Der Dorfpfarrer (German Edition)
schneiden: der von Graslin mit dem Ausbau des Schlosses betraute Architekt hatte daher den Backstein zum Hauptelement dieses weiten Baues ausersehen; was ihn um so weniger kostspielig machte, als der Wald von Montégnac sowohl die Erde als auch die für die Herstellung notwendigen Hölzermengen hatte liefern können. In gleicher Weise war auch das Gebälk und der Stein für alle Mauerarbeit aus diesem Walde hervorgegangen. Ohne solche Ersparnisse würde sich Graslin ruiniert haben. Der größere Teil der Ausgaben war für Transporte, Ausbeutungen und Gehälter draufgegangen. So war das Geld im Flecken geblieben und hatte ihn belebt. Beim ersten Anblick und aus der Ferne stellt das Schloß ein ungeheures rotes Massiv vor, das von schwarzen, durch die Fugen hervorgebrachten schmalen Linien gestreift und von grauen Umrissen umrahmt ist, denn die Fenster, Türen, Gesimse, die Ecken und die steinernen Mauerkränze jedes Stockwerks bestehen aus Granit in Diamantrustika. Der Hof, der wie der des Versailler Schlosses ein unregelmäßiges Oval bildet, ist von Backsteinmauern umgeben, die in von Granitvorsprüngen eingerahmte Felder eingeteilt sind. Am Fuße dieser Mauern stehen Gebüsche, die bemerkenswert sind durch die Wahl des Gesträuchs in den verschiedensten grünen Tönen. Zwei prachtvolle Gitter, eins dem anderen gegenüber, führen auf der einen Seite nach einer Terrasse, die den Blick auf Montégnac hat, auf der anderen nach den Nebengebäuden und einer Pächterei. Das große Ehrengitter, bei dem die eben vollendete Straße endigte, ist von zwei hübschen Pavillons im Stil des XVI. Jahrhunderts flankiert. Die Fassade nach dem Hof hin, die sich aus drei Pavillons zusammensetzt, – einer steht in der Mitte und ist von den beiden anderen durch zwei Hauptgebäude getrennt, – ist nach Sonnenaufgang gelegen. Die vollkommen gleiche Gartenfassade liegt nach Sonnenuntergang. Die Pavillons haben nur ein Fenster nach der Fassade hin und jedes Hauptgebäude besitzt ihrer drei. Der als Kampanile ausgebaute Mittelpavillon, dessen Ecken mit kleinen gewundenen Verzierungen versehen sind, machte sich durch die Eleganz einiger sparsam verteilter Skulpturen bemerkbar. Die Kunst ist ängstlich in der Provinz, und obwohl die Ornamentation nach der Meinung der Schriftsteller seit 1829 Fortschritte gemacht hat, hatten die Eigentümer damals Angst vor Ausgaben, welche der Mangel an Konkurrenz und an geschickten Arbeitern ziemlich furchtbar machten. Der Pavillon jedes der Flügel, der drei Fenster Tiefe hat, ist von sehr hohen, mit Granitbalustraden geschmückten Dächern gekrönt; und in jeder pyramidenförmigen Seite des Dachs, die scharfkantig durch eine elegante, mit Blei und einer gußeisernen Galerie umrandete Plattform abgeschnitten ist, erhebt sich ein gleichfalls in Stein ausgehauenes Fenster. Die Tür- und Fensterkonsolen jedes Stockwerks empfehlen sich übrigens durch Skulpturen, die denen der Genuesischen Häuser nachgebildet sind. Der Pavillon, dessen drei Fenster nach Süden gehen, schaut auf Montégnac, der Nordpavillon blickt nach dem Walde. Von der Gartenfassade aus schweift der Blick über den Teil Montégnacs, wo les Tascherons liegt, und über die Straße, welche nach der Bezirkshauptstadt führt. Die Hoffassade erfreut sich des Blicks, welchen die ungeheuren, von den Bergen der Corrèze auf der Montégnacer Seite eingekreisten Ebenen darbieten, die aber mit der in den flachen Horizonten sich verlierenden Linie endigen. Die Hauptgebäude haben über dem Erdgeschoß nur eine Etage, die in Dächern endigt, welche durch Mansarden im alten Stil durchbrochen werden; die beiden Pavillons an jeder Ecke aber sind zwei Stockwerk hoch. Der der Mitte ist mit einer flachen Kuppel geschmückt, ähnlich dem der sogenannten Uhrpavillons der Tuilerien oder des Louvres, und drinnen befindet sich ein einziger Raum, der ein Belvedere bildet und mit einer Uhr geschmückt ist. Aus Sparsamkeitsgründen waren alle Dächer mit Ziegeln mit Ablaufrinnen bedeckt, ein ungeheures Gewicht, welches das dem Walde entnommene Gebälk leicht trägt. Vor seinem Tode plante Graslin gerade die Straße, die man aus Dankbarkeit eben vollendet hatte; denn dies Unternehmen, welches Graslin sein Steckenpferd genannt, hatte fünfmalhunderttausend Franken unter die Leute der Gemeinde gebracht. Auch hatte Montégnac sich beträchtlich vergrößert. Hinter den Nebengebäuden, auf dem Hügelabhange, der gen Norden sanft abfällt und in der Ebene endigt, hatte
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