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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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liegen hier unter dem Grundwasserspiegel. Die Lokusse können nicht funktionieren. Nehmen Sie ein Becherglas«, und dabei winkte er in die Richtung, in der ein Stapel von Glasröhren und Bechergläsern auf einem Tisch stand.
    »Halt's mal ne Weile ein«, sagte Mario Villalobos.
    »Wenn ich's beim letzten Mal eingehalten hätte, hättst du Nacho nie kennengelernt«, sagte der Schreckliche Tscheche verdrießlich, »und er is schließlich deine einzige Chance, überhaupt was rauszukriegen.« Dann sagte er zu dem Chemiker: »Nacho, manchmal sollte man die volle Wahrheit gar nicht kennen. Die ganze Wahrheit kann einen krank machen. Und das ist die Wahrheit.«
    »Iiin allerletzter Konsequenz stimmt Ihre Analyse, Tscheche.« Ignacio Mendoza reckte einen Finger himmelwärts, während er das Wort an die sitzenden Cops richtete. »Zwei Dinge iiinteressieren mich hier. Erstens, unser Zusammentreffen ist ebensowenig Teil eines großen Planes wie die Kollision zweier kleiner Sterne in der Galaxie.«
    »Nee, nee, ich hab ja bloß an den Baum gepinkelt«, bemerkte der Schreckliche Tscheche.
    »Genau. Ich weiß präzise, daß es im Universum keinen Gott gibt. Kein Mysterium tremendum. Und ich bin immer auf der Suche nach Möglichkeiten, diiies zu beweisen. Zweitens kann ich dieses Miiickymausvolk hier nicht leiden, so daß die Zahl meiner Freunde in der bourgeoisen Welt, in der ich lebe und arbeite, begrenzt iiist. Deshalb fiiinde ich einen Freund, um den es sich wiiirklich lohnt, höchstens alle zehn Jahre.« Ignacio Mendoza holte irgendwas aus der Hosentasche und steckte es in den Mund, er lockerte seine gelbe, geblümte Fliege und nahm eine Viertelliterflasche Scotch aus einer Schublade. Dann schluckte er das, was er im Mund hatte, runter, was immer es sein mochte, und spülte mit dem Schnaps nach. Er bot den Cops keinen einzigen Schluck an und legte die Flasche zurück in die Schublade.
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie mir nicht helfen werden?« fragte Mario Villalobos.
    »Erzählen Sie mir nicht, was iiich sagen werde!« schrie Ignacio Mendoza, und sein Schmollmund glitzerte im Schein der Lampe. »Einziiig und allein Ignacio Mendoza weiß, was er sagen wiiird!«
    »Entschuldigung, Professor«, seufzte Mario Villalobos und warf einen müden Blick auf den Schrecklichen Tschechen, der allerdings bloß Augen für die Schublade hatte, in der der Schnaps lag.
    »Tscheche«, sagte Ignacio Mendoza, »ich glaube, Sie besitzen die Seele eines Phiiilosophen. Ignacio Mendoza kürt Sie hiermiiit zum Freund!« Nach diesen Worten marschierte der peruanische Chemiker auf den sitzenden Cop zu und legte dem Schrecklichen Tschechen eine Hand auf die gewaltige Schulter. »Sie sind ein Diiichter, Tscheche. Ich spüre diies.« Dann wandte er sich an Mario Villalobos und verkündete: »Sergeant, meinem neuen Freund zuliebe steht Ignacio Mendoza zu Iiihren Diiensten!«
    Mario Villalobos versuchte, seine Erleichterung darüber, daß ihm endlich einer half, nicht allzu deutlich zu zeigen – vor allem nicht, bevor die Show beendet war –, und der Peruaner warf sich wie der Duce in Positur und lächelte auf seinen großen neuen Freund herab, der seinerseits weiterhin nur auf die Schublade starrte, in der der Schnaps lag.
    »Was sollten wir denn Ihrer Ansicht nach zuerst tun, Professor?« fragte Mario Villalobos.
    Der Naturwissenschaftler nahm seinen Dreischritthinundhermarsch mitsamt der Kehrtwendung wieder auf und sagte: »Als damals die Sache mit der Marssonde lief, wurden wir als Berater iiins Jet Propulsion Laboratory gerufen, weil ein äußerst merkwürdiges Phänomen aufgetreten war, das siiich nicht ohne weiteres erklären ließ. Sie müssen wiiissen, daß auf der Oberfläche des Mars Nährstoffe aus der Raumsonde ausgestoßen wurden. Diiese Substanz wurde dort binnen weniger Sekunden chemisch umgewandelt, iiin einer Weise, die an Stoffwechsel denken ließ. Mut anderen Worten, es fanden Stoffwechselprozesse unter Oxydation und eine Freisetzung von Kohlenstoffdioxyd statt. Was anscheinend bedeutete, daß Leben vorhanden sein mußte! Höheres Leben! Alle waren völlig aus dem Häuschen. Diiies erinnert mich an Ihre Situation, Sergeant. Sie suchen dasselbe, was diese Wissenschaftlergesucht haben. Sie suchen die Maus, die den Käse gefressen hat.«
    »Gut und schön, aber haben die Marsmäuse den Käse gefressen?« fragte Mario Villalobos.
    »Natürlich niiicht! Die einzige vernünftige chemische Erklärung ist die, daß der Mars von der Sonne

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