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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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ich wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken … falls sie noch …). Es war ihr Geburtstag, auf der Feier war ein Clown gewesen, und der hatte sie mitgenommen auf ein Abenteuer … Ich überlegte, was wohl gerade in Susannas Kopf vorging.
    Eins, zwei, vier, zwei, vier, eins … mein Kopf setzte die Nummern immer wieder neu zusammen … aber abgesehen von meiner ursprünglichen Idee konnte ich keinerlei verborgene Bedeutung in den Zahlen entdecken. Martin Price hatte mit seinen Dominorätseln immer einen Hinweis auf sein nächstes Opfer gegeben, würde sein Komplize oder Nachahmer es da nicht genauso machen?
    Macs Hand auf meinem Rücken holte mich zurück in die Gegenwart, außerdem spürte ich unter seiner Berührung, dass ich wohl stärker schwitzte als gedacht. Uniformierte Polizisten schwärmten aus, um die Nachbarschaft noch einmal genauer abzusuchen, während ein paar andere, die schon länger hier waren, sich hinter uns auf dem Rasen versammelten und auf weitere Anweisungen warteten – als ob irgendjemand eine Ahnung gehabt hätte, was jetzt zu tun war.
    Wieder war Jons Stimme zu hören: «Bitte, hören Sie nicht auf zu suchen!»
    Ich drehte mich um und sah, dass mein Bruder vor seinem Haus stand. Der Schweiß lief ihm herunter, und die Sehnen an seinem Hals traten vor Anspannung hervor, während er Freunde und Nachbarn anflehte, nicht aufzugeben. Einer nach dem anderen begann, sich wieder in Bewegung zu setzen, um noch einmal jeden Winkel abzusuchen. Auch ihnen war klar, dass wir nicht aufgeben durften. Selbst mein Vater lief ruhelos durch den Vorgarten, immer an der Seite meiner Mutter, die auf den Knien am Rand der Veranda entlangkroch und mit einer Taschenlampe darunterleuchtete.
    «Karin, Alan und ich sollten jetzt besser zur SOKO aufs Revier fahren, und du beteiligst dich weiter an der Suche hier», sagte Mac.
    Ich war überrascht, dass er mich allein ließ – ungefähr so, als ob man mir mein Sicherheitsnetz weggerissen hätte –, aber ich rief mir in Erinnerung, dass er anders als ich ja arbeiten musste und mein Platz bei meiner Familie war.
    Ich nickte, und ohne ein weiteres Wort fuhren Mac und Alan davon.
    Kelly, noch eine ehemalige Kollegin aus meiner alten Einheit, hatte die Leitung der Suchaktion übernommen. Sie war eine stämmige Afroamerikanerin um die vierzig, mit einer kräftigen Stimme, die den Gebrauch ihres Megaphons eigentlich überflüssig machte. Sie war gerade dabei, die Leute in kleine Gruppen einzuteilen und sie so zu koordinieren, dass nicht alles doppelt abgesucht wurde. Als ich zu ihr ging, um mir meine Anweisungen abzuholen, ließ sie das Megaphon sinken, legte mir den Arm um die Schultern und zog mich nah an sich. Sie war beeindruckend stark und trug ein süßliches Parfüm.
    «Sieh mal drinnen nach deiner Familie. Ich glaube, der geht es nicht besonders gut.»
    Ich schaute hinüber zum Haus: zu weißem Putz und Ziegelsteinen, dem gewundenen Weg, der von der Auffahrt zur Tür führte. Am Türknauf hing ein einzelner, mit Helium gefüllter Ballon an einem langen Band, reckte sich zum Himmel hinauf und wiegte sich ganz leicht im Wind.
    «Wenn du irgendwelche Neuigkeiten erfährst –»
    «Keine Sorge», unterbrach sie mich. «Ich gebe dir sofort Bescheid.»
    Im Vergleich zur Hitze draußen war es im Haus kühl. Ich hörte gedämpfte Stimmen aus der Küche und Schritte auf der Treppe nach oben. Aber die erste Person, der ich begegnete, war Andrea, die im Wohnzimmer David wie ein schlafendes Engelchen im Arm wiegte. Glücklicherweise bekam wenigstens er nichts von all dem mit, was hier vorging. Andrea blickte mich an und spitzte die Lippen zu einem tonlosen Pssst . Man konnte ihr ansehen, dass sie bereits still trauerte, als wüsste sie ohnehin, wie die Sache ausgehen würde, als ob sie bereits akzeptiert hätte, dass Susannas Verschwinden ein Abschied für immer war. So leise wie möglich schlich ich durchs Zimmer und beugte mich herunter, um Andrea auf die Wange zu küssen. Ich wollte sie beruhigen, weil wir doch noch gar nichts Genaues wussten, doch sie drehte den Kopf weg, bevor ich sie auch nur berührt hatte.
    «Andrea …», flüsterte ich.
    David schlug die Augen auf, er verzog das Gesicht und begann zu weinen.
    «Siehst du, was du jetzt angerichtet hast?»
    «Es tut mir so leid . Dass ich ihn aufgeweckt habe. Und dass ich –»
    «Lass mich bitte allein!» Tränen liefen ihr über die Wangen. «Ich kann dich im Moment nicht sehen.»
    «Wir finden sie»,

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