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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Rhodium oder Platin oder Wolfram oder so was enthalten, was die Fähigkeit besitzt, Sonnenlicht einzufangen und seine Energie zur Produktion von Antriebsstoffen zu verwenden.«
    »Oh, das ist klasse!« brüllte der Schreckliche Tscheche, als er sah, daß der Chemiker einem der Besucher zeigte, wie man ein Reagenzglas bei einer Demonstration von Chemilumineszenz leicht schütteln mußte.
    Zwei Moleküle reagierten miteinander und erzeugten ein neues Molekül, das so angeregt war, daß es zu leuchten begann. Dies führte eine schöne Lumineszenz herbei, die den Schrecklichen Tschechen sofort an eine verstärkte Version des Neonlichtscheins auf dem Gesicht des Rausgeschossenen Sittencops erinnerte.
    Dann fiel dem Schrecklichen Tschechen auf, daß Professor Harry Gray groß war, sehr dunkles Haar hatte und eine dunkle Hornbrille trug. Er sah jünger aus als der Mann vor Dagmar Duffys Apartmenthaus, aber die Beleuchtung in diesem Raum war andererseits auch nicht besonders gut. Falls er auch noch einen falschen Schnurrbart trüge … »Ist der Mensch hier fest angestellt?« flüsterte er Ignacio Mendoza zu.
    »Er iiist der Chairman des chemischen Iiinstituts«, sagte Ignacio Mendoza.
    »Ein einflußreicher Mann?«
    »Ja.«
    »Ist er irgendwann mal durch … Gewalttätigkeiten aufgefallen?«
    Ignacio Mendoza sah den Schrecklichen Tschechen verblüfft an und sagte: »Sie haben iirgendwie ein erstaunliches Iiinteresse an Gewalttätigkeit, mein Freund.«
    »Kann ich ihn später mal kennenlernen und ihn reden hören? Ich mein, mit ihm reden?«
    »Am Wein-und-Käse-Büfett. Es wiiird mir ein Vergnügen sein, Sie bekannt zu machen. Sollen wir uns jetzt nicht mal die nächste Vorführung angucken?«
    Während Ignacio Mendoza und der Schreckliche Tscheche quer über den Campus marschierten und die balsamische kalifornische Nacht genossen, kam Mario Villalobos zu der weisen Erkenntnis, daß er und Lupe Luna weitaus mehr als genug getrunken hatten. Die beiden probierten in dem erleuchteten Garten gerade den Käse und die Erdbeeren, als Mario Villalobos sah, wie Hans mit einem Gläschen Weißwein in der Hand auf die Empfangshalle zuschwankte, wo ein Studentenquartett Kammermusik spielte. Es bestand aus zwei Violinspielern, einem Violaspieler und einem Cellisten, der offensichtlich eine schauerliche Perücke trug.
    Hans setzte sich hin, nahm von der Musik kaum Notiz und war vollauf damit beschäftigt, sich ein Stückchen Erdbeere aus dem Backenzahn zu saugen. Dann bemerkte er einen Mann mittleren Alters in einem Nadelstreifenanzug, der ein Glas Champagner in der Hand hielt.
    Er stand vielleicht sechs Meter vom Innenhof entfernt neben einem Kamelienbusch und summte, während die Studenten spielten, die Bach-Melodie leise mit. Das Haar des Mannes war nicht schwarz, sondern grau. Er war ziemlich groß, gut gebaut und vielleicht fünfundfünfzig Jahre alt. Der Nadelstreifen in seinem Anzug war zwar nicht sehr auffällig, aber ein Mann, der grundsätzlich Nadelstreifen schätzte, konnte durchaus auch ebenso kräftige Nadelstreifen wie der Mann vor Dagmar Duffys Apartmenthaus besitzen. Hans riß sich zusammen, stand auf und schlenderte auf die Kamelien zu.
    »Gefällt Ihnen die Musik?« fragte der K-9-Cop, nippte an seinem Wein und versuchte, nüchtern zu wirken.
    Der Mann nickte.
    »Ich liebe die klassische Musik«, sagte der K-9-Cop, obwohl er Dvorak nicht von den Doobie Brothers unterscheiden konnte. »Und, uh, Beethoven is mein Lieblingskomponist.«
    »Manche Leute sind der Ansicht, Beethoven sei nicht unbedingt Klassiker«, sagte der Mann, drehte sich um und schlenderte zum Wein-und-Käse-Büfett.
    Diese Stimme! Möglich war's, dachte Hans. Möglich war's! Hans fühlte sich gleich ein bißchen nüchterner. Er zog den Knoten seiner Krawatte etwas fester um seinen dürren Hals und versuchte, sich das Hemd in die Hose zu stopfen. Am Ende würde er vielleicht doch noch als Polizeibeamter tätig werden müssen.
    Mittlerweile hatten Ignacio Mendoza und der Schreckliche Tscheche den Keller des Crellin-Laboratoriums erreicht, und dem Monstercop ging allmählich die Laune und die Puste aus. Er hatte den peruanischen Professor so ungefähr über sämtliche Leute ausgefragt, die ihnen begegnet waren, und ungefähr sechs Fakultätsmitglieder entdeckt, die in Frage kamen, wobei er sich allerdings bei keinem absolut sicher war. Außerdem war ihm inzwischen die Lust, den vielen wissenschaftlichen Demonstrationen zuzuschauen, etwas vergangen,

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