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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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sich daranknüpfenden Erwerbungen gemacht worden wären, um die auf die Verwendung der Mitgift bezugnehmende Klausel seines Heiratsvertrages zu erfüllen. Graslin führte sie um so lieber aus, als dieser Akt der Billigkeit ihn damals absolut nichts kostete. Im Augenblick, wo Graslin abschloß, setzten sich die Domänen aus dem Walde von Montégnac, der etwa dreißigtausend nicht auszubeutende Arpents umfaßte, aus den Schloßruinen, den Gärten und etwa fünftausend Arpents in der unbebauten Ebene zusammen, die sich vor Montégnac hinzieht. Graslin machte sofort mehrere Erwerbungen, um sich zum Herrn der ersten Spitze der Corrèzener Gebirgskette zu machen, wo der besagte ungeheure Wald von Montégnac endigt. Seit der Steuereinführung hatte der Herzog von Navarreins keine fünfzehntausend Franken im Jahre aus dieser Herrschaft gezogen, die ehemals eine der reichsten Lehnsfolgen des Königreichs gewesen war, und deren Ländereien dem vom Konvent anbefohlenen Verkaufe ebensosehr ihrer Unfruchtbarkeit wie der erkannten Ausbeutungsunmöglichkeit wegen entgangen waren.
    Als der Pfarrer die ihrer Frömmigkeit und ihres Geistes halber so berühmte Frau sah, von der er hatte sprechen hören, konnte er eine Geste der Ueberraschung nicht zurückhalten. Véronique war damals bei ihrer dritten Lebensphase angelangt, in der sie durch die Ausübung der höchsten Tugenden größer werden sollte, und während welcher sie eine ganz andere Frau wurde. Der Raffaelschen Madonna, die mit elf Jahren in den durchlöcherten Mantel der Pocken eingehüllt worden war, war die schöne, edle, leidenschaftliche Frau gefolgt; und aus diesem von innersten Unglücksfällen geschlagenem Weibe ging eine Heilige hervor. Das Gesicht hatte damals einen gelben Teint, ähnlich dem, welchen die strengen Gesichter der durch ihre Kasteiungen berühmten Aebtissinnen besitzen. Ihre Lippen waren bleich geworden, man sah dort nicht mehr die Röte der geöffneten Granatfrucht, sondern die kalten Farben einer bengalischen Rose. In den Augenwinkeln hatten die Schmerzen an der Nasenwurzel zwei perlmutterschimmernde Stellen gezogen, wo viele heimliche Tränen geflossen waren. Tränen hatten die Pockennarben ausgelöscht und die Haut verdorben. Die Neugierde heftete sich unwillkürlich auf diese Stelle, wo das blaue Netz kleiner Blutgefäße mit jähen Schlägen pulste und sich durch den Einfluß des dorthin, wie um die Tränen zu speisen, strömenden Blutes vergrößert zeigte. Der Umkreis der Augen allein bewahrte braune Farben, die unten schwarz und bei den furchtbar gefurchten Augenlidern rußfarben geworden waren. Die Wangen waren faltig und ihre Falten sprachen von schweren Gedanken. Das Kinn, wo in der Jugend eine Fleischfülle die Muskeln bedeckte, hatte sich, jedoch zum Nachteil des Ausdrucks, vermindert: es offenbarte nun eine unversöhnliche religiöse Strenge, die Véronique einzig gegen sich ausübte. Mit neunundzwanzig Jahren hatte Véronique, die sich genötigt sah, sich eine Unmenge weißer Haare ausreißen zu lassen, nur noch spärliches und dünnes Haar. Ihre Entbindung hatte ihre Haare, eine ihrer schönsten Zierden, zerstört. Ihre Magerkeit erschreckte. Trotz der ärztlichen Verbote hatte sie ihren Sohn stillen wollen. Der Arzt triumphierte in der Stadt, da er all die Veränderungen eintreten sah, welche er, für den Fall, daß Véronique wider seinen Willen nährte, vorausgesagt hatte.
    »Das ist die Wirkung eines einzigen Kindbettes bei einer Frau!« sagte er. »Aber sie betet ihr Kind ja auch an. Immer hab ich bemerkt, daß Mütter ihre Kinder auf Grund des Preises, den sie sie kosten, lieben!«
    Véroniques welke Augen waren nichtsdestoweniger das einzige, was jung geblieben war in ihrem Gesichte: das dunkle Blau der Iris spendete ein Feuer von seltsamem Glanze. Das Leben schien sich in sie zurückgezogen zu haben, nachdem es diese unbewegliche und kalte Maske verlassen hatte, die aber von einem frommen Ausdruck beseelt wurde, sobald es sich um den Nächsten handelte. So wichen denn auch des Pfarrers Ueberraschung und Schrecken in dem Maße, als er Madame Graslin all das Gute erklärte, das ein Besitzer in Montégnac wirken könnte, wenn er dort wohnte. Véronique wurde für einen Augenblick, erhellt durch die Lichter einer unerwarteten Zukunft, schön.
    »Ich werde hinkommen,« sagte sie zu ihm. »Es wird mein Gut sein. Von Monsieur Graslin will ich mir einige Mittel anweisen lassen, und ich werde mich lebhaft Ihrem frommen Werke

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