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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Villalobos sah die Bewegung aus den Augenwinkeln und brüllte: »Hey!«
    Der Mann in dem Nadelstreifenanzug machte einen Satz von der Treppe her, stolperte jedoch über die erste Stufe. Mario Villalobos sprang den Mann von hinten an und versuchte zugleich, seinen Dienstrevolver zu ziehen. Der Mann war stark und flink, und vor allem war er nüchtern. Er wirbelte herum und schlug eine linke Gerade, wobei er mit der Faust die Wand im Treppenhaus traf, so daß er laut aufschrie. Aber mit dem Ellenbogen hatte er den Detective gleichzeitig mitten im Gesicht erwischt, und dann traf er ihn mit der intakten Hand seitlich so heftig im Genick, daß er auf den Treppenabsatz stürzte und liegenblieb.
    Als Mario Villalobos auf dem Rücken lag und benommen zu Dagmar Duffy hochschaute, der auf dem Treppenabsatz über ihm stand und in panischer Angst schrie, hatte er für Bruchteile von Sekunden eine Erleuchtung. Déjà vu . Er kam schwankend wieder auf die Beine und rannte sofort hinter seinem Angreifer her die Treppe hinunter. Er kam jedoch nur fünf Stufen weit. Dann stoppte ihn ein plötzlicher Krampf im Rücken. Er lag wieder auf dem Boden und brüllte mindestens so laut wie Dagmar Duffy weiter oben.
    Erst als Dagmar Duffy den Schrecklichen Tschechen und Hans und das halbe Apartmenthaus mit seinem Gebrüll wachgekriegt hatte, war der Krampf im Rücken so weit abgeklungen, daß Mario Villalobos die Stufen wieder hochhinken konnte. Es wäre natürlich der absolut logische Zeitpunkt gewesen, um die Polizei von Pasadena anzurufen, damit sie Professor Feldman den Weg abschneiden und ihn einsperren konnte, bevor er wieder zu Hause war.
    Es wäre der logische Zeitpunkt gewesen, wenn man die Dinge außer acht ließ, die sich ereigneten, sobald Mario Villalobos von Hans und dem Schrecklichen Tschechen im Apartment von Dagmar Duffy auf einen Stuhl gehievt worden war.
    Dagmar Duffy sah sich nochmals das Foto in der Zeitung an, die Mario Villalobos achtlos aufs Bett geworfen hatte, während sich der Detective mit zitternden Händen eine Zigarette ansteckte und die Injektionsspritze untersuchte, die sein Verdächtiger verloren hatte.
    »Du hast ja völlig recht gehabt mit diesem holländischen Akzent«, sagte Mario Villalobos zu Dagmar Duffy. »Er heißt Van Zandt, und wahrscheinlich hat er mit seinem angestammten Akzent gesprochen. Der stammt doch todsicher von holländischen Eltern ab.«
    »War eigentlich ganz gut, wenn wir Ludwig hier hätten«, sagte Hans.
    »Warum stehen die Namen unter dem Bild eigentlich in der falschen Reihenfolge?« fragte Dagmar Duffy.
    »Was?«
    »Nach der Bildunterschrift heißt er Jan Larsson.«
    »Zeig mal ganz schnell her!« sagte Mario Villalobos, und dann schrie er vor Schmerzen, weil er versucht hatte, trotz seines lädierten Rückens aufzuspringen.
    »Soll ich beim Pasadena Police Department anrufen und sagen, daß sie Feldmans Haus überwachen?« fragte der Schreckliche Tscheche, während Mario Villalobos fassungslos auf das Bild starrte.
    »Das ist der Typ!« sagte der Detective und deutete auf den Stanford-Chemiker Van Zandt.
    »Nein, der ist es nicht«, sagte Dagmar Duffy. »Der Typ ist es. Der Kerl genau in der Mitte, dem sie alle zuprosten. Nach der Unterschrift heißt er Jan Larsson.«
    »Das Nobelkomiteemitglied?«
    »Soll ich beim Pasadena Police Department anrufen?« fragte der Schreckliche Tscheche.
    »Ich muß sofort mit Feldmans Privatwohnung telefonieren!« sagte Mario Villalobos. Wie ein Verrückter drehte er die Nummer, die er von Ignacio Mendoza gekriegt hatte. Als eine Frau sich meldete, sagte er: »Mrs. Feldman?«
    »Ja?« antwortete sie.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie störe, aber hier ist das Police Department, und wir haben eine Brieftasche gefunden, die Ihrem Mann gehört. Vielleicht ist sie von 'nem Einbrecher gestohlen worden.«
    »Mein Gott!« sagte sie. »Richard, da ist die Polizei! Sie haben die Brieftasche von dir gefunden!«
    Eine müde Männerstimme war dann am Telefon und sagte: »Ja? Was ist los?«
    »Rede du mit ihm!« flüsterte Mario Villalobos dem Schrecklichen Tschechen zu und hielt seine Hand über die Sprechmuschel. »Ist das der Typ in dem Nadelstreifenanzug?«
    »Hm, Mister Feldman. Ich glaub, wir haben da Ihre Brieftasche«, sagte der Schreckliche Tscheche.
    »Meine Brieftasche? Aber das ist unmöglich. Meine Brieftasche liegt hier neben mir auf dem Nachttisch. Ich habe keine Brieftasche verloren!« sagte die Stimme.
    »Sprech ich denn mit Henry Feldman?«

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