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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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verkündete über die Lautsprecher: «Sämtliche Ausgänge sind verschlossen. Wir bitten alle Anwesenden zu bleiben, wo sie sind. Danke für Ihre Geduld und Kooperation.»
    Kooperation – durchaus. Tausende von Menschen wurden plötzlich still und setzten sich auf den Boden, wo sie gerade standen. Geduld – eher nicht: In der großen Ausstellungshalle herrschte Panik. Die Leute wollten wissen, was los war. Wer, wie, was; wann und wo drohte die Gefahr?
    Irgendwo in diesem unüberschaubaren Gebäude, mit seinen riesigen Hallen, seinen verzweigten Fluren und zahllosen Räumen … unter den zehntausenden angsterfüllten Menschen lauerte Martin Price. Da war ich mir sicher. Der Geruch. Die Stimme. Kein Zweifel, dass er es gewesen war.
    Ein dunkelblaues Meer von Polizeikräften wogte ins Gebäude. Bewaffnet und auf alles vorbereitet.
    Die Jagd auf JPP war eröffnet.
    Batman rannte mit fliegendem Cape und großen kräftigen Schritten auf uns zu. Ein schwarzer Batman, den ich erst erkannte, als er näher kam und sich in einen kostümierten und maskierten Billy Staples verwandelte. Seine Augen strahlten, er wirkte so begeistert, als wäre er tatsächlich auf seinen eigenen Schwingen angeflogen, um uns zu Hilfe zu eilen.
    «Wir haben ihn. Er sitzt in der Herrentoilette fest.» Billy ließ den Blick von mir zu Mac und wieder zurück wandern, um unsere Reaktion abzuschätzen.
    Im Geiste sah ich einen rollenden Feuerball, der alles in Flammen aufgehen ließ. Ein Instrument böswilliger Zerstörung. Plötzlich wurde mir am ganzen Körper so heiß, dass ich zu schmelzen glaubte.
    Ich spürte Macs kühle Hand auf meinem Rücken; mit der Geste versuchte er mich zu beruhigen. Ich machte einen Schritt von ihm fort.
    «Wir haben ihn noch nicht verhaftet», sagte Billy. «Ich dachte, die Formalitäten würdest du gern erledigen, Karin.»
    Und ob! Allerdings hatte ich nicht vor, JPP seine Rechte vorzulesen.
    Wir folgten Billy durch das Gewimmel der Ausstellungshalle. Aufgeregte Schreie waren zu hören, in dem riesigen Raum herrschte allgemeine Verwirrung. Alles saß auf dem Boden, ob nun im Schneidersitz, mit angezogenen Knien oder ausgestreckten Beinen – Besucher, Aussteller und Superhelden. Den Menschen war ihr Entsetzen anzusehen, während die Polizisten zwischen ihnen hin- und hergingen. Einige der Beamten hatten ihre Waffen gezückt. Andere trugen Gewehre über der Schulter.
    Ich drehte mich zu Billy und sah, dass er seine Batman-Maske abgenommen hatte. Schweiß lief ihm übers Gesicht, sodass es im Schein der Neonlampen leuchtete. Wir gingen ihm durch die sitzenden Massen hindurch hinterher. Man beobachtete uns offensichtlich neugierig. Ich schaute über die Köpfe der Leute hinweg, an ihnen vorbei, konzentrierte mich auf das schwarze Nylon-Cape von Billys Kostüm.
    Er führte uns hinaus aus der Haupthalle und durch den Bereich mit den Animes. Überall drängten sich Menschen aneinander, und Polizisten patrouillierten. Dann gelangten wir in einen kurzen Korridor. Bogen rechts in einen anderen ein, der von einer Kette aus Polizeibeamten abgeriegelt war. Sie machten Platz, um uns durchzulassen.
    «Vier Minuten», sagte Billy mit lauter Stimme und lächelte. «So lange haben wir gebraucht, bis wir ihn hatten. So miserabel ist er im Versteckspielen.» Mir war klar, dass er das nicht einfach nur zu mir sagte, sondern Martin Price damit beleidigen wollte – der befand sich offenbar in Hörweite. Wir waren ihm schon ganz nah.
    Wir gingen durch eine Schwingtür mit einem Strichmännchen darauf.
    Betraten die Toilette.
    Und dort war er.
    Martin Price.
    JPP.
    Der schlimmste menschliche Abschaum. Hockte zusammengesunken auf dem schmutzigen Fußboden wie ein Stück Müll. Er erfüllte den ganzen Raum mit seinem ungeheuerlichen Gestank. Kniete dort mit Handschellen an ein Waschbecken der weißgekachelten riesigen Toilette gekettet. Gegenüber einer Reihe von Pissoirs. Umstellt von sechs schwer bewaffneten Polizisten.
    Er sah aus wie ein kleiner Junge.
    Blond und blass.
    Hilflos.
    Lächerlich.
    Schwach.
    Nichts davon war er.
    Man hätte ihn fast retten wollen.
    Allerdings wäre das der letzte Fehler gewesen, den man in diesem Leben beging.
    Die sechs Beamten wichen zurück, auch Billy blieb im Hintergrund und lehnte an der Tür. Sie beobachteten alles. Überließen mir das Feld, den Moment. Nur Mac blieb an meiner Seite.
    Langsam ging ich auf Martin Price zu. Durch den nach Urin stinkenden Raum. Die Fliesen unter meinen Füßen klebten,

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