Der Dienstagabend-Club
Templeton diese Aufgabe. Er ist ein Gentleman, spricht fließend Deutsch und ist überhaupt ein fähiger Mann.«
»Welchen von ihnen verdächtigen Sie dann aber?«, fragte Mrs Bantry verwirrt. »Alle scheinen so – über jeden Verdacht erhaben.«
»Ja, es hat den Anschein. Aber man kann die Sache auch von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachten. Greta war zwar seine Nichte und außerdem ein reizendes Mädchen, aber der Krieg hat uns immer wieder gezeigt, dass Bruder sich gegen Schwester oder Vater sich gegen Sohn wenden kann, und die reizendsten und sanftesten jungen Mädchen haben sich oft erstaunliche Dinge geleistet. Dasselbe lässt sich auf Gertrud anwenden, und wer weiß, was in ihrem Falle alles mitspielt. Vielleicht ein Streit mit ihrem Herrn, ein wachsender Groll, der um so tiefer saß, als sie ihm so viele Jahre treu gedient hatte. Ältere Frauen dieser Klasse können manchmal recht verbittert sein. Und Dobbs? Ist er unbedingt aus der Sache heraus, nur weil er mit der Familie nichts zu tun hatte? Mit Geld kann man viel erreichen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass man sich an Dobbs herangemacht und ihn bestochen hat. Denn eines scheint sicher: Irgendeine Botschaft oder ein Befehl muss von außen hereingekommen sein. Warum hatte man Dr. Rosen sonst fünf Monate lang ungeschoren gelassen? Nein, die Agenten der Gesellschaft mussten am Werk gewesen sein. Vielleicht waren sie vorher noch nicht ganz sicher, dass es Rosen war, der sie verraten hatte, und haben gewartet, bis es einwandfrei erwiesen war. Und dann, als alle Zweifel beseitigt waren, mussten sie ihre Botschaft an ihren Verbündeten innerhalb der Tore geschickt haben – die Botschaft, die lautete: ›Töte‹.«
»Wie schrecklich!«, rief Jane Helier schaudernd aus.
»Aber wie ist die Botschaft hineingelangt? Das war der Punkt, den ich zu klären suchte – darin lag meine einzige Hoffnung, das Problem zu lösen. Mit einer dieser vier Personen musste man sich in Verbindung gesetzt haben. Darauf konnte kein Aufschub mehr eintreten – das wusste ich –, sobald der Befehl gekommen war, wurde er unverzüglich ausgeführt. Das war eine Eigentümlichkeit der Schwarzen Hand.
Ich beschäftigte mich mit dieser Frage, und zwar in einer Weise, die Sie wahrscheinlich für lächerlich pedantisch halten werden. Ich fragte mich: Wer war an jenem Morgen zu seinem Haus gekommen? Ich ließ niemanden aus. Hier ist die Liste.«
Er zog einen Umschlag aus der Tasche und entnahm ihm einen Bogen Papier.
»Der Metzger, der ein Stück Hammelbraten brachte. Geprüft und als korrekt befunden.
Der Bote vom Lebensmittelladen, der ein Paket Grieß, zwei Pfund Zucker, ein Pfund Butter und ein Pfund Kaffee ablieferte. Ebenfalls nachgeprüft und für richtig befunden.
Der Postbote, der folgende Post abgab: zwei Drucksachen für Greta Rosen, einen Brief aus dem Dorf für Gertrud, drei Briefe für Dr. Rosen, einer davon mit einer ausländischen Briefmarke, und zwei Briefe für Mr Templeton, einer davon ebenfalls mit einer ausländischen Marke.«
Sir Henry hielt inne und nahm ein ganzes Bündel von Papieren aus dem Umschlag.
»Vielleicht haben Sie Interesse daran, sich diese Dokumente selbst anzusehen. Sie wurden mir von den verschiedenen Beteiligten gegeben oder aus dem Papierkorb gefischt. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass sie von Fachleuten auf unsichtbare Tinte hin untersucht worden sind. Derartige Tricks sind ausgeschlossen.«
Alle drängten sich um ihn herum, um einen Blick in die Papiere zu tun. Die Drucksachen kamen von einer Gärtnerei und von einem bekannten Londoner Pelzgeschäft. Zwei von den an Dr. Rosen gerichteten Briefen waren Rechnungen, eine aus dem Geschäft für Sämereien und die andere von einer Londoner Schreibwarenfirma. Der an ihn gerichtete Brief lautete wie folgt:
Mein lieber Herr Rosen – Komme gerade zurück von Dr. He l mut Späth. Kürzlich habe ich Edgar Jackson gesehen. Er und Arnos Perry sind soeben aus Tringtau zurückgekehrt, wo sie Honesty getroffen haben. Wie ich Ihnen schon vorher sagte: H ü ten Sie sich vor einer gewissen Person. Sie wissen ja, wen ich me i ne, obgleich Sie anderer Ansicht sind.
Ihre Georgina
»Mr Templetons Post«, fuhr Sir Henry fort, »bestand aus dieser Rechnung, die, wie Sie sehen, von seinem Schneider stammt, und einem Brief von einem Freund in Deutschland; diesen Brief hat er leider auf seinem Spaziergang zerrissen. Und zuletzt haben wir hier den an Gertrud adressierten
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