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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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da nur TANGA CHICK. Falsch geschrieben, sicher, aber wir redeten immer noch von Lutz.
    Ich überreichte ihm das Aquarium. Lutz ergriff es. Rasant entglitt es seinen Pranken, schlug auf und zerbarst. Ich sog Luft in die Lungen und schrie:
    Â»HUCH!« Goliath glitt seine übliche Route, ich brüllte: »WARTE! HAB IHN!«, und trat drauf. Lutz stand erstarrt da.
    Der Goliath ist dem Goliath ebenfalls sein Tod, Alter, dachte ich. Das warst du, Abrissbirnennachbar. Das war nicht ich. Das warst du. Sowas von du.
    Lutz bückte sich, berührte den nun wirklich enorm flächigen Rest von Goliath und schluchzte.
    Dann ergriff er eine große Scherbe des Aquariums. Sie entglitt ihm.
    Er schnappte sie erneut, hob sie an sein Gesicht und schnüffelte daran.
    Â»Ist das Babyöl?«
    Â»Wie bitte?« fragte ich.
    Â»Ist das Babyöl?«
    Â»Neee. Nee-neee. Ach was. I wo.«
    Lutz, stellte ich fest, war mal gar nicht so doof. Na schön, um Lutz das Entgleiten der Fischbehausung zu ermöglichen und ihm damit alle Schuld am Ableben Goliaths unterzujubeln, hatte ich den Kasten durch gewissenhaftes Einreiben mit Babyöl so glitschig gemacht, dass dagegen ein Profisnowboard die Gleitfähigkeit einer Kiste Schmirgelpapier hatte – ja und? Ich fand das jetzt auch nicht schön, aber immer noch besser, als von Lutz erschlagen, eingetütet und bei eBay versteigert zu werden, oder was Leute seines Schlages so tun, wenn sie traurig sind.
    Â»Hatte nur schwitzige Hände«, sagte ich fest. »Kommt bestimmt von der Fürsorge. Oder so.«
    Lutz bedachte mich mit einem langen Blick. Ich hörte die Zahnräder seines Hirns rasseln. Schnappte mir meine Jacke.
    Â»Lutz, ich muss kurz weg. Mein Beileid. Tief empfunden. So ein Missgeschick. Mensch.«
    Es wurde Zeit, die Zelte abzubrechen. Wer weiß – wenn Lutz für 1&1 arbeitete, konnte er das vielleicht auch zusammenzählen.
    Bis Lutz das ausgeknobelt hat, habe ich hoffentlich ’ne neue Bleibe. Positiv denken. Da, wo vorher EON war, kommt bestimmt ein Mietshaus hin.

Die Feder ist wahrlich mächtiger als das Schwert
    Für einen Mann, der Bücher schreibt, gibt es wenig Effizienteres als Werbung durchs Fernsehen.
    VERA AM MITTAG fiel flach. Die hätten mich zwar eingeladen und die Reisekosten erstattet, aber dafür wäre es nötig gewesen, die steinalte Nachbarin über mir als »männermordende Schlampe« zu titulieren.
    Die Alternative wäre gewesen, mich bei BRITT dahingehend zu outen, dass ich mich gern von entstellten Zwergen in rote Nappaledersäcke einnähen ließ, aber wir brachten keinen Vertragsentwurf zustande, der fixierte, dass während meiner Beichte mein Buch eingeblendet wurde.
    Als ich dann eines Abends sah, wie die Teilnehmer von »Das perfekte Dinner« in den Wohnungen ihrer Mitstreiter herumlatschten und alles und jedes aus dem Regal nahmen, beschnupperten oder sich überstülpten, wusste ich, was zu tun war.
    Ein Bücherregal, mit Halogen angestrahlt, vollgestopft mit meinen Büchern. Die obligatorische Dame in Loden würde sich ein Exemplar schnappen und »Ja, hallo! Du schreibst?« ausrufen und ich würde »Keine große Sache« antworten, bescheiden lächelnd. Danach würde ich eine Lesung bei der Vorspeise abhalten, die Kamera im Auge, ein gewinnendes Lächeln auf den Lippen. Man würde Fragen stellen, ich würde so tun, als wäre es mir ein bisschen peinlich. Aber ich würde antworten. Oh ja.
    17. März
    VOX hatte mich vorab einen Fragebogen ausfüllen lassen, der per Post kam.
    KOCHEN SIE AUCH, WENN SIE KEINE GÄSTE HABEN – JA, NEIN, GELEGENTLICH.
    Ich warf einen raschen Blick auf die Packung mit tiefgefrorenen Kartoffelpuffern, die ich dem Eisfach entnommen hatte – vor drei Tagen, um sie anzutauen. Sie hatten mittlerweile ihren Zenit überschritten, nicht so weit, dass sie schon tatsächlich PUFF! machen würden, wenn man den Karton öffnete, aber vermutlich genug, um im Halbdunkel zu schillern. Es war widerwärtig, aber ich ließ die Packung stehen, weil sie farblich gut mit dem Kinoplakat eines japanischen Karatestreifens harmonierte, das in meiner Küche hängt.
    Ich kreuzte GELEGENTLICH an.
    KAUFEN SIE STETS FRISCHE ZUTATEN EIN?
    Da diese Frage ganz offensichtlich Dickmanns in der Frischebox mit einschloss, kreuzigte ich das JA.
    Weitere Fragen folgten, jede ersonnen, um

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