Der Doktor und das liebe Vieh
daß Tricki gestern wieder gewonnen hat? Wissen Sie, ich bin sicher, daß er die Rennberichte liest, denn er weiß immer, welches Pferd am besten in Form ist. Also gestern riet er mir, beim Drei-Uhr-Rennen in Redcar auf Canny Lad zu setzen, und wie üblich gewann dieses Pferd. Tricki setzte einen Shilling auf Sieg und Platz, und das brachte ihm neun Shilling ein.«
Diese Wetten wurden immer im Namen von Tricki Woo abgeschlossen, und ich dachte voller Mitgefühl an die örtlichen Buchmacher. Im Laufe des Jahres eine Shillingflut an einen Hund zu verlieren, das mußte für diese Männer höchst unerfreulich sein.
»Letzte Woche ist etwas Schreckliches passiert«, sprach Mrs. Pumphrey weiter. »Ich dachte schon, ich würde Sie rufen müssen. Der arme kleine Tricki – er schnappte völlig über. Es war entsetzlich, ich war ganz außer mir. Der Gärtner warf Ringe für Tricki – Sie wissen ja, er macht das jeden Tag eine halbe Stunde lang.«
Ich hatte dieses Schauspiel mehrere Male miterlebt. Hodgkin, ein mißmutiger alter Mann, der aussah, als hasse er alle Hunde und speziell Tricki, mußte jeden Tag auf dem Rasen kleine Gummiringe werfen, die Tricki dann holte und zurückbrachte.
Mrs. Pumphrey fuhr fort: »Also Tricki machte sein Ringspiel, er liebt es doch so sehr. Aber plötzlich schnappte er über. Er vergaß seine Ringe, fing an, im Kreis zu rennen, und dabei bellte und kläffte er so merkwürdig. Und auf einmal fiel er um. Wie ein Toter lag er da. Wissen Sie, Mr. Herriot, ich dachte wirklich, er wäre tot, weil er sich überhaupt nicht rührte. Und was mich am meisten verletzte – Hodgkin lachte darüber. Er ist seit vierundzwanzig Jahren bei mir, und ich habe ihn niemals auch nur lächeln sehen, aber beim Anblick dieser reglosen kleinen Gestalt brach er in ein seltsames schrilles Kichern aus. Es war grauenhaft. Ich wollte gerade zum Telefon laufen, als Tricki aufstand und davonging – er wirkte völlig normal.«
Hysterie, dachte ich, verursacht durch falsche Ernährung und übermäßige Erregung. Ich stellte mein Glas hin und blickte Mrs. Pumphrey streng an. »Sehen Sie, deswegen warne ich Sie ja dauernd, Tricki zu überfüttern. Wenn Sie ihn weiterhin mit all diesem ungesunden Zeug vollstopfen, ruinieren Sie seine Gesundheit. Was er braucht, das ist eine vernünftige Hundediät – ein- oder höchstens zweimal am Tag eine kleine Mahlzeit. Nur Fleisch und Schwarzbrot oder Zwieback. Und nichts zwischendurch.«
Mrs. Pumphrey sank förmlich in sich zusammen, ein Bild tiefsten Schuldbewußtseins. »Ach, bitte, sprechen Sie nicht so streng mit mir. Ich versuche ja, ihm die richtigen Dinge zu geben, es ist nur so schwierig. Wenn er um seine kleinen Leckerbissen bettelt, kann ich einfach nicht nein sagen.« Sie betupfte ihre Augen mit einem Taschentuch.
Aber ich war unnachgiebig. »Gut, Mrs. Pumphrey, es liegt bei Ihnen, aber glauben Sie mir, wenn Sie so weitermachen, wird Tricki immer häufiger solche Anfälle erleiden.«
Ich verließ den gemütlichen Hafen nur ungern. Auf dem Kiesweg blieb ich stehen, um mich nach Mrs. Pumphrey umzublicken, die mir nachwinkte. Tricki hockte wie immer hinter der Fensterscheibe, und sein Gesicht mit der breiten Schnauze war offensichtlich zu einem herzlichen Lachen verzogen.
Auf der Heimfahrt dachte ich darüber nach, wie vorteilhaft es doch war, Trickis Onkel zu sein. Wenn er ans Meer fuhr, schickte er mir Kisten mit frischgeräucherten Bücklingen, und wenn die Tomaten in seinem Gewächshaus reiften, bekam ich jede Woche ein oder zwei Pfund. Regelmäßig traf Tabak in Blechdosen ein, dem manchmal ein Foto mit einer liebevollen Widmung beilag. Für diese Gaben bedankte ich mich telefonisch, und Mrs. Pumphrey sagte stets ziemlich kühl, nicht sie, sondern Tricki habe mir das geschickt und ihm gebühre daher der Dank.
Als zu Weihnachten der große Präsentkorb eintraf, wurde mir plötzlich klar, daß ich mir einen schweren taktischen Fehler hatte zuschulden kommen lassen. Ich setzte mich sofort hin, um Tricki einen Brief zu schreiben. Ohne Siegfrieds sardonisches Lächeln zu beachten, dankte ich meinem Hundeneffen für die Weihnachtsgeschenke und für all seine Großzügigkeit in der Vergangenheit. Ich äußerte die Hoffnung, daß die Feiertagskost seinem empfindlichen Magen gut bekommen sei, und empfahl ihm für den Fall von Beschwerden, das schwarze Pulver einzunehmen, das ihm sein Onkel immer verschreibe. Ein vages Gefühl beruflicher Scham ertrank in Visionen von Lachs,
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