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Der Drache am Himmel

Der Drache am Himmel

Titel: Der Drache am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Sommer
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kniet vor Lilith. Küsst ihren Bauch. Fingert die Knöpfe auf, ihre Hose rutscht auf ihre Knöchel und Maurice schmiegt sein erhitztes Gesicht an diese weiche Wölbung. »Das auch!«, flüstert Lilith und verwuschelt sein Haar.
    Himmlisch ist ihr Liebeslager aus verrutschenden Kleidern nicht. Aber ihrem Rausch können Nähte und Knöpfe nichts anhaben und die Steinplatten sind warm. Lustvoll und innig wird es. Sie sind zärtlich und lüstern und sehnsüchtig nach Umschlingungen. Keine ist stark genug. Liliths Seufzer dringen Maurice ins Blut: »Bleib! Komm! Ganz!« Sie erschaudert, wie sich seine schamlose Zunge gierig immer weiter vorwagt. Und Maurice träumt an diesen sonnenhellen, flimmernden Härchen und stöhnt über Liliths freche süße Finger … Manchmal werden sie ruhiger, streicheln und kosen sich nur, eng aneinandergeschmiegt, überwältigt von der Sonnenwärme in der Haut des anderen. Dann schauen sie sich an und tauschen kleine Herzworte, bis eine nächste Woge anrollt und sie aufreizend langsam überspült. Viele Wogen kommen. Vielleicht liegt es an einer wohlgesinnten Liebesfee, vielleicht an ihnen selbst; jedenfalls denkt Lilith einmal, schöner könnte es nicht sein, und Maurice denkt, nie werde er Lilith loslassen.
    Die Sonne war weitergezogen, als sie wieder in ihre Kleider schlüpften, köstlich durchwärmt und träge. Kein Gedanke war es wert, beachtet zu werden. Die Schau in der Burg schien vorbei zu sein. Jedenfalls war keine Musik mehr zu hören. Sie umarmten sich ein ums andere Mal. Als Lilith ihren Stoffbeutel mit Geld, den Handys und dem Autoschlüssel nicht gleich finden konnte, fabulierte Maurice heiter von einem bequemen Adler, der das Fliegen satt und Lust aufs Fahren bekommen habe.
    »Oder er wollte telefonieren«, setzte Lilith das Spiel fort. »Seine Jungen sind längst ausgeflogen und leben ganz weit entfernt in den Schweizer Alpen …«
    Der Stoffbeutel war aber wirklich weg. Ob ein Windstoß ihn …? Doch die lange Suche unten rund um den Turm brachte auch nichts. Sie gingen einmal um die Burg herum und stießen auf das Gehege der Raubvögel. Ein Falkner war noch am Füttern. »Sehr unwahrscheinlich!«, war seine Antwort, als sie ihm ihren Verdacht erklärten. Trotzdem schaute er in den Käfigen nach. Vergebens. »Auf unbewegte Beute gehen Adler selten, müssen Sie wissen.«
    Als er ihre Notlage begriffen hatte, nahm er sie mit nach Nîmes, wo er wohnte. Per Autostopp erreichten sie Rosas Haus spät in der Nacht.
    An der Stadtgrenze hielt Rosa ihre Untätigkeit auf dem Beifahrersitz nicht mehr aus und wollte ans Steuer. Sie wechselten die Plätze und Rosa fuhr Réa zurück zu ihrem Wagen vor Diedrichs Apotheke, nahe am Münsterplatz. Dort waren inzwischen die Rollläden heruntergelassen und die Kundenparkplätze frei, also parkte Rosa gleich hier und sie stiegen aus. »Es gilt. Ich mach es!«, sagte Rosa, als sie ihr Gepäck aus dem Kofferraum holte. »Morgen Nachmittag Punkt fünf werde ich hier auf dich und Shandar warten.« Und sie umarmte Réa innig wie selten, als wollte sie damit die Abmachung besiegeln.
    Plötzlich allein, lehnte Rosa an ihrem Wagen. Strich unschlüssig mit der Hand über das Dach des Citroën – so glatt und kühl. Chassang, ihr Freund, der Weinbauer, kam ihr in den Sinn. Wie liebevoll und wohl auch stolz er den Lack poliert hatte. Schlagartig kamen ihr die größten Zweifel. Was mutete sie sich eigentlich zu? Was tat sie sich an! Welch vermessene Mission sie sich da zusammenphantasiert hatte! Es war falsch! Sie war verführt von ihren Schuldgefühlen, also schlecht beraten. Auf einmal spürte, nein, wusste sie, dass sie jetzt die letzte Möglichkeit hatte, ihr aberwitziges Unternehmen abzubrechen. Zurück! Rosa, zurück mit dir! Was für ein befreiender Gedanke! Sie würde Severin nicht treffen. Sie würde sich aus allem heraushalten. »Jetzt ist Schluss, altes Weib!«, brummte sie grimmig. Sie wird Maurice oder Lilith ihre Rückkehr ankündigen. Daraufhin wird sie die Stadt verlassen und unterwegs irgendwo im Hotel übernachten. Morgen Mittag wird sie wieder in ihrem Haus sein. Ihr Entschluss steht: Kein Geständnis, keine Mission, sie steigt aus. Und jäh spürte sie, dass sie jetzt gleich Nägel mit Köpfen machen musste: Mit einem Anruf bei Maurice und Lilith wird ihr Rückzug unumkehrbar. Maurice’ Handy klingelte und klingelte. »Nimm ab!«, fieberte sie. Sie wählte die andere Nummer, doch auch Lilith meldete sich nicht. »Warum nimmst auch du

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