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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Tages.
    Es ging ihm nicht gut. Die beiden neuen, die Sax angeschleppt hatte, waren zwei wortkarge, brutal aus der Wäsche schauende Typen, die, so glaubte Kamarov, ihn ständig beobachteten und ihm bei der ersten sich bietenden Gelegenheit den Hals umdrehen würden. Der Russe hatte die Ukrainer im Wohnmobil untergebracht, sich selbst ein kleines Hotelzimmer gegönnt und jeden überflüssigen Kontakt mit den Kerlen vermieden. Immer noch ging ihm die Sache mit Adrian nicht aus dem Kopf.
    Seinen ersten Menschen hatte Kamarov mit neunzehn getötet. Der Russe war ein junger Rekrut in der Roten Armee gewesen, erbärmlich ausgebildet und kurz nach seiner Einberufung nach Afghanistan abgeschoben worden. Auf einer Patrouille gerieten er und seine Kameraden in einen Hinterhalt, von einer Bergkuppe aus waren sie mit einem Maschinengewehr beharkt worden. Zwei Soldaten waren sofort tot, ein weiterer schwer verletzt. Außer Kamarov war nur noch Oleg einsatzfähig gewesen. Zusammen hatten sie, jede Deckung ausnutzend, den strategisch völlig unbedeutenden Hügel erklommen und versucht, die drei Afghanen auszuschalten. Oleg wurde, kurz bevor sie das Nest erreichten, von einer Garbe in der Mitte zerrissen, Juri hatte keine zwei Meter von dem Freund entfernt gestanden.
    Der junge Rekrut hatte die drei Kerle kaltblütig erledigt, zwei durch Schüsse aus seiner Pistole, den dritten im Nahkampf mit seinem Messer. Danach hatte er seinen verletzten Kameraden mehr als sieben Kilometer auf seinen Schultern zurück zum Stützpunkt getragen. Diese Aktion hatte ihm die Auszeichnung ›Held der Sowjetunion‹ eingebracht. Igor, der Verletzte, starb zwei Tage nachdem Kamarov den Orden an die Brust geheftet bekommen hatte.
    So waren seine Vorgesetzten auf ihn aufmerksam geworden, in mehreren Kämpfen bewies er seine Tapferkeit und Effektivität und zwei Jahre später wurde er zu den Speznas versetzt. Diese legendäre Truppe war eine absolute Eliteeinheit, die Ausbildung knochenhart, aber nach Abschluss des Trainings waren die Männer in der Lage, so lautlos und wirksam zu töten wie sonst kein Soldat der Roten Armee. Auch auf taktische Schulung war sehr viel Wert gelegt worden und die psychische Belastbarkeit der Männer fast grenzenlos. Von zwanzig Bewerbern überstanden nur vier die Tests. Kamarov war der Beste seines Jahrgangs gewesen.
    Er arbeitete sich hoch, in sehr kurzer Zeit hatte er es bis zum Hauptmann geschafft. Und dann begann der Umbruch.
    Die Sowjetunion zerfiel, dieser Verräter Gorbatschow verkaufte das Land an die Kapitalisten und Vaterlandsverräter. Kamarov war nie ein überzeugter Kommunist gewesen, aber er hatte in dem System eine Nische gefunden, in der er sich wohl fühlte. Nun war binnen kürzester Zeit seine Welt zusammengebrochen.
    Bei den Streitkräften rollten die Köpfe, Kamarov gehörte zu den Führungskadern, die nicht mehr gebraucht wurden.
    Fassungslos hatte er seine Sachen packen und von der Truppe verschwinden müssen. Einen anderen Beruf hatte er nie gelernt. Das Einzige, was er konnte, war töten.
    Doch für einen Mann mit seinen Qualitäten gab es im sich wandelnden Russland großen Bedarf. In Moskau traf er auf einen ehemaligen Kameraden, der einen Job als Leibwächter bei einem der Mafia-Bosse ergattert hatte. Die Bezahlung war gut, die Gefahr nicht annähernd so groß, wie Kamarov es gewohnt war… Was sonst hätte er anfangen sollen?
    Während der nächsten Jahre ging es ihm prächtig, er lebte gut, hatte sich fast jeden erdenklichen Luxus gönnen können und stieg in der Hierarchie der Gangster schnell bis fast an die Spitze. Sein Boss übertrug ihm immer anspruchsvollere Aufgaben, Kamarov konnte tun und lassen, was er wollte.
    Bis zu diesem verfluchten Abend im August vor vier Jahren, als er nach einer Sauftour mit einigen Geschäftsfreunden restlos betrunken zu dem Anwesen, gut zwanzig Kilometer vor den Toren Moskaus, zurückkam.
    Es war eine wunderschöne Sommernacht mit sternenklarem Himmel gewesen. Juri hatte noch auf der Terrasse hinter seinem kleinen Bungalow gestanden, um eine Zigarette zu rauchen und den Wodka sacken zu lassen, als er in dem weitläufigen Gelände die Frau bemerkte.
    Nein, falsch, es hatte sich weniger um eine Frau gehandelt als vielmehr um ein wunderschönes Mädchen, maximal zwanzig Jahre alt. Ihr Rock war so kurz, dass er ihre Pobacken im Mondlicht hatte erkennen können, die Bluse so weit aufgeknöpft, dass prächtige Titten sichtbar wurden. Bestimmt ist die Kleine eine

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