Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
gesagt versprachen wir uns nicht viel von der Geschichte.
    Es war ein schrecklich heißer Junimorgen, ein leichter Wind wehte, und man war jedes Mal dankbar, wenn ein kühler Luftzug einem über die feuchte Haut fuhr. Ich trug Jeans und ein kurzärmeliges T-Shirt, die Haare hatte ich in eine Baseballkappe gesteckt, damit mein Nacken etwas vom Wind abbekam. Mac und ich liefen zwischen den riesigen Containern hin und her, in denen die Firmen ihr Benzin aufbewahrten, bevor sie es verkauften. Wir hielten unsere Ermittlungen hier wieder einmal für die Jagd auf ein Phantom, mit derlei verschwendete die Sonderkommission ihre Zeit oft genug.
    Auf dem Highway rauschten in gleichbleibendem Takt die Autos vorüber. Die Benzintanks standen nahe genug an der Schnellstraße, dass der Verkehrslärm so gut wie alle anderen Geräusche übertönte. Die flirrende Luft war mit Benzindämpfen geschwängert – von den Autos auf dem Highway und auch aus den Tanks –, und der Gestank war unerträglich. Ich wollte Mac gerade zurufen, dass wir die Suche jetzt besser abbrechen sollten, als ich den Widerhall von einer Art Stöhnen hörte. Es wurde jedes Mal lauter, wenn ich mich einem bestimmten Tank näherte. Ich umkreiste ihn und konnte das Geräusch besonders auf einer Seite deutlich vernehmen. Der Tank war wahrscheinlich leer. Und falls er leer war, bestand dann nicht zumindest die wenn auch unwahrscheinliche Chance, dass jemand vielleicht da drinnen saß?
    «Ich schaue mir den hier mal an!», rief ich Mac zu, der mich scheinbar wegen des lauten Verkehrs nicht verstand.
    Eine schmale Leiter führte den Tank hinauf, bis nach oben waren es bestimmt sechzig Meter. Wenn man von unten hinaufsah, schien sie direkt in den wolkenlosen blauen Himmel zu führen. Je höher ich kam, desto größer und breiter wirkte der Tank. Er war riesig. Und die Sprossen waren heiß. Wenn ich sie packte, brannten sie an meinen Handflächen. Deshalb kletterte ich die Leiter so zügig wie möglich hinauf, nur um die Sache schnell abhaken zu können. Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl bei diesem leeren Tank inmitten all der mit Benzin gefüllten, und ich wollte auf Nummer sicher gehen.
    Am Ende der Leiter angekommen, erklomm ich das Dach des Tanks. Ich konnte durch meine Schuhsolen fühlen, wie aufgeheizt er war. Ungefähr sechs Meter vom Rand entfernt stand eine große runde Luke offen. Ich wusste nicht das Geringste über den Benzinhandel, war mir aber ziemlich sicher, dass man so etwas normalerweise nicht offenstehen ließ. Ich hockte mich über die Luke. Und spähte hinunter in die Dunkelheit.
    Der Tank war leer. Die Sonne knallte mir ins Gesicht, also beschirmte ich die Augen mit der Hand. Als sie sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, erkannte ich unten am Boden des Containers einen Schatten.
    «Karin?», hörte ich Mac unten rufen.
    Ich ging zum Rand des Tanks und sah, dass er nach mir suchte.
    «Hier oben!»
    «Was zum Teufel?»
    «Bin gleich wieder bei dir.»
    Ich ging zur Luke zurück. Hockte mich hin. Beschirmte noch einmal meine Augen vor der Sonne. Und langsam verwandelte sich der Schatten unten in einen schlafenden Mann.
    Erst wussten wir nicht, wen wir da entdeckt hatten. Nur dass der Mann augenscheinlich in das Innere eines leeren Benzintanks geraten war. Weder hatten wir eine Ahnung, um wen es sich handelte, noch wieso er dort lag, aber wir mussten ihn da herausholen. Er hatte wirklich Glück gehabt, dass der Tank am Morgen nicht mit Benzin aufgefüllt worden war. Das dachte ich damals, als ich ihn dort zum ersten Mal sah. Der hat Glück gehabt . Später erst begriff ich, was für ein Segen es gewesen wäre, wenn JPP tatsächlich im Benzin ertrunken, einem Bottich voller Gift erstickt wäre. Wenn ich nur geahnt hätte, was mich erwartete, ich hätte weder Mac noch sonst jemandem erzählt, dass dieser Mann auf dem Boden des Tanks lag und schlief wie ein Baby. Ich hätte die Luke zugeklappt, von außen verschlossen und ihn da drinnen gelassen. In dem glutheißen stinkenden Tank wäre er binnen weniger Stunden einem Hitzschlag erlegen.
    Aber nein.
    Ich musste ihn ja unbedingt retten.
    Weil wir ja nach einem Serienmörder fahndeten, wollten wir eine Speichelprobe des Fremden nehmen. Er weigerte sich, uns die Erlaubnis dafür zu geben. Wir mussten einen richterlichen Beschluss beantragen und zwei Tage warten. Währenddessen hielten wir ihn wegen Hausfriedensbruch fest. Dann endlich konnten wir die Probe von Martin Price nehmen. Das

Weitere Kostenlose Bücher