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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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verschlafene männliche Stimme antwortete. »Hallo?« sagte die Stimme.
    »Heißen Sie Howard?« fragte Mario Villalobos.
    »Ja, wer ist da?«
    »Geben Sie mir Dagmar. Dringend.«
    »Sind Sie Arnold?« sagte die Stimme gereizt. »Dagmar will mit Ihnen nichts zu tun haben.«
    »Sagen Sie ihm, Sergeant Villalobos war dran, zum Henker!« sagte der Detective.
    Einen Augenblick später sagte Dagmar Duffy: »Sergeant? Haben Sie den Kerl gefangen, der hinter mir her ist?«
    »Noch nicht, aber ich bin ihm auf den Fersen. Ich muß dich in zwanzig Minuten in deinem Apartment sprechen.«
    »Sie mich sprechen? Ich bin nicht angezogen!«
    »Dann zieh dich an.«
    »Ich hab Angst, dahin zu kommen.«
    »Sag Howard, er soll mitgehen.«
    »Der ist völlig hinüber. Der kann nicht mitgehen.«
    »Fahr hin, und dann siehst du schon meinen Wagen. Ich werd auf dich warten. Nun beeil dich.«
    »Sind Sie bestimmt da?«
    »Im Moment steh ich hier am Pasadena Freeway. Ich bin in fünfzehn Minuten da. Los, mach zu!«
    Zehn Minuten vor eins steuerte Dagmar Duffy den verbeulten VW-Buggy seines Freundes den Santa Monica Boulevard hinunter, und er sah dabei äußerst unglücklich aus. Er war erleichtert, als er den Wagen von Mario Villalobos entdeckte.
    Dagmar Duffy stieg aus dem Wagen und trabte näher. An seinen Händen, die er wie ein Kaninchen vorstreckte, flatterten die Manschetten. »Ich hab so schnell gemacht, wie ich konnte!« sagte er. »Wer pennt da in Ihrem Wagen?«
    »Zwei von den Cops, die du neulich kennengelernt hast.«
    Dagmar Duffy spähte in den dunklen Plymouth. Der Schreckliche Tscheche lag eingezwängt auf dem Rücksitz. Hans schnarchte vorn und hatte die Füße auf das Armaturenbrett gelegt.
    »Was ist denn bloß so wichtig, daß ich aus dem Bett muß?«
    »Du hast mich gestern aus dem Bett geholt. Komm.«
    »Wohin?«
    »In deine Wohnung.«
    »Warum?«
    »Du mußt mir deinen Schlüssel geben. Ich schick die beiden mit dem Wagen nach Hause, und ich bleib hier.«
    »Hier wohnen?«
    »Nein, du hast ja schon 'n Freund«, sagte Mario Villalobos. »Dich schick ich auch nach Hause. Ich will auf jeden Fall dableiben, falls unser Mann eventuell noch mal herkommt und dich sucht. Morgen organisier ich ne richtige Überwachung, aber heute nacht bleib ich hier.«
    »Muß der denn nicht viel zuviel Schiß haben, nachdem er gestern die Cops gesehen hat?«
    »Der kann höchstens angenommen haben, daß die beiden Cops Strafzettel verteilt haben. Der kommt wieder, weil er dich ermorden will. Er geht davon aus, daß du in der Erpresserbande von Missy Moonbeam drinhängst.«
    »Ist das 'n Russe?«
    »Nein, Amerikaner. Genauso wie der Mann mit dem blöden Akzent, mit dem ihr ne Nummer gemacht habt, Missy und du. Den sollst du mir jetzt erst mal identifizieren. Ich hab 'n Zeitungsbild von ihm. Gehn wir rein.«
    Während dann der Detective und Dagmar Duffy das Apartmenthaus betraten, stand ein Mann in einem dunklen Anzug, der eine Wollmütze trug und einen Schnurrbart hatte, vor der Tür von Dagmar Duffys Apartment im zweiten Stock. Er legte sein Ohr an die Tür und lauschte. Dann ging er den Flur runter bis zu einem Fenster, von dem aus man die zur Normandie hin gelegene Seite des Gebäudes übersehen konnte. Er sah nach unten, und dann ging er wieder zur Tür und horchte abermals. Als er hörte, daß in der Lobby der Aufzug in Betrieb gesetzt wurde, schlich er sich den Flur entlang zum Treppenhaus, machte das Licht im Treppenhaus aus und ging ein paar Stufen tiefer in Deckung. Er streifte sich hastig ein Paar Chirurgenhandschuhe über. Dann zog er eine kleine Injektionsspritze aus der Tasche.
    Mario Villalobos hatte seine Zufriedenheit nicht verbergen können, als er die zusammengefaltete Zeitung herausgeholt und Dagmar Duffy das Bild mit den zehn lächelnden Naturwissenschaftlern gezeigt hatte.
    Dagmar Duffy sah sich im Fahrstuhl das Bild an, hielt es näher an die Fahrstuhllampe und spannte Mario Villalobos mit seinem Schweigen ziemlich auf die Folter. Schließlich sagte er: »Ja, das ist er. Er war wirklich ein Gentleman. Hoffentlich kriegt er keinen Ärger.«
    Mit dem breitesten Grinsen der ganzen bisherigen Woche sagte Mario Villalobos: »Dann rück jetzt mal deinen Wohnungsschlüssel raus.«
    Er war nur zwei Sekunden hinter Dagmar Duffy, als sich die Türen öffneten und sie den Fahrstuhl verließen. Der Mann, der im Schatten wartete, sah den kleinen Mann mit seiner blonden Dauerwelle und bewegte sich einen winzigen Tick zu schnell. Mario

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