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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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hatte er jeden Artikel für sein Erinnerungsalbum ausgeschnitten. Wahrscheinlich hatte er sich Macs Gesicht neben meinem auf den Fotos genau eingeprägt.
    «Falls er wirklich da wäre, vielleicht. Wahrscheinlich sogar. Aber wir dachten uns, es kann ja nichts schaden, obwohl wir uns keine großen Hoffnungen gemacht haben. Uns ist natürlich klar, wie gefährlich es im Moment für Price wäre, irgendwo in der Öffentlichkeit aufzutauchen, aber Billy und ich waren eben beide –»
    «Ungeduldig», unterbrach ich ihn. «Frustriert. Ruhelos.»
    Er starrte mich an. Ihm war klar, dass ich von meinen eigenen Gefühlen sprach.
    «Bei wie vielen Turnieren wart ihr bis jetzt?» Ich hatte nun beide Ellbogen auf den Tisch gestützt und lehnte mich erwartungsvoll nach vorn.
    Plötzlich wirkte er wieder deutlich distanziert und schien auf einen Schlag nüchtern geworden zu sein.
    «Nein», sagte er, weil er wohl meine Gedanken erraten hatte.
    «Ich könnte euch helfen.»
    «Karin …»
    «Wenn Price mich bemerkt, kann er vielleicht nicht widerstehen. Möglicherweise kann ich ihn aus der Deckung locken.»
    Mac bedeutete der Kellnerin, sie möge ihm die Rechnung bringen. Sie kam schnell an unseren Tisch, er zückte sein Portemonnaie und ließ mich nicht zahlen.
    «Am besten bringen wir dich zurück in die Wohnung.»
    «Ihr geht doch heute Abend zu so einem Turnier, oder?»
    «Hör auf.»
    «Deshalb hattest du heute auch Zeit, um uns zu besuchen. Deshalb musstest du nämlich sowieso in die Stadt.»
    Er stand auf. «Deine Familie braucht dich.» Es klang herzlich, aber gereizt.
    «Brauch te . Andrea ist wieder aufgestanden. David geht es schon so viel besser. Alle können wieder schlafen. Wozu lebe ich eigentlich, wenn ich nicht da helfen darf, wo ich im Moment wirklich gebraucht werde? Ich habe Jackson und Cece an diesen Scheißkerl verloren. Mir ist nichts geblieben.»
    «Deine Eltern», korrigierte er mich. «Jon, Andrea, David, Susanna.»
    «Ganz genau. Susanna . Nur wenn wir hier weiter herumsitzen und warten, bis er Mittel und Wege gefunden hat, um an sie heranzukommen –»
    «Du kannst nicht mitkommen, Karin.»
    «Ich habe ihn schon einmal aufgespürt.»
    Wir waren wieder auf dem Rückweg Richtung Wohnung. Als Mac an einer roten Ampel stehen blieb, hakte er mich fest unter. Er schüttelte den Kopf. «Das wäre zu gefährlich. Muss ich dich außerdem wirklich daran erinnern, dass du nicht mehr bei der Polizei bist?»
    «Sag mir nur eins. Habt ihr vor, die Comic-Convention zu überwachen? Wenn ihr euer Netz ohnehin weiterspannt, warum dann nicht auch –»
    «An meinem Geburtstag? Machst du Witze?»
    Ich wusste, wie stur Mac sein konnte, also ließ ich ihn in Ruhe. Er lieferte mich im 23. Stock ab, wo ich mich schon wieder wie eine Gefangene fühlte, bevor ich das Penthouse überhaupt betreten hatte. Am liebsten hätte ich noch einmal mit der Comic-Convention angefangen. Wieso sollte man es da nicht versuchen? Im schlimmsten Fall war es Zeitverschwendung – aber wir verabschiedeten uns, als ob die Angelegenheit sich erledigt hätte. Mac gab mir einen zarten Kuss auf die Wange und machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl.
    «Warte! Dein Geburtstag ist am Donnerstag. Du hast mir noch nicht gesagt, ob du lieber zum Lunch oder zum Dinner gehen möchtest.»
    Er lächelte. «Okay, dann also zum Lunch.»
    Die Türen des Fahrstuhls, der die ganze Zeit im 23. Stock stehen geblieben war, gingen mit einem Ping auf, sobald Mac auf die Taste gedrückt hatte.
    Als ich in den Flur kam, fiel mir als Erstes der köstliche Geruch aus der Küche auf. Dort fand ich Jon und Andrea, die gerade Lachs mit Polentakruste und Salat machten. Im Ofen röstete ein Baguette. Susanna saß auf dem Boden und malte etwas aus, David schlief, und Lisette löste in einer Ecke des Wohnzimmers ein Kreuzworträtsel. Angesichts dieses Familienidylls wurde mir klar, dass ich hier zwar willkommen war, aber nicht mehr gebraucht wurde.
    «War’s schön?», fragte Andrea. Ihre Wangen waren von der Hitze in der Küche gerötet.
    «Ja, war angenehm, mal rauszukommen.»
    «Kann ich mir bestens vorstellen.» Jon klatschte in die Hände, und der Maisschrot daran fiel wie eine Staubwolke ab. Andrea lachte.
    «Ich lege mich vor dem Abendessen noch ein paar Minuten hin.»
    Damit ging ich ins Gästezimmer, wo mein Koffer aufgeklappt auf einem Stuhl stand. Kleidungsstücke hingen heraus. Ich setzte mich aufs Bett und lehnte mich gegen die Wand, mit dem Laptop zwischen meinen

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