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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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nagelneue Pension zusammenkratzen, verdammt noch mal, und hier sofort die Fliege machen und den Staat zur Kasse bitten, weil der Unmensch, der mir die Rippen gebrochen hat, Amerikaner ist, und nun steck ich mitten in 'ner Mordermittlung, obgleich ich mit dem ganzen Dreck überhaupt nix zu tun haben will!«
    Mario Villalobos fuhr zum Krankenhaus und führte mit der Nutte, die sich selbst Bö Derek Smith nannte, ein kurzes Gespräch. Sie saßen dabei im Wagen des Detectives auf dem Krankenhausparkplatz. Wie zu erwarten gewesen war, hatte sie ihre Meinung geändert und dachte nicht mehr im Traum daran, eine Anzeige wegen Kuppelei oder überhaupt irgendeine Anzeige gegen den Zuhälter zu machen, der sie mit der Zigarette verbrannt hatte. Für gewöhnlich sei er nett zu ihr, sagte sie, und wenn sie eine Anzeige gegen ihn machen würde, käme er gegen Kaution ja doch sofort wieder auf freien Fuß und würde ihr Feuer unter dem Arsch machen oder ihr die Brustnippel mit der Zange rausreißen. Deshalb habe sie sich überlegt, daß es am besten sei, wenn sie die Brandwunde an der Schulter einfach hinnehmen und weitermachen und sogar zulassen würde, daß er sie als Aschenbecher benutzte, wenn sie Zicken machte. Und sie wolle versuchen, in Zukunft ein artiges Mädchen zu sein und jede Menge Mäuse für ihn ranzuschaffen.
    Über Missy Moonbeam allerdings wollte sie aussagen, hatte sie beschlossen, denn auch Zuhälter können keine krankhaften Psychopathen leiden, weil die ihnen ihr lukratives Gewerbe total kaputtmachen.
    »Zweimal is mir letzte Woche so 'n Typ auf der Western Avenue übern Weg gelaufen«, erzählte sie Mario Villalobos. »So 'n weißer Typ. N ziemlicher Riese mit schwarzen Haaren. Hat nach Missy Moonbeam gefragt, wissense, beispielsweise, wo sie anschaffen geht und wo sie wohnt. Hat gesagt, daß er früher mal ihr Zuhälter gewesen war und daß er ihr noch 'n bißchen Geld bringen wollt.«
    »Was für 'n Auto hat er gefahren?«
    »Der kam da zu Fuß hin. Einmal stand ich da mit drei anderen Mädchen. Einmal waren wir zu zweit. Ich hab verschiedene Perücken, deshalb hat der, glaub ich, gar nich mitgekriegt, daß er mich zweimal angequatscht hat.«
    »Hat er immer dasselbe gefragt?«
    »Beim letztenmal nich. Da hat er gesagt, daß es unheimlich wichtig war, weil ihre Mutter im Sterben liegt, und er war ihr Bruder.«
    »Hatten Sie den vorher schon mal gesehen?«
    »Nee, noch nie«, sagte sie. »So 'n Schnellficker war er eigentlich nich. Nich so 'n Rumtreiber. Hat 'n dunklen Nadelstreifenanzug angehabt und ne Krawatte.«
    »Haben Sie ihn Samstag gesehen?«
    »Nee, zuletzt Freitag nachmittag.«
    »Haben Sie ihm denn gesagt, wo Missy Moonbeam wohnte?«
    »Von mir hat er gar nix erfahren. Hab auch nie geschnallt, wo sie wohnt, ehrlich.«
    »Haben denn andere Mädchen auf der Western gewußt, wo sie wohnte?«
    »Wahrscheinlich nich. Die könnten dem höchstens gesagt haben, an welcher Ecke sie steht. Wennse ihm das mit dem Geld überhaupt geglaubt haben. Ich hält dem das nie geglaubt. Ich hab schon überlegt, ob ich Sie anrufen soll, als ich gehört hab, daß se vom Dach runtergefallen is. Er könnt se ja bis nach Hause verfolgt haben oder so was. Mir hat das schon nich gefallen, wie er mich angeguckt hat. Trug so ne dunkelgetönte Brille, wo man nich durchgucken kann. Und dann sein falscher Schnurrbart.«
    »Wieso meinen Sie, daß der falsch war?«
    »So 'n dicken Schnurrbart hat kaum einer. Ich hab ne Weile für 'n Film gearbeitet.«
    »Es lebe Hollywood«, sagte Mario Villalobos. »Sah denn wenigstens sein Haar so aus, als ob's echt war?«
    »Könnt ich nich sagen. Er trug ne Kappe, wie man se in 'nem offenen Sportwagen trägt. Nich so 'n Zuhälterhut. Deshalb sah er ja auch so bescheuert aus. Wahrscheinlich is er ja wirklich so 'n kranker Psychopath, mit dem sie mal gelegentlich ne Nummer gemacht hat. Vielleicht wollt er sie nu mal zu Hause besuchen und da 'n paar Sauereien mit ihr machen, aber nu wußt er nich, wo se wohnt. Ich halt da auch mal so 'n Typ aufgegabelt.«
    »Kennen Sie nicht ne gute Freundin von Missy?«
    »Nee … das heißt, doch, ja, aber das is kein echtes Mädchen. Da war mal diese Sissy, die hieß … die hieß … laß mal überlegen … Dagwood, ja, so hieß die, glaub ich. Genau, die hieß Dagwood. Ich hab Missy einmal oder zweimal mit dieser Tunte Dagwood gesehen, als se in der Gegend Sunset und La Brea gearbeitet hat. Ne ganz kleine, winzige Schwuchtel mit goldenen Haaren. Sieht echt

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