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Der Distelfink

Der Distelfink

Titel: Der Distelfink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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Beziehungen überall, furchterregend. Schlimmer als er! Es ging nicht mal um eine so große Summe, aber sie konnte trotzdem nicht annähernd bezahlen, und sie wurden unangenehm. Es hieß nur noch « , und er legte höhnisch den Kopf schräg und streckte mir aggressiv den Zeigefinger entgegen, »› verarsch uns nicht, wir warten nicht, lass dir was einfallen ‹ . So in dem Stil. Jedenfalls– gut, dass ich in dem Moment zurückkam, denn so konnte ich ihr helfen. «
    » Wie denn helfen? «
    » Indem ich ihr die Kohlen zurückgab, die ich genommen hatte. «
    » Du hattest das Geld behalten? «
    » Nein, das nicht « , sagte er nüchtern. » Hatte ich ausgegeben. Aber hatte was anderes laufen, verstehst du? Denn als das Koks alle war, bin ich mit dem Geld zu Jimmy in den Waffenladen gegangen und hatte neues gekauft. Für mich und Amber– nur für uns zwei. Sehr, sehr schönes Mädchen, sehr unschuldig, was Besonderes. Und sehr jung, nur ungefähr vierzehn! Aber in der einen Nacht da, im MGM Grand, da waren wir uns so nah gekommen. Haben die ganze Nacht in der Suite von KT s Dad im Badezimmer auf dem Boden gesessen und nur geredet. Nicht mal geküsst! Nur geredet geredet geredet! Bis ich beinahe geweint habe. Haben wirklich unsere Herzen aufgemacht füreinander. Und « , er legte die Hand an sein Brustbein, » ich war so traurig, als es Tag wurde. Warum musste es vorbei sein? Denn wir hätten ewig da sitzen und miteinander reden können! Wäre so perfekt und glücklich gewesen! So nah sind wir einander gekommen, verstehst du, in der einen Nacht. Jedenfalls– deshalb bin ich zu Jimmy gegangen. Er hatte echt beschissenes Koks, nicht halb so gut wie das von Stewart und Lisa. Aber alle wussten ja Bescheid, weißt du, alle hatten von diesem Wochenende im MGM Grand gehört, von mir und dem ganzen Stoff. Also kamen die Leute zu mir. Ungefähr ein Dutzend an meinem ersten Tag, als ich wieder in der Schule war. Schmissen mich zu mit ihren Geldern. › Besorg mir was…Besorg mir was… Besorg mir was für meinen Bruder… Ich hab ADS , ich brauch was für meine Hausaufgaben… ‹ Hat nicht lange gedauert, und ich hab an die Footballer aus dem letzten Schuljahr verkauft und an die halbe Basketball-Mannschaft außerdem. Und an jede Menge Mädchen… Freundinnen von Amber und KT … und Jordans Freundinnen… College-Studenten von der Uni in Las Vegas! Bei den ersten paar Lieferungen, die ich verkauft hab, hab ich draufgezahlt– hatte keine Ahnung, was ich verlangen sollte, und ’ne ganze Menge zu Tiefpreisen weggegeben, wollte ja, das alle mich mögen, bla bla bla. Aber als ich es einmal raushatte– da war ich reich! Jimmy hat mir einen Riesenrabatt gegeben, er machte ja auch eine Menge Holz damit. Ich hab ihm einen großen Gefallen getan, weißt du, hab seine Drogen an Kids verkauft, die sich nicht trauten, welche zu kaufen– hatten Angst vor Leuten wie Jimmy, die sie verkauften. KT … Jordan… diese Mädchen hatten viel Geld! Haben jederzeit gern Vorkasse gemacht. Koks ist ja nicht wie E– das hab ich auch verkauft, aber damit ging es rauf und runter, ’ne ganze Lieferung, und dann wieder tagelang gar nichts, aber für Koks gab’s eine Menge Stammkunden, und die riefen zwei-, dreimal die Woche an. Ich meine, allein KT … «
    » Wow! « Selbst nach so vielen Jahren weckte ihr Name Erinnerungen.
    » Ja! Auf KT ! « Wir hoben unsere Gläser und tranken.
    » So schöne Frau! « Boris knallte sein Glas auf den Tisch. » Mir wurde immer schwindlig in ihrer Nähe. Schon wenn ich dieselbe Luft geatmet habe. «
    » Hast du mit ihr geschlafen? «
    » Nein… Gott, ich hab’s versucht… aber sie hat mir einmal nachts mit der Hand einen runtergeholt, im Zimmer ihres kleinen Bruders, als sie zugedröhnt war und sehr gute Laune hatte. «
    » Mann, ich bin wirklich im falschen Augenblick abgehauen. «
    » Das kann man wohl sagen. Ich hab in meine Unterhose gespritzt, bevor sie auch nur den Reißverschluss aufmachen konnte. Und KT s Taschengeld… « Er nahm mein leeres Schnapsglas. » Zweitausend im Monat! Nur für Kleidung! Bloß hat KT schon so viele Klamotten, dass man sich fragt, wieso muss sie noch mehr kaufen? Jedenfalls, um Weihnachten war es für mich wie in den Filmen, wo man die Kasse klingeln hört und die Dollarzeichen in den Augen sieht. Das Telefon war überhaupt nicht mehr still. Die besten Freunde von allen möglichen Leuten! Mädchen, die ich noch nie gesehen hatte, haben mich geküsst und mir das Gold gegeben,

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