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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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ging es eine halbe Meile weiter, bis sich der Weg zu einer Lichtung hin öffnete, auf der ein kleines, vergessen wirkendes Haus stand. Der dunkelrote Anstrich war fast ganz abgeblättert und gab den Blick auf graue wettergegerbte Holzbretter frei. Über die Tür war ein Schild genagelt, das aussah, als hätte ein Kind es im Werkunterricht gebastelt. Darauf wurde stolz verkündet: Kastell Castillo .
    Im Haus war alles dunkel, und man hätte es für verlassen halten können, wenn nicht Macs grüner Mini davorgestanden hätte. Die weißen Quadrate darauf wurden im Licht meiner Scheinwerfer reflektiert. Ich ließ sie an, weil es ansonsten stockdunkel war, und stieg aus. Das Blut rauschte so stark in meinen Ohren, dass es ein paar Sekunden dauerte, bis ich die klare Luft und das laute Zirpkonzert der Grillen wahrnahm. Ich ging halb ums Haus herum, um zu sehen, was sich dahinter befand. Dort stand Christas blauer Nissan in einem windschiefen Geräteschuppen, der offensichtlich auch einmal dunkelrot angestrichen gewesen war.
    Ich ging zurück zur Vorderseite des Hauses. Der Türklopfer in Form eines Hufeisens ächzte, als ich ihn anhob und einmal, zweimal, dreimal aufprallen ließ. Ich wartete. Klopfte wieder dreimal. Noch immer keine Antwort. Der Türknauf wackelte zwar, als ob er lose wäre, aber die Tür ließ sich nicht öffnen.
    Unter meinen Füßen knirschten trockene Blätter, als ich diesmal ganz auf die Rückseite ging und aus dem Licht meiner Scheinwerfer in den tiefen Schatten des Hauses trat. Und dann, als meine Augen sich ans Mondlicht gewöhnt hatten und ich durch eines der von Fliegengitter verdunkelten Fenster spähte – da sah ich etwas.
    Eine Silhouette, vollkommen bewegungslos. Jemand saß dort im Haus, in einer Küche, im Dunkeln. Ich erkannte die Umrisse eines großen alten Herds und an der Wand darüber ein Gewürzregal mit drei Fächern. Als ich besser sehen konnte, zeichnete sich noch mehr ab: eine Spüle mit einem leeren Abtropfständer für Geschirr, ein kleines Handtuch, das über dem hohen gebogenen Wasserhahn hing, ein altmodischer Kühlschrank, eine Hintertür zu einer geschlossenen Veranda neben dem Haus. Und ein Mann, der wie versteinert am Küchentisch saß. Mac? Aber wieso ging er nicht ans Telefon, wenn er dort saß?
    Vier verwitterte Stufen führten zur Verandatür. Ich drückte auf die Klinke. Abgeschlossen. Ich rüttelte an der Tür und merkte, dass das Schloss nicht besonders widerstandsfähig war, was ein Öffnungsversuch mit meiner Kreditkarte bewies. Die Tür schwang auf, und ich ging hinein.
    Die verrottenden Holzdielen fühlten sich weich wie ein Schwamm an unter meinen Sohlen, manche gaben fast nach. Auf der Veranda befand sich ein Picknicktisch, der von schwarzem Schimmel überzogen war. An der Hauswand stand ein alter Holzstuhl, dann hing noch eine Laterne von der Verandadecke, aber das war es auch schon. Es sah nicht so aus, als würde die Veranda benutzt werden. Eher, als wartete Christa nur darauf, dass sie sich endgültig vom Rest des Hauses löste und in sich zusammenfiel. Denn ganz offensichtlich war das hier Christas Versteck, vermutlich ein Sommerhaus, das sie von ihrer Familie geerbt hatte, als die beim Feuer in ihrem Hauptwohnsitz umgekommen war.
    Vor der Hintertür des Hauses hing eine Gardine, sodass ich von der Veranda aus nicht in die Küche sehen konnte. Die Tür war verschlossen. Ich versuchte es wieder mit der Kreditkarte, aber diesmal klappte es nicht. Mir wurde kalt, ich begann zu zittern, während ich versuchte, den verfaulenden Holzrahmen auf der Höhe des Türgriffes aufzubrechen. Das weiche Holz zersplitterte unter meinen Händen, die einzelnen Späne sanken zu Boden wie Federn. Ich drückte eine Ecke meiner Kreditkarte in den Mechanismus des Schlosses, bis ich ein Plopp hörte. Ich holte tief Luft und versuchte, meinen Herzschlag zu beruhigen.
    Die Person am Tisch bewegte sich nicht, sagte nichts und atmete nicht.
    «Mac?»
    Keine Antwort, nur drückende Stille. In der Luft hing ein schwerer nussiger Geruch.
    Ich bemerkte einen Lichtschalter neben der Tür, griff nach hinten und legte ihn um. Der schäbige Raum wurde in trübes Licht getaucht, alles schien so unwirklich wie ein Foto in Sepia.
    Und jetzt sah ich ihn.
    Sein Gesichtsausdruck wirkte so überrascht, wie meiner es sein musste, nur schien seine Mimik eingefroren, während ich fühlen konnte, wie meine sich den Gedanken anpasste, die durch meinen Kopf jagten, meiner wachsenden

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