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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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nicht so gemeint … Ich meinte nur, mein Name klingt spanisch, aber ich bin's nicht.«
    »Sind Sie adoptiert worden?«
    »Nein, aber … na gut, ich bin ne Art getürkter Mexikaner. Ich werd's Ihnen später mal erklären, wenn Sie mir ne Chance geben.«
    »Was können wir denn für Sie tun?«
    »Ich ermittle in einem sehr umfangreichen Fall von Juwelendiebstahl«, sagte er.
    Sie gehörte zu denen, die einen ständig anstarren, zu diesem Typ reifer, gutaussehender Frauen, die Mario Villalobos immer sofort aus der Fassung brachten. Er wußte, daß er nicht gerade umwerfend gut aussah, ganz im Gegensatz zu ihr. Und sie schien überdies auch noch gescheit zu sein. Und je länger er über sein Sortiment an Lügen nachdachte, desto blödsinniger kam es ihm vor.
    »Durch diesen Juwelendiebstahl bin ich in einer heiklen Situation, wie ich Ihnen erklären werde.« Er zog gedankenschwer an einer Zigarette, hoffte inständig, daß er dabei seriös wirkte, und dachte, Heiland, die hat ja einen leichten Überbiß. Er stand sehr auf Frauen, die einen leichten Überbiß hatten. Kein Ehering und ein leichter Überbiß! »Hm, wissen Sie, also dieser Diebstahl ereignete sich in einem sehr noblen Restaurant in Los Angeles. Geschädigt wurde eine ältere Dame, und sie speiste dort mit einem jungen Mann, einem Gigolo, könnte man sagen. Und ein Paar am Nachbartisch bewunderte ihre Halskette, und man plauderte und wurde miteinander bekannt. Der Mann an diesem Nachbartisch war ein Professor vom Caltech, und er befand sich dort seinerseits in der Gesellschaft einer jungen Dame. Sie hatten allerdings ihre Namen nicht genannt.«
    Der Detective machte eine Pause, um erneut an der Zigarette zu ziehen, und die Geschichte machte ihm allmählich richtig Spaß. Erstens deshalb, weil sie ihm sehr aufmerksam zuhörte, und zweitens, weil sich seine Story zu einer ganz netten Schnulze entwickelte.
    »Na schön, alles in allem ist das letztlich ein ziemliches Trauerspiel«, fuhr er fort. »Dieser junge Gigolo hat der alten Dame die Halskette gestohlen und ist aus ihrem Leben verschwunden. Wir wissen, wer er ist, aber er bestreitet hartnäckig, unser Opfer auch bloß zu kennen, und für die fragliche Nacht präsentiert er einen Alibizeugen. Können Sie mir folgen?«
    »Ja«, sagte Lupe Luna. »Welche Rolle soll unser Professor da spielen?«
    »Ah«, sagte Mario Villalobos. »Schauen Sie, Ihr Professor könnte die Aussage der Geschädigten bestätigen und das Alibi des mutmaßlichen Täters knacken. Aber, und damit beginnt der heikle Teil: wir gehen davon aus, daß Ihr Professor an diesem Abend nicht mit seiner Gattin unterwegs war. Der Kellner und der Kellnerlehrling, die an seinem Tisch bedienten, sagten aus, sie seien sicher, daß es sich um ein ehewidriges Rendezvous gehandelt habe. Gott sei Dank gibt's ja immer wieder genügend geschwätzige Kellner und Kellnerlehrlinge.« Mario Villalobos überlegte sich bereits, ob er die Story nicht toll verkaufen könnte, wenn er sie aufschreiben würde, vielleicht als Drehbuch.
    »Nun haben wir also ein Problem, Miß Luna … oder sollte ich Frau Luna sagen?«
    »Frau Luna ist richtig«, sagte sie und zerschmetterte seine Hoffnungen. »Aber sagen Sie ruhig Lupe zu mir.«
    Das milderte den Schock, der ihn wegen Frau Luna getroffen hatte. »Ich kann nicht erwarten, daß Ihr Collegepräsident öffentlich eine Rundfrage durchführt, wer an diesem betreffenden Abend in dem Restaurant gewesen ist. Welcher verheiratete Mann war mit einer jungen Dame unterwegs? Ich muß ihn auf ungewöhnlich diskrete Weise ausfindig machen und ihm zusichern, daß das alles vertraulich bleibt.«
    »Aber wissen Sie denn nicht einmal den Namen dieses Professors?«
    »Nein. Die Geschädigte weiß, wie er aussieht, aber da tut sich ein anderes Problem auf. Es handelt sich um eine ziemlich unkonzentrierte alte Dame. Insofern würde ich am liebsten den Kellner und den Lehrling herbringen und ihnen Fotos Ihres Lehrkörpers zeigen. Und wenn wir das Ganze dann auf die Leute einengen könnten, die dem betreffenden Zeugen ähnlich sehen, könnten der Kellner und der Lehrling die betreffenden Professoren vielleicht doch auch mal in natura sehen. In ihren Hörsälen oder Laboratorien oder sonst irgendwo. Sehr diskret natürlich. Wir möchten Ihren Professor auf keinen Fall in Verlegenheit bringen, aber ebenso natürlich auch unseren Fall aufklären. Wir sind auf seine uneingeschränkte Mitarbeit angewiesen, und falls es sich wirklich um einen

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