Der Domino-Killer
erkannte die Polizei den Zusammenhang. Die Dominosteine. Die einzelnen Mitglieder der Familie. Eines nach dem anderen ermordet. Garys Tod wurde jetzt als potenzieller Mord gewertet, und man ermittelte nun in seinem Fall genau wie in dem seiner Töchter. Gesucht wurde ein Serienmörder.
Eine Sonderkommission wurde eingerichtet.
Alice und Teddy tauchten unter. Die Polizei sorgte dafür, dass sie rund um die Uhr bewacht wurden. Zwei Ermittler saßen ununterbrochen in einem Van vor dem Haus eines Freundes des Chefs von Alice’ Schwester.
Aber irgendwie fand er sie. Der Domino-Killer. JPP. Der Mann, von dem man noch nicht wusste, dass er ein siebenundzwanzig Jahre alter höflicher Einzelgänger namens Martin Price war. JPP durchschnitt die Leitungen, an die das Überwachungssystem im Haus angeschlossen war. Brach dann ein und mordete in Rekordzeit; er brauchte dazu nur die paar Minuten, bis die Überwacher herausgefunden hatten, dass es nicht an ihrem Equipment lag, sondern das Haus vom Strom abgeschnitten war.
Alice starb zuerst. Mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett. Erstochen. Erdrosselt. Teddy saß währenddessen eingeschlossen im Badezimmer und hielt den Stoffhund im Arm, den er zum Einschlafen brauchte.
Er war als Nächstes dran. Erwürgt. Ganz schnell.
Als Verstärkung eintraf und es ins Haus schaffte, war es schon zu spät – der Mörder war entkommen.
Auf dem Geländer der Veranda hinterm Haus lag ein einzelner Domino, der mit schwarzem Paketband abgeklebt war, sodass nur seine leere zweite Hälfte zu erkennen war.
Null.
Die Familie Alderman existierte nicht mehr.
Es war das letzte Mal, dass ein Detective aus Maplewood eine solche Überwachung nicht mit kabellosem Equipment durchführte. Ein Fehler, der zwei Leben gekostet hatte. Langsam und zu einem hohen Preis lernten wir unsere Lektionen.
Niemand wusste, wer als Nächstes dran sein würde. Aber bei einem so brutalen und exakt vorgehenden Serienkiller wie dem Domino-Killer wussten alle, dass es ein nächstes Mal geben würde. Die Frage war nur, wen es wann und wo traf. Ein Warum gab es nicht. Wie auch? Es gab keine vorstellbare Logik hinter dem, was mit der Familie Alderman geschehen war.
Wir vermuteten, dass wir nach einem Mann fahndeten, schon allein wegen der physischen Kraft, die notwendig gewesen war, um mit dem Vater fertigzuwerden. Vom Alter des Mörders hatten wir eine ungefähre Vorstellung – ein Endzwanziger, das war bei Serienkillern der typische Zeitpunkt, an dem sie ihre sogenannte Karriere begannen. Wegen seines planvollen Vorgehens nahmen wir an, dass er studiert hatte oder doch wenigstens überdurchschnittlich intelligent war. Er liebte Spiele, hasste Menschen und war vermutlich viel im Internet unterwegs. Wahrscheinlich wohnte er irgendwo in der Gegend, weil er nach seinen Morden so einfach wieder verschwand. Und der Killer musste entweder extrem hasserfüllt und/oder ausgesprochen einsam sein. Er hatte eine ganze Familie ausgelöscht. Dafür musste es einen Grund geben, zumindest in seinem kranken Kopf.
In den Wochen nach dem Mord an Alice und Teddy schlachteten die Medien die Geschichte nach allen Regeln der Kunst aus und brachten damit unsere Ermittlungen voran. Hunderte von Anrufen gingen bei der Sonderkommission ein, mit Hinweisen auf Leute, die aussahen wie Serienmörder . Das Problem war, dass man Serienmördern nur selten äußerlich ansah, was für Ungeheuer sie waren. Die meisten versteckten ihre Monstrosität gekonnt hinter einer Fassade, die man am besten als Durchschnittsgesicht beschreiben konnte. Sie zogen sich hinter ihre Maske zurück und brachen aus dieser Rolle nur kurz aus, um sich dann wieder zu verstellen.
Bei der Sonderkommission wussten wir natürlich, dass es nach einem besonders brutalen Verbrechen immer eine Flut von Hinweisen aufgeschreckter Bürger gab. Dennoch gingen wir jedem einzelnen Anruf nach, weil man eben nie wissen konnte. Wir waren damals allesamt damit beschäftigt, die eingegangenen Hinweise zu überprüfen. Dann rief ein Autofahrer uns vom New Jersey Turnpike aus an, weil er im Industriegebiet kurz vorm Eingang des Lincoln Tunnels Richtung Jersey City einen Jugendlichen gesehen habe, der dort «herumlungere». Auf Nachfragen gab der Anrufer an, dass es sich wohl doch nicht um einen Jugendlichen handelte, sondern eher um einen «jungen Mann». Also suchten wir nach einem Mann unbestimmten Alters, der allerdings wohl eher jünger war. Mehr wussten wir nicht über ihn, und ehrlich
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