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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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führte er seine Hände aneinander und hob sie bis in Höhe seines Gesichtes. Auf sein Signal hin erhoben sich alle Kinder. Hardy stieß Glitsky in die Seite, und beide erhoben sich ebenfalls. Der Sergeant schien etwas verwirrt.
    »Laßt uns beten«, verkündete Cavanaugh mit sonorer Stimme.
    »Den kenne ich«, murmelte Glitsky.

    »Weil ich damals jünger war und noch meine Uniform getragen habe, und das war noch vor der Zeit, als ich mit Hardy zusammen im Team gearbeitet habe«, erzählte der Polizist.
    Rose war an Polizisten ohne Uniform gewöhnt. Abgesehen von einigen älteren Serien trugen die Polizisten im Fernsehen keine Uniformen mehr. Dieser Mann, Officer Glitsky, hatte sehr gute Manieren, auch wenn er etwas zu laut sprach und die Narbe in seiner Lippe ihn etwas erschreckend aussehen ließ. Er war nicht annähernd so hübsch und freundlich wie ihr farbiger Lieblingspolizist, Tibbs.
    »Ich denke, jetzt erinnere ich mich«, meinte Pfarrer Cavanaugh.
    Rose schenkte aus einer Silberkanne in zartes Chinaporzellan ein. Der Polizist nahm eine Menge Zucker. Der andere Polizist, der ein wenig aussah wie Renko, trank seinen Kaffee schwarz. Der Pfarrer nahm wie üblich ein Stück Zucker und Milch. Im letzten Jahr noch hatte er Sahne in seinen Kaffee genommen, bis ihm der Arzt erklärte, daß er seine Cholesterinwerte senken müsse. Nun nahm er Margarine statt Butter und Magermilch statt Sahne, aber immer noch aß er fast jeden Morgen ein Ei.
    »Wir haben uns über die Unruhen in Berkeley unterhalten und über die Rolle der Polizei damals, wenn ich mich recht erinnere.«
    Inspektor Sergeant Glitsky schlürfte lautstark von seinem Kaffee, vielleicht war er noch zu heiß zum Trinken. »Wissen Sie, Herr Pfarrer, ich glaube, genau darüber haben wir uns unterhalten. Wieso haben Sie das so gut im Gedächtnis behalten?«
    Zum Glück hatte der Pfarrer ein gutes Gedächtnis.
    »Zu der Zeit haben Sie einen starken Eindruck auf mich gemacht. Sie waren der erste Officer, der nicht einfach nur die offizielle Polizeilinie vertrat.«
    »Was war damals los?« fragte der andere Mann.
    Rose lauschte eigentlich nicht. Sie war nur gerade dabei, in dem Zimmer Staub zu wischen, und dachte, daß es gut wäre, wenn sie in der Nähe bliebe, falls noch einer von den Herren etwas Kaffee nachgeschenkt haben wollte.
    Der Pfarrer antwortete: »Nachdem die Studenten erst einmal etwas zerstört hatten, war das für die Polizei das Startsignal. Sie war berechtigt, jede nur mögliche Gewalt anzuwenden, um die Unruhen zu beenden.«
    »Das war ein dämlicher Konflikt«, ereiferte sich der Sergeant. »Sie hätten nur einfach ein paar Kerle hinschicken sollen, die nicht der Meinung waren, daß all diese Studenten Revolutionäre waren, dann hätte sich die Sache schon bereinigen lassen.«
    »Und wen haben sie geholt?«
    »Spezialeinheiten, die sie aus Alabama oder sonstwoher rekrutiert haben. Freiwillige, die sich wegen der Unruhen gemeldet hatten. Du weißt schon, solche, die Spaß daran haben, ein paar Köpfe einzuschlagen und die Mädels oben ohne in Berkeley rumlaufen zu sehen. Warst du damals nicht dabei, Diz?«
    Dismas, das war sein Name. Dismas lächelte fein und meinte, daß er zu der Zeit hauptsächlich damit beschäftigt gewesen sei, Dominosteine am Umfallen zu hindern – was immer das bedeutete –, wenngleich der Pfarrer und der Sergeant zu verstehen schienen, was damit gemeint war.
    »Ihr Freund hier, Dismas, ist zu bescheiden. Er hat sich damals für eine gemäßigte Linie eingesetzt, und dafür brauchte man schon ziemlich viel Mut als Polizist, noch dazu als schwarzer Polizist.«
    Etwas verlegen schien der Sergeant zu sein, er schlürfte wieder Kaffee, diesmal etwas leiser. »Ich fürchte, das geschah damals aus Selbstschutz. Dieser Trend, Polizisten aus dem Süden zu importieren, war meiner Karriere nicht besonders förderlich.«
    »Also, was hattet ihr zwei damals miteinander zu tun?« fragte Dismas.
    Der Pfarrer lächelte, als er sich zurückerinnerte. »Ach ja, die aktiven Tage von damals … manchmal sehne ich mich direkt zurück.«
    Er war niemals ein echter Radikaler gewesen. Klar, aktiv war er schon gewesen, aber innerhalb der Grenzen des Systems. So wie er heute noch aktiv war – er kümmerte sich um Obdachlose oder ermunterte Geschäftsleute innerhalb seiner Gemeinde dazu, seinen Jungs eine Anstellung zu geben.
    »Ein paar von uns halfen dem Herrn Pfarrer freiwillig. Das ist alles. Er hatte eine Idee – und sie hätte Erfolg

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