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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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das auch immer gewesen war.«
    »Stammt der Arzt von hier?«
    »Dr. Trusk? Der lebt seit Jahren hier. Ein älterer Mann. Äußerst tüchtig. Kannte Mr. Beemer gut.«
    »Nach Ansicht der Polizei war also alles in Ordnung?«
    »Also, das war nicht mal andeutungsweise ein Fall für den Coroner, das können Sie mir wirklich glauben. Für so was hab ich schon 'n Blick gekriegt, als ich noch auf dem Knie meines Vaters saß.«
    »Gab es ne Brieftasche bei der Leiche?«
    »Zuerst hat die Polizei gedacht, es gebe keine. Dann hab ich sie in seinem Socken gefunden.« Der muskulöse Leichenbestatter lächelte. »Er trug Sockenhalter. Solche Sockenhalter hab ich seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    »War Geld in der Brieftasche?«
    »Nein, aber die Papiere waren okay. Er hatte ein paar Dollars in der Tasche und etwas Kleingeld.«
    »Waren Kreditkarten in der Brieftasche?«
    »Kreditkarten? Nein, keine Kreditkarten. Ich hab alle persönlichen Sachen an seine Schwester geschickt. Ne ältere Frau in … Portland.«
    »Könnt's auch Seattle gewesen sein?«
    »Ja, richtig, Seattle. Sie entschied sich für ne Feuerbestattung. Sie war mittellos, und seine Versicherung war minimal – sogar die Veteranenversicherung.«
    Diesmal beschloß Mario Villalobos, sich durch nichts daran hindern zu lassen, auf dem Pasadena Freeway zu bleiben und direkt zur Station zu fahren. Wenn sein Partner Maxie Steiner bei ihm gewesen wäre, hätte er sich das alles überhaupt nicht leisten können. Maxie hätte sich diese blöde Rumraserei gar nicht erst gefallen lassen. Als hätte er nicht schon genug am Hals, allein mit diesem Job als Babysitter für Chip Muirfield und Melody Waters.
    Auf der anderen Seite konnte er den beiden immer die Routineuntersuchungen und die lästigen Nachermittlungen überlassen, was ihm dann wiederum die Freiheit verschaffte, beispielsweise der Marotte nachlaufen zu können, im Fall Missy Moonbeam könne es irgendwie eine Verbindung zum Caltech geben. Jetzt allerdings würde er die Sache endgültig auf sich beruhen lassen. Es gab da effektiv nichts mehr zu tun. Er würde die Kreditkarte bloß noch als Fundsache registrieren lassen, sie an Lester Beemers Schwester oder an American Express schicken, und das war's dann. Mehr oder weniger.
    Nur noch ein kleiner letzter Schritt, um diese gigantische Langeweile in den Griff zu kriegen. Er konnte es ja der Midlife-Crisis zugute halten. Wirklich, nur ein halber Schritt. Er war bloß noch neugierig, ob der Schreckliche Tscheche irgend jemanden im Restaurant Pusan Gardens kannte, der vielleicht ganz wenige Fragen über die gefundene Kreditkarte und Missy Moonbeam beantworten konnte.
    Als er den Schrecklichen Tschechen ausfindig machte, stand der Monstercop gerade vor der Rampart Station und zog seine Art von John-Wayne-Show ab. Da war auch eine blonde Fernsehreporterin, die in der Sonne schwitzte und die Schnauze restlos voll hatte von dem großen »Star«, der jede Einstellung mit Sprüchen darüber ruinierte, daß er als Freund und Helfer eben versuchen müsse, auch »Arschlöchern« wie Earl Rimms das Leben zu retten.
    In der zweiten Einstellung hatte der Schreckliche Tscheche das Wort »Arschloch« gegen »Drecksack« ausgewechselt, nachdem ihm vorgespielt worden war, was er gesagt hatte. In der dritten Einstellung wurde er, nach entsprechender Aufforderung, noch sanfter und sagte »Schleimscheißer«. In der vierten Einstellung spielte er die Sache runter und sprach von »Kotzbrocken«, war inzwischen aber so nervös, daß er den ersten Teil seines Statements über seinen Job als Freund und Helfer verpatzte.
    Zwischen den Einstellungen sechs und sieben versuchte sie, dem Riesenblödmann zu helfen, indem sie ihm vorschlug, in die Station zu gehen und ein Glas Wasser zu trinken, damit aus seinem vor Nervosität staubtrockenen Mund nicht mehr diese Schnalzgeräusche über das Handmikrofon kamen. Als er sagte, er würde lieber was Richtiges trinken, lächelte sie, und das faßte er als Zeichen der Ermunterung auf und fragte, ob sie sich nach der Arbeit nicht mal in einem Lokal treffen könnten, das Leerys Saloon hieß.
    Sie lehnte höflich ab, und sie machten die Einstellungen neun und zehn. Der Kameramann hatte die letzte Filmrolle eingelegt, als der Schreckliche Tscheche es endlich schaffte, ein halbwegs brauchbares Statement darüber zustande zu bringen, wie er versucht habe, das Leben eines »niederträchtigen Gewaltverbrechers« zu retten.
    Der Schreckliche Tscheche bat um eine

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