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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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zwei Kinder, die am Leben waren. Und einen Mann, der sie liebte und der noch lebte . Aber ich sagte nichts dergleichen. Es auszusprechen wäre herzlos, sogar grausam gewesen. Ich drückte Andreas Hand und versuchte, sie zu wärmen. Was ich ihr eigentlich erklären wollte, war, dass jeder von uns einen Grund und einen Weg finden musste, sich ans Leben zu klammern.
    «Mir ging es so viel besser in letzter Zeit.» Ich hielt inne und überlegte, wie weit ich mich offenbaren sollte, bevor ich auf den Punkt kam. «Und dann, als Mac und ich neulich auf dem Weg zu dir ins Krankenhaus waren und über die Brooklyn Bridge gefahren sind, war ich selbst erstaunt, dass ich mir plötzlich vorstellte, da herunterzuspringen.»
    Sie starrte mich an, offensichtlich schockiert über dieses Geständnis.
    «Wie soll ich dir das erklären?» Ich rang nach Worten. «Damit du mich nicht missverstehst?»
    «Versuch es.»
    «Vielleicht liegt es an den Medikamenten», begann ich, und dann redete und redete ich.
    Ich hatte online nach Prozac recherchiert und herausgefunden, dass die vierzig Milligramm, die ich bekam, schon eher hoch dosiert waren, wenn auch nicht übermäßig: Achtzig Milligramm waren die Höchstgrenze. Ich hatte ferner herausgefunden, dass es alle möglichen Reaktionen auf das Medikament gab, meine war ein wenig ungewöhnlich, aber keineswegs unbekannt. In letzter Zeit fühlte ich mich seltsam schneller und stärker, und manchmal empfand ich eine Art inneren Druck – eine ständige Unruhe. Während ich mitten auf der Brücke im Stau stand, weit oben über dem glitzernden East River, und zuhörte, wie Autos mit sinnlosem Hupen gegen den Stillstand rebellierten, musste ich plötzlich daran denken, was man als Kind so oft von seinen Eltern zu hören bekam: «Und wenn dir jemand sagt, du sollst von der Brücke springen, machst du das dann auch?» Die korrekte Antwort war natürlich Nein. Aber da saß ich nun und war auf unheilvolle Weise mit der Gelegenheit konfrontiert. Es wäre so furchtbar einfach gewesen. Sicherheitsgurt öffnen. Tür aufmachen. Über die äußere rechte Spur sprinten. Den Zaun hochklettern. Mich darüber werfen. Eine Sekunde lang stellte ich mir vor, wie ich an diesem wunderschönen Tag durch die Luft flog, die Brust herausgestreckt, die Arme ausgebreitet. Schwerelos nach unten segelte. Und dann eintauchte. Das Wasser würde eiskalt sein. Der Tod schnell eintreten. Eine reizvolle Phantasie. Und dann zog der Wagen vor uns an. Mac legte den Gang ein, und wir fuhren weiter. Ich schloss die Augen und fragte mich, woher dieser Impuls zu springen gekommen war. Seit die Medikamente wirkten, hatte ich keine Selbstmordgedanken mehr gehabt. Was mich erstaunte, war, wie viel Kraft ich auf einmal in mir spürte, im Gegensatz zu den Wochen und Monaten zuvor, als ich mich zu schwach gefühlt hatte, noch ein zweites Mal Hand an mich zu legen. Obwohl ich mich selbst nicht mehr für selbstmordgefährdet hielt, stellte ich fest, dass ich jetzt dazu eindeutig in der Lage gewesen wäre, diese Welt zu verlassen. Vielleicht war ich wirklich noch nicht außer Gefahr. Was JPP betraf ohnehin nicht. Aber auch was mich anging nicht. Während wir über den Highway rasten, begriff ich mit ganz neuer Klarheit, wie sehr ich mich in der Grauzone zwischen JPP und mir verirrt hatte … sodass ich die wahre Gefahr nicht mehr erkannte.
    «Jedenfalls», sagte ich zu Andrea, «habe ich es dann nicht getan, wie du ja siehst. Später am selben Tag musste ich an etwas denken, was ich von Joyce habe: ‹Balance zu halten kann wie ein Tanz auf der Rasierklinge sein.›»
    «Hast du ihr das alles auch erzählt?»
    «Nein, das bringe ich nicht fertig. Ich habe Angst, sie könnte mir die Glückspillen wegnehmen. Ist das zu glauben? Dabei wollte ich sie erst gar nicht nehmen.»
    Andrea lächelte ein bisschen. Doch dann musste sie plötzlich die Tränen zurückdrängen und flüsterte: «Ich weiß nicht, was ich machen soll.»
    «Lass mich dir bitte, bitte helfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schuldig ich mich fühle, weil ich euch alle in solche Gefahr gebracht habe.»
    Sie schaute mich an, und wie ich spürte, begriff sie, dass ich ihr unausgesprochen einen Deal auf Gegenseitigkeit anbot. Wenn ich hier in ihr vorläufiges Zuhause einzog, würde sie damit auch mir helfen.
    «Okay», sagte sie endlich, bevor sie die Augen schloss und unser Gespräch damit beendete.
    Später, nachdem Susanna in ihrem Behelfsbettchen eingeschlafen war, und

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