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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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blieb er so lange neben der geöffneten Autotür stehen, bis er sicher war, dass ich es bequem hatte. Mac war noch größer als ich, trotzdem hatten wir beide genug Platz im Mini.
    Es war später Nachmittag, fast schon Rushhour, deshalb fuhren wir über die Landstraßen von Montclair nach Maplewood. Ich wollte an diesem Wochenende nach New York zurückkehren und hatte mich bereit erklärt, vor meiner Abreise noch an einer Abschlussbesprechung im Revier der Sonderkommission teilzunehmen. Mir graute zwar davor, ich hielt es aber für meine Pflicht, den Kollegen so weit wie möglich zu helfen, insbesondere, da es bisher keinerlei Fortschritte in dem Fall gab. JPPs Domino-Rätsel war noch nicht entschlüsselt worden, und es gab auch keine glaubwürdigen Hinweise darauf, dass man ihn irgendwo gesehen hatte.
    Wir kamen im Zentrum des Städtchens an und fuhren langsam am Kino vorbei, an dem kleinen Lebensmittelladen, einem Café, ein paar Spirituosengeschäften und einer Handvoll Restaurants. Maplewood war eine nette, freundliche und familienorientierte Stadt, in der es jährliche Paraden und gute öffentliche Schulen gab, die man von den meisten Häusern aus zu Fuß erreichen konnte. Es war die Geburtsstätte von Ultimate Frisbee und Golf-Tee. Und das allein, so meinte mein Bruder Jon, als er und Andrea sich hier ein Haus kauften und Manhattan entflohen, war schon Grund genug herzuziehen. Jackson und ich taten es ihnen gleich und kauften uns auch ein Haus hier. Als ich es nach den Morden zum Verkauf anbot, war es innerhalb eines Tages vom Markt. Das der Aldermans, ebenfalls in Maplewood, stand noch immer leer, weil das Nachlassgericht noch keine Entscheidung über seine weitere Zukunft gefällt hatte.
    Das neue Revier lag zusammen mit dem Gericht kurz vor der Stadt in einem Gebäude an der Springfield Avenue. Wir hielten auf dem Parkplatz, den die Behörden sich mit der Kirche nebenan teilten.
    «Hübsch», sagte ich, während wir über den Fußweg auf den Eingang des Rotklinkerbaus zugingen. Wenn ich die Polizei nicht verlassen hätte, wäre das nun mein Arbeitsplatz gewesen. Wir stiegen fünf Stufen hinauf, gingen unter einem breiten Bogen hindurch, und Mac führte mich durch eine Drehtür. Als ich den modernen Palast dahinter erblickte, den sich Polizei und Justiz errichtet hatten, musste ich erst einmal stehen bleiben. «Ist der Boden etwa aus Glas?» Durch die durchsichtigen Blöcke konnte ich unscharf Fitnessgeräte im Keller erkennen.
    «Ja, so haben wir auch da unten Tageslicht. Das ganze Haus ist nach ökologischen Gesichtspunkten errichtet worden.»
    Er führte mich zu einem Fahrstuhl, und wir schwebten in den zweiten Stock hinauf. Das neue Revier besaß zwei Konferenzräume, von denen einer auf Dauer unserer Sonderkommission zugeteilt worden war. Eine Glaswand trennte ihn vom Korridor; ich schaute von draußen hinein, erstaunt über das, was ich dort sah.
    Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie es bei meiner Sonderkommission gewesen war: viele Überstunden, gemeinsames Brainstorming, unser unglaubliches Engagement bei der Suche nach JPP. Damals hatte ich begriffen, was der vielzitierte Spruch von Blut, Schweiß und Tränen bedeutete. Von den ursprünglichen Mitgliedern der Kommission hatte niemand sich je entspannt gefühlt oder erholt ausgesehen. Egal ob wir Hunger hatten oder erschöpft waren, wir arbeiteten weiter. Unser Raum war schmutzig. Wir waren schmutzig. Und so besessen, dass es für einen neuernannten Detective wie mich ganz ungewohnt und aufregend war.
    Was ich jetzt vorfand, war etwas völlig anderes. Ich hatte mit dem neuen Raum, den neuen Möbeln und der frischen Farbe gerechnet. Und wie erwartet hingen auch die alten Tatortfotos in all ihrer tragischen Grausamkeit an den neuen Wänden. Doch anstelle der zwei Dutzend Ermittler, die der ursprünglichen Sonderkommission angehört hatten, arbeiteten hier nur drei Leute. Sie wirkten zu entspannt. Zu sauber. Zu erholt. Jeder von ihnen starrte auf einen Computer und tippte auf der Tastatur vor sich hin. Einen Augenblick lang vermutete ich, dass die Mehrheit des Teams wohl gerade mit Ermittlungen beschäftigt und deshalb nicht anwesend war. Aber Mac hatte mir gesagt, die versammelte Sonderkommission freue sich schon darauf, mich kennenzulernen, und nun ging mir auf, dass das, was ich dort durch die Glaswand sah, alles war.
    «Der Typ da», Mac deutete auf einen Mann mit dunklem Teint, der wie die anderen vor einem PC saß, «das ist Alan.» Sein

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