum Süpermarket und kaufte ein.
    Der nächste Morgen. Ich polterte wie eine Sturzgeburt aus der Umschlingung meiner Matratze und machte mich blendend gelaunt zum Frühstücksraum auf.
    Ich aß reichlich. Bohnen, Speck, türkische Sülze, Aufschnitt, stets die Uhr im Blick.
    Um halb zwölf beschloss ich, dass es genug war.
    Fünf Minuten später war ich auf meinem Zimmer. Das Badezimmer stand unter Wasser.
    Ich klatschte feixend in die Hände. Die Reinigungsfrau war mir in die Falle getappt. Ich hatte die Toilettenöffnung mit Klarsichtfolie überspannt. War wohl nichts mit Weggießen von andrerleuts ZAHNPUTZWASSER!
    Dann meldeten Bohnen, Speck und Sülze eine Umgebungsveränderung an. Da wollte was ans Licht. Ich entfernte die Folie und nahm Platz. Süßer Triumph.
    Das würde sie lehren …
    Zehn Minuten später.
    Â»Was haben Sie sich dabei gedacht?« brüllte ich in den Hörer.
    Â»Wobei?« fragte der Rezeptionist zuckersüß.
    Â»Sie haben die Spülung meiner Toilette abgestellt!«
    Â»Ja«, sagte er. »Da war ein Wasserschaden.«
    Â»Der kam aber nicht aus der Toilette, verdammt!«
    Â»Ach«, erwiderte er. »Wissen Sie etwas darüber?«
    Â»Nein«, sagte ich.
    Â»Gut. Am Abend kommt Klomann-Techniker.«
    Â»Am Abend? Ich weiß jetzt nicht genau, wie ich es Ihnen erklären soll … also das halbe Frühstücksbüffet starrt zu mir rauf.«
    Â»Am Abend«, sagte er erneut.
    Â»Und was bitte soll ich solange machen?«
    Â»Sie gehen auf den Balkon?«
    Â»Oder?«
    Â»Gehen Sie einkaufen. Viele schöne Läden hier.«
    Â»Oder?« Komm, dachte ich. Sag es.
    Er räusperte sich.
    Â»Wenn Sie einen Wasserkanister kaufen, können Sie selbst wegspülen.«
    Es wurde noch ein schöner Urlaub.
    Ich suchte noch am selben Tag den Klamottenladen auf.
    Â»Hallo«, sagte der Verkäufer. »Sie haben schönes braunes Hemd nicht an.«
    Â»Es war gelb«, sagte ich.
    Â»Nur am Anfang. Wo kann ich helfen?«
    Â»Die Chanel-Tasche hier? Ist die echt?«
    Â»Natürlich. Echt.«
    Â»Leder?«
    Â»Echt Leder, sicher. Echt Chanel. Butterweich.«
    Â»Nehm ich.«
    Â»Fünf Euro.«
    Harmonie.
    An meinem letzten Tag saß ich zum ersten Mal am Strand. Wahnsinn. Ich hatte die Findigkeit der türkischen Mitbürger unterschätzt. Sie die meine aber auch. Die letzten Tage meines Urlaubs hatte ich mindestens vierzig Fünfliterkanister ins Hotel geschleppt. Die hatte ich mit Leitungswasser gefüllt. Sollte die Putzdame es wegkippen, bis sie eine Sehnenscheidenentzündung ereilte. Das Mineralwasser ruhte still und ohne einen Tropfen Verlust in der Tasche von Chanel. Tolles Material. Absolut wasserdicht. Hätte mit Leder nie funktioniert.
    Ich betrachtete die Wellen. Wie sie die ohne Wind hinkriegten, war schon cool. Hut ab.
    Aber die

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