Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
sein Dorf plötzlich global Schlagzeilen machte. Auf Nachfrage gab er an, dass er noch nicht in der Schule gewesen war, um sich den neuen Computer anzusehen, und er wisse auch nicht, was ein Netz sei, sofern es nicht von einer Spinne stamme.
    JPP befand sich nicht in Murungurune. Auch nicht in Moskau, Jakarta oder South Bend in Indiana – oder an irgendeinem anderen der Orte, an denen er erfolgreich in Internetserver eingedrungen war, um zu verschleiern, woher sein Anruf über Skype gekommen war. Was weiterhin ein Geheimnis blieb. Und daher wusste trotz all der Aufregung noch immer niemand, wo er steckte.
    «Hier kann er euch nichts tun», sagte ich zu Jon.
    Die Nacht hatte den Himmel verdunkelt, und es wurde sofort kalt auf der Dachterrasse. Jon schaute mich an: In seinen geröteten Augen leuchteten hellweiße Funken. «Ich hoffe, damit behältst du recht.» Dann streckte er den Arm zu mir aus und nahm meine Hand in seine.
     
    Am folgenden Nachmittag fuhr Mac mich nach Brooklyn, damit ich eine Tasche packen konnte – halb Freund, halb Bodyguard. Es war der erste wirklich warme Tag des Frühlings, wir hatten ungefähr 24 Grad und genossen den goldenen Sonnenschein, von dem man den gesamten Winter lang träumte. Viele Leute saßen draußen vor ihren Häusern. Es gab keine Hektik und kein Gehetze, nur allgemeine Beglückung, weil das Wetter so perfekt war.
    Wir fanden einen Block von meiner Wohnung entfernt einen Parkplatz und blieben bei einem italienischen Eisverkäufer auf dem Bürgersteig stehen, direkt gegenüber einer Grundschule. Vor dem Eiswagen warteten Kinder ungeduldig in der Schlange darauf, dass sie an die Reihe kamen. Die Luft war angefüllt von ihrem Geplapper. Das jüngste sah aus wie vier, das älteste vielleicht wie elf. Cece war nicht alt genug geworden, um zur Schule zu gehen, aber ich sah sie hier überall, erkannte ihre überschwängliche Heiterkeit, ihre Unbekümmertheit im Gesicht jedes einzelnen dieser Kinder, während sie ihre bunten Eisbecher entgegennahmen, um damit zu Freunden, den Eltern oder ihren Kindermädchen zu laufen, bereit für ein neues Abenteuer.
    «Zwei kleine, Zitrone», sagte Mac zu der Frau, die das Eis in zwei Pappbecher beförderte und ihm überreichte. Er zahlte und gab mir einen der beiden. Die gefrorene, leicht säuerliche Süße schmolz auf meiner Zunge dahin. Wir aßen unser Eis und gingen schweigend nebeneinander her, bis wir vor meinem Haus angekommen waren. Dort setzten wir uns auf die Stufen davor und ließen uns die letzten zitronigen Tropfen aus dem Becher in den Mund laufen.
    «Ich könnte mir vorstellen, in so einer Gegend zu wohnen», stellte Mac fest. «Hätte nie gedacht, dass ich das mal über die City sagen würde.»
    «Das hier ist ja nicht die City, jedenfalls nicht so wie Manhattan.»
    «Kommt einem eher vor wie eine Kleinstadt.» Er stand auf. «Tut mir wirklich leid, aber ich muss zur Nachtschicht zurück in Jersey sein. Die Schicht ohne Ende könnte man es auch nennen.» Als er den Arm drehte, um auf die Uhr zu schauen, fiel mir ein weißer Streifen an einem seiner Finger auf.
    «Wo ist denn dein Ehering?»
    «Wir haben es versucht, aber es hat einfach nicht geklappt.»
    «Das tut mir leid.»
    «Ja, mir auch.»
    Ich schloss das eiserne Tor auf, und sofort fiel mir der Stapel mit der Post von gestern auf, der von einem Gummiband zusammengehalten auf dem staubigen Boden vor meiner Wohnung lag. Daneben entdeckte ich einen Flyer. Er war so gefaltet, als hätte jemand ein Papierflugzeug daraus gebastelt, bevor er ihn durch den Briefkastenschlitz befördert hatte.
    «Seltsam.» Ich nahm den Flyer und faltete ihn auf. Die Seite wimmelte von grellbunten Comic-Superhelden.
    «Irgendein Kind, das dir einen Streich spielen wollte.»
    «Ja, wahrscheinlich.» Der Flyer warb für eine Comic-Convention in Manhattan. «Comic-Con», las ich laut vor. «Im Javits Center am 12. Juli.»
    «Das ist mein Geburtstag.»
    Ich schaute Mac an. «Das wusste ich gar nicht.»
    «Na ja, jetzt weißt du’s.»
    Ich musste daran denken, dass er ihn dieses Jahr allein verbringen würde, weil Val und er sich ja nun scheinbar endgültig getrennt hatten.
    «Ich lade dich ein», erbot ich mich. «Lunch oder Dinner? Kannst du dir aussuchen.»
    «Ich überlege es mir.»
    «Wie alt wirst du?»
    Er zwinkerte und schwieg dazu. Anfang vierzig vermutete ich. Seine Haut war zwar wettergegerbt, aber Altersfalten hatte er nicht, und sein Haar war nur mit leichtem Grau durchzogen.
    Als ich den

Weitere Kostenlose Bücher