Der Dienstagabend-Club
Fernandez‹ bezogen. Er entrollte Karten für mich und deutete darauf bestimmte Positionen an. Ferner zeigte er mir Entwürfe von Tauchgeräten, die mir, offen gestanden, ein Buch mit sieben Siegeln waren.
Ich erwähnte meine Begegnung mit Inspektor Badgworth, die ihn sehr zu interessieren schien.
›Eigenartige Leute wohnen an dieser Küste‹, bemerkte er nachdenklich. ›Schmuggeln und Plündern steckt ihnen im Blut. Wenn ein Schiff vor ihrer Küste zu Schaden kommt, betrachten sie es einfach als gesetzliche, für ihre Taschen bestimmte Beute. Ein Bursche ist darunter, den ich Ihnen gern zeigen möchte. Ein interessanter Mensch.‹
Der nächste Tag stieg klar und hell herauf. Newman nahm mich mit nach Polperran und machte mich mit seinem Taucher Higgins bekannt. Ein Mann mit völlig ausdruckslosem Gesicht, der auch noch äußerst schweigsam war. Sein Beitrag zur Unterhaltung bestand in wenigen einsilbigen Worten. Nach einer Diskussion höchst technischer Angelegenheiten begaben wir uns alle drei in die Kneipe ›Zu den drei Ankern‹, wo ein Krug Bier die Zunge des verschlossenen Burschen ein wenig löste.
›Ein Herr Detektiv aus London ist hier aufgetaucht‹, grunzte er plötzlich. ›Man erzählt überall, dass das Schiff, das im vergangenen November hier unterging, eine beträchtliche Menge Gold an Bord hatte. Na, es war nicht das erste Schiff, das gesunken ist, und wird auch nicht das letzte sein.‹
›Hört, hört‹, mischte sich der Drei-Anker-Wirt ein. ›Da hast du ein wahres Wort gesprochen, Bill Higgins.‹
›Stimmt wohl, Mr Kelvin‹, entgegnete Higgins.
Ich betrachtete den Wirt mit Neugierde. Er war ein bemerkenswerter Mann, ein dunkler Typ mit ungewöhnlich breiten Schultern. Seine Augen waren blutunterlaufen, und er vermied es stets, sein Gegenüber direkt anzusehen. Ich vermutete, dass dies der Mann war, den Newman als interessanten Typ erwähnt hatte.
›An dieser Küste wollen wir keine neugierigen Fremden‹, brummte er.
›Meinen Sie damit die Polizei?‹, fragte Newman lächelnd.
›Jawohl, die Polizei – und andere‹, fügte Kelvin viel sagend hinzu. ›Vergessen Sie das nicht, Mister.‹
Als wir später den steilen Hang hinaufkletterten, sage ich zu Newman, dass das doch sehr nach einer Drohung klang.
Mein Freund lachte.
›Unsinn, ich tue den Leuten hier nichts.‹
Ich schüttelte zweifelnd den Kopf. Kelvin verkörperte etwas Unheimliches, ja fast schon Wildes. Ich hatte mehr das Gefühl, dass sich seine Gedanken auf seltsamen, uns unbekannten Pfaden bewegten.
Ich glaube, ich führte meine beginnende Unruhe auf diesen Umstand zurück. In der ersten Nacht hatte ich ziemlich gut geschlafen, aber in der folgenden Nacht schlief ich unruhig und war häufig wach. Der Sonntag zog unfreundlich und finster herauf. Der Himmel war bedeckt, und ein Gewitter lag in der Luft. Ich habe es noch nie gut verstanden, meine Gefühle zu verbergen, und Newman spürte natürlich, wie bedrückt ich wurde.
›Was ist denn nur mit Ihnen los, West? Sie sind ja das reinste Nervenbündel heute Morgen.‹
›Ich weiß es nicht‹, bekannte ich, ›aber ich bin von düsteren Vorahnungen geplagt.‹
›Das liegt wohl am Wetter.‹
›Vielleicht.‹
Mehr sagte ich nicht. Nachmittags unternahmen wir eine Fahrt in Newmans Motorboot. Aber es regnete so heftig, dass wir gern umkehrten, um wieder in trockene Kleidung zu kommen.
Und am Abend wurde meine Unruhe noch größer, während draußen ein furchtbarer Sturm heulte und tobte. Gegen zehn Uhr beruhigten sich die Elemente. Newman blickte zum Fenster hinaus.
›Es klart auf‹, verkündete er. ›Mich sollte es nicht wundern, wenn wir von der nächsten halben Stunde an eine wolkenlose, klare Nacht hätten. Wenn das so ist, werde ich noch einen Spaziergang machen!‹
Ich gähnte. ›Ich bin furchtbar müde. Habe in der letzten Nacht nicht viel Schlaf bekommen und werde mich daher früh hinlegen.‹
Das tat ich denn auch. Im Gegensatz zur vorigen Nacht verfiel ich in einen tiefen Schlaf, der mir aber keine Ruhe brachte. Ich war immer noch von schrecklichen Ahnungen gequält und hatte furchtbare Träume. Ich wanderte in grässlichen Schlünden und Klüften umher und wusste dabei genau, dass jedes Ausrutschen den Tod bedeutet hätte. Ich wachte auf, als die Zeiger meiner Uhr auf acht standen. Ich hatte heftige Kopfschmerzen, und der Terror meiner nächtlichen Träume war noch nicht von mir gewichen.
Ich stand so sehr unter diesem Einfluss, dass ich,
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