Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
hatte; und dass man es weder planen noch kontrollieren konnte; und dass man Glück oder Zufriedenheit, wie ich kürzlich herausgefunden hatte, auch daraus schöpfen konnte, anderen auf ganz einfache Art behilflich zu sein.
    In einer Sitzung bat sich mich, ihre nächste Frage spontan zu beantworten, ohne darüber nachzudenken: «Was würde dich jetzt glücklich machen?»
    «Ein langer Spaziergang, ganz allein. Nicht, dass es mir etwas ausmacht, mit Jon und seiner Familie zusammenzuwohnen. Das tut es nicht. Es ist nur …»
    Joyce hatte gelächelt. «Ich verstehe schon.» Sie nickte wie ein Lehrer, dessen Unterricht endlich Wirkung zeigte.
    Mit Mac hinauszugehen war nicht ganz dasselbe, wie allein zu sein und einfach nur vor mich hinzulaufen. Schließlich hatte er eine Waffe dabei und spielte meinen Bodyguard. Trotzdem. Es war angenehm. Kaum traten wir an diesem sonnigen Nachmittag auf die Second Avenue hinaus, fühlte ich mich befreit.
    Den Verkehr an mir vorbeirauschen zu hören, das grelle Hupen an einer verstopften Kreuzung, das unablässige Absatzklappern vorbeieilender Geschäftsfrauen, das Aufprallen eines Basketballs, den ein Teenager neben sich her dribbelte.
    Den süßlichen Duft von Parfüm aufzuschnappen, den Fleischgeruch der Hot Dogs, die beißenden Abgase, wenn ein Taxi neben uns an der roten Ampel stand.
    «Wollen wir eine Kaffeepause machen?», fragte Mac, nachdem wir zwanzig Minuten nur herumspaziert und so bis zur Ecke 23. Straße und Park Avenue South gekommen waren.
    «Gern.»
    In einer Seitenstraße einen halben Block weiter gab es ein Café. Wir setzten uns an einen der Tische draußen, bestellten Cappuccinos und einen Apfelmuffin, den wir uns teilten. Der leichte Schwips vom Champagner war bei mir durch den Spaziergang verflogen, jetzt fühlte ich mich entspannt und ein wenig müde.
    «Okay», sagte Mac und rührte den weißen Schaum auf seinem Cappuccino in den Kaffee, bis er sich ganz damit vermischt hatte. «Bestimmt interessiert dich, was Billy Staples und ich in letzter Zeit so getrieben haben, während Alan und die anderen Jungs vorm Computer saßen.» Er grinste in seinen Kaffee. Ich hatte nur ein Glas Champagner getrunken, er dagegen zwei, und vielleicht hatte er trotz des Spaziergangs noch keinen klaren Kopf.
    «Was denn?»
    Verschwörerisch hob er die Augenbrauen und schwieg einen Moment, als müsste er sich noch überlegen, ob er es mir wirklich erzählen sollte. «Wir haben gesucht», sagte er dann.
    Ich musste gar nicht erst fragen, nach wem.
    «Wo?»
    «Da draußen, nicht mehr nur im Netz. Weißt du, wir haben auf eigene Faust beschlossen, einfach loszulegen.»
    Mac hatte mir gegenüber seit Wochen kein Wort verlauten lassen; dem Mann musste ich öfter einmal Champagner einflößen. Seitdem ich der Meinung gewesen war, dass der Flyer für die Comic-Con von JPP gewesen war, hatte Mac es vermieden, irgendetwas mit mir zu besprechen, das meiner Intuition – oder meiner Paranoia, wie immer man es sehen wollte – neue Nahrung hätte geben können. Meiner Überempfindlichkeit . Also versuchte ich mich zu beruhigen und übte mich stattdessen in der nicht ganz leichten Aufgabe, nur von einem Tag zum anderen zu leben.
    «Erzähl», bohrte ich weiter.
    «Turniere. Für alle möglichen Spiele. Karten – Blackjack, Poker und auch die neueren: Yu-Gi-Oh, Pokemon, so was. Tischtennis. Schach. Alles Mögliche.» Er nippte am Kaffee, um zu sehen, wie heiß der noch war, und nahm dann einen Schluck.
    «Also sucht ihr nicht mehr nur in Richtung Domino.» Ein kleiner Triumph nach unserer letzten Unterhaltung zu dem Thema.
    «Stimmt. Allerdings lassen wir die ganzen Sportgeschichten aus. Ich glaube nicht, dass er damit viel am Hut hat, was meinst du? Wir konzentrieren uns nur auf Spiele. Da gehen Massen an Menschen hin, und die sind nicht einfach nur Fans, die sind …»
    «Fanatiker.»
    Er lachte leise. «Ja, das trifft es genau. Echte Fanatiker, die meisten von denen. Wie Price, nur eben ohne den Killerinstinkt.»
    Obwohl er es in lockerem Ton gesagt hatte, zuckte ich zusammen. Ich nahm ein, zwei Schlucke Kaffee, um meine Gefühle herunterzuspülen. Dann brach ich ein Stück vom Muffin ab. Zu süß. Ich lehnte mich zurück und sah Mac an.
    «Würde er dich nicht wiedererkennen?», fragte ich. «Und verschwinden, bevor du ihn siehst?»
    Genau wie ich war auch Mac jedes Mal in den Zeitungen gewesen, wenn dort über JPP berichtet wurde. Falls Price so war wie die meisten anderen Serienmörder,

Weitere Kostenlose Bücher