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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Kopfschmerzen. Ich hab's gern, wenn ich weiß, wie was funktioniert und was real is und was nich real is und …«
    »Hat Missy diese Nix-gut-Karte Freitagabend auf dem Tisch liegen lassen?«
    »Glauben ja«, sagte sie. »Kalte nix gut sagen Missy. Nix auf diese Kalte.«
    »Nix auf dieser Karte?« sagte Mario Villalobos.
    Als sie wieder auf der Station waren, ließ Mario Villalobos den Schrecklichen Tschechen allein, und der stand vor lauter Aufregung, daß er in den Nachrichten um fünf und um elf Uhr erscheinen sollte, völlig neben sich. Der Detective sollte dringend jemanden zurückrufen. Die Nummer kam ihm bekannt vor, aber der Anrufer hatte sich geweigert, seinen Namen anzugeben. Während er wählte, fiel ihm ein, daß es die Nummer vom Wonderland-Hotel war.
    Oliver Rigby meldete sich: »Hallo, Wonderland.«
    »Hier ist Sergeant Villalobos«, sagte der Detective. »Haben Sie angerufen?«
    »Yeah«, flüsterte Oliver Rigby.
    Der Detective konnte sich bildlich vorstellen, wie er dabei durch die Lobby seines Hotels spähte und die Sprechmuschel mit der Hand zu verdecken suchte. »Warum haben Sie Ihren Namen nicht hinterlassen?«
    »Hier brennt's!« flüsterte Oliver Rigby. »Hier is so 'n Typ reingekommen. Der hat nach Missy gefragt! Der sah echt aus, als würd er jeden Moment 'n Herzanfall kriegen und hier in der Lobby krepieren. Der hat gefragt, ob sie selber gesprungen ist. Hat immer wieder gefragt: ›Ist sie selber gesprungen? Oder hat ihr einer bei dem Sprung geholfen?‹«
    »Haben Sie rausgekriegt, wie der heißt?«
    »Er wollt's mir nich sagen«, sagte Oliver Rigby. »Dann hab ich ihm gesagt, daß Sie den Fall bearbeiten und daß er Sie anrufen soll. Ich hab ihm Ihren Namen und die Telefonnummer aufgeschrieben. Hat er angerufen?«
    »Nein, bis jetzt hab ich nur Ihren Anruf gekriegt«, sagte Mario Villalobos.
    »›Is sie selber gesprungen? Hat ihr einer geholfen, als sie gesprungen is?‹ So hat er mich dauernd gefragt! Ich hab echt überlegt, ob ich ihn nicht festhalten und die Cops rufen soll.«
    »Wie hat er denn ausgesehen, Oliver?«
    »Ausgesehen? Wie 'n aufgedonnerter Schwuler hat er ausgesehen«, sagte Oliver Rigby. »Er hat ausgesehen wie ne Wasserstoffsupergebleichte Tunte vom Santa Monica Boulevard, genau so. Krieg ich eigentlich ne Belohnung, falls er der Killer ist?«
    Nachdem er schließlich doch noch eine etwas genauere Beschreibung von Oliver Rigbys Besucher bekommen hatte, saß Mario Villalobos rauchend am Mord-und-Totschlag-Schreibtisch, lange nachdem die meisten anderen gegangen waren. Die Abneigung des Schrecklichen Tschechen gegen mysteriöse Geschichten konnte Mario Villalobos inzwischen voll nachempfinden.
    Er war fast schon zur Tür raus, als der Anruf kam. Der Lieutenant sagte: »Für dich, Mario.«
    Es war eine männliche Fistelstimme, und er wußte deshalb sofort, wer dran war. Die Stimme sagte: »Sergeant, ich hab gehört, daß Sie den Tod von Missy Moonbeam untersuchen.«
    »Stimmt«, sagte Mario Villalobos. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Erst mal muß ich eins wissen. Ist sie runtergesprungen? Oder ist sie etwa … ermordet worden?«
    »Erst geben Sie mir mal Ihren Namen und …«
    »Ich hab 'n paar wichtige Informationen für Sie, Sergeant«, lispelte die Stimme, die plötzlich eine Oktave höher klang. »Äußerst wichtig.«
    »Sicher, aber ich würd wirklich gern wissen, mit wem ich spreche, und …«
    »Hören Sie mir gut zu!« kreischte die Stimme am Telefon. »Hier geht's um mehr als bloß um Missy! Hier geht's um … also, Sie müssen zuerst mal sagen, ob sie wirklich ermordet worden ist?«
    Da der Anrufer offenbar zusehends hysterischer wurde, sagte der Detective: »Ich glaube, daß sie tatsächlich vom Dach geworfen wurde.«
    Der Anrufer schwieg eine Weile, und Mario Villalobos konnte hören, wie er plötzlich nach Luft schnappte. Dann entfernte sich die Stimme anscheinend vom Telefon.
    »Sind Sie noch dran?« fragte Mario Villalobos. »Sind Sie noch dran?«
    »Ich … krieg … ich … krieg keine Luft mehr!« sagte die Stimme.
    »Besorgen Sie sich ne Papiertüte«, sagte Mario Villalobos. »Atmen Sie da rein. Versuchen Sie, sich zu entspannen. Sie sind ganz okay.«
    Der Telefonhörer wurde für mehrere Minuten neben den Apparat gelegt. Mario Villalobos rauchte und schaute auf die Uhr. Dann war die Stimme wieder dran und sagte: »Mir geht es jetzt besser.«
    »Sagen Sie mir Ihren Namen.«
    »Ich hab echt Angst«, sagte der Anrufer. »Ich glaub, ich bin der

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