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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Nutzanwendungen?« erkundigte sich Mario Villalobos.
    »Ja, und damit sind Sie wieder bei Ihren Russen!« erregte sich Ignacio Mendoza. »Sie machen Ignacio Mendoza noch riiichtig wütend!«
    Der Schreckliche Tscheche, der seinen Kopf gegen die Mauer gelehnt hatte, öffnete ein Auge und sagte: »Trinken Sie einen, Nacho. Regen Sie sich nicht auf.«
    »Die naturwissenschaftliche Gemeinschaft mißbilligt Geldschneider!« brüllte Ignacio Mendoza, und seine braunen Augen mit den stark geweiteten Pupillen funkelten. »Den Nobelpreisträger, der den Vorsitz in der Forschungsabteilung einer multinationalen Gesellschaft annehmen würde, wenn er siiich statt dessen an einem vielversprechenden Forschungsprojekt beteiligen könnte, wie man die Epilepsie in den Griff kriegt, den würden die anderen Kings anspucken'. Ja, da gibt es einige, die so was getan haben, aber da gibt es auch die anderen, die die Preissumme für die Wiedereingliederung von Flüchtlingen gestiftet haben! Vielleicht würden die jungen Miiickymausforscher von heute versuchen, das große Geld rauszuschlagen, aber der Preis wird nicht an junge Forscher verliehen. Den kriegt man erst zehn oder zwanziiig Jahre, nachdem man seine größte Arbeit abgeliefert hat, weil die dann im Gesamtzusammenhang gewertet werden kann!«
    »Gut, und wer gilt außer Ihrem Mann noch als heißer Kandidat für den diesjährigen Nobelpreis?«
    »Ich glaub, niemand hier vom Caltech. Viiielleicht ein Mann aus Stanford. Das kann niiiemand genau sagen. Diiies ist ein streng gehütetes Geheimnis. Es giiibt keine undichten Stellen bei der Nobelpreisauswahl. Eine sehr gewissenhafte Prozedur fiiindet das ganze Jahr über statt. Sie überprüfen Hunderte von Bewerbern aus der ganzen Welt.«
    »Versuchen Sie nicht, mit allen Mitteln Ihre eigenen Leute zu fördern?«
    »Natürlich!« sagte Ignacio Mendoza. »Getrickst wird da auf allen Haupt- und Nebenkriegsschauplätzen. Aber einen Kollegen erpressen? Briefe an das Nobelkomitee schreiben? Das war, wie soll man sagen, Amateurliga. Im übrigen müßte man ja zunächst mal rauskriegen, für welches Gebiet der Chemie der Preis iiim jeweiligen Jahr verliehen werden soll, damit ein Kandidat von seinen Leuten unterstützt werden könnte. Aber es iist nun mal ein totales Geheimnis.«
    »Wie viele Mitglieder hat das Nobelkomitee?«
    »Für Chemie? Fünf. Sie sind seit zehn oder fünfzehn Jahren Mitglied. Sie haben sehr viel Macht.«
    »Und ein Mitglied dieses Chemiekomitees war hier und hat einen Vortrag gehalten?«
    »Angeblich ist er sogar das Komiteemitglied mit dem größten Einfluß überhaupt.«
    »Beschreiben Sie doch bitte mal den Rivalen Ihres heißen Kandidaten Feldman.«
    »Wieso das denn?«
    »Könnt man sagen, daß er in den besten Jahren ist und außerdem blond und hellhäutig?«
    »Er heißt Van Zandt. Ich hab ein Foto von ihm.«
    Der peruanische Professor durchstöberte das Chaos auf einem der Tische und förderte ein Caltech-Journal zutage, dessen Titelseite ein Foto von zehn korrekt gekleideten Männern, ihn eingeschlossen, zierte. Der Mann, der neben dem Chairman der Abteilung stand, war ein Mann, den Dagmar Duffy möglicherweise wiedererkennen würde, wie Mario Villalobos hoffte.
    »Er entspricht tatsächlich der Beschreibung des Opfers in der Erpressungsgeschichte!« sagte der Detective.
    »Er könnte für den Preis eher in Frage kommen als Feldman, falls der Preis auf dem Gebiet der organischen Photochemie verliehen werden sollte«, sagte der Wissenschaftler.
    Mario Villalobos lächelte schwach. »Professor Feldman heuerte einen Privatdetektiv an, der ein Fan jeglicher Naturwissenschaft war und Leute an dieser Universität kannte. Mit ihm heckte er dann die erpresserische Schiebung aus.«
    »Schwachsiiinn!« sagte der Chemiker.
    »Okay, aber so würde es doch funktionieren.« Der Detective war jetzt Feuer und Flamme. »Ihr Professor Feldman hatte was über ein paar ungewöhnliche sexuelle Vorlieben seines Stanford-Rivalen Van Zandt läuten hören. Leute wie ihr seid doch seit Jahren zusammen auf Kongressen, und da hört man von Zeit zu Zeit bestimmt mal ein paar Gerüchte.«
    »Ich habe solche Gerüchte nie gehört.«
    »Aber Feldman hat sie gehört. Und er heuerte diesen örtlichen Schnüffler an, um seinen Konkurrenten Van Zandt mit seinen kleinen perversen Sexspielchen in die Falle zu locken und zu erpressen, und das wurde von dem Schnüffler gefilmt. Dieser Privatschnüffler sollte die Fotos vermutlich an das Nobelkomitee

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