Der Drache aus dem blauen Ei
brachte er einen Fisch mit, den Oma Filiz später grillte.
Vielleicht lag es an ihren Kochkünsten, vielleicht aber auch am vielen Schwimmen – Lavundels Flügel wuchsen plötzlich ein ganzes Stück! Nach zwei Wochen blieb er einmal sogar zwei Tage und zwei Nächte lang fort. Danach erzählte er von Delfinen und Kraken und leuchtenden Fischen. Zum Beweis brachte er Muscheln und Meeresschnecken mit.
Nach drei Wochen erfand er für die Kinder ein Spiel: Sie paddelten mit Schwimmflügeln und Taucherflossen auf der Luftmatratze in die kleine Bucht, wo die Kinder noch stehen konnten – und dort tauchte er mit ihnen. Es machte Spaß, Lavundels Hand zu halten und sich von ihm durch das blaue Wasser ziehen zu lassen.
Doch eines Tages war es mit dem Spaß vorbei. Ein paar Jugendliche machten mit einem kleinen Motorboot die Bucht unsicher. Sie flitzten ganz dicht an den Badenden vorbei und spritzten sie nass. Die Wellen, die das Boot machte, brachten jede Luftmatratze zum Kentern.
„Was für Rüpel!“, schimpfte Mama und rettete den heulenden Bo aus dem Wasser. Aber nicht einmal die Drohungen der Erwachsenen hielten die Jugendlichen von ihrem Treiben ab. Das Motorboot kam auch am nächsten Tag wieder – und am übernächsten. Bo und Alexander hatten daraufhin keine Lust mehr, Baden zu gehen. Sie spielten lieber mit Papa im Garten Fußball. Aber Mama, Anja und Yasemin marschierten auch an diesem Tag zum Strand. Allerdings wollte Anja nicht, dass Lavundel schwamm. „Was, wenn sie mit dem Boot einfach über dich drüberfahren?“, sagte sie. „Das Boot ist so schnell, du siehst es gar nicht kommen.“
Lavundel blieb nur widerwillig in der Badetasche. Anja schnitt ihm ein Guckloch hinein.
Mama döste schon nach kurzer Zeit unter dem Sonnenschirm ein. Wie konnte sie nur schlafen! Das Motorengeräusch nervte ganz schön. Die Frau mit der Schmetterlingsbrille schimpfte lauthals, als die Welle des Bootes sie von ihrer Luftmatratze warf.
Lavundel schnaubte und sah zu Anja und Yasemin hoch.
„Jutzt reicht’s!“, sagte er. „Wir sullten ihnen zeigen, dass das nicht lustig ist.“
„Und wie willst du das anstellen?“, fragte Anja.
Lavundel winkte Yasemin und Anja zu sich. Sie beugten sich so tief zu ihm hinab, dass er ihnen ins Ohr flüstern konnte. „Ich rufe meine Freunde zu Hulfe“, wisperte er.
„Freunde?“, fragte Anja ein bisschen eifersüchtig. „Aber wir sind doch deine Freunde!“
Lavundel kicherte leise, dann flüsterte er ihr seinen Plan zu.
Das Luftmatratzenrennen
Ein wenig später sahen die Strandgäste zwei Mädchen auf das Wasser zumarschieren. Sie trugen eine rote Luftmatratze, hatten ein blaues Schwimmtier und seltsamerweise ein langes Springseil bei sich.
„Passt bloß auf das Motorboot auf!“, rief die deutsche Dame mit der Schmetterlingsbrille ihnen hinterher. Yasemin lächelte zuckersüß. Anja war ganz aufgeregt, als sie die Luftmatratze ins Wasser schob.
Gemeinsam setzten sie sich auf die Luftmatratze. Yasemin schlang das Springseil um das vordere Teil der Luftmatratze und ließ das lange Ende des Seils ins Wasser hängen. Lavundel tauchte ab. Jetzt hieß es warten.
In einiger Entfernung fuhr das Motorboot auf und ab. Es dauerte nicht lange, bis die drei Jungs im Boot die rote Luftmatratze entdeckten. Das Boot wendete und fuhr auf Anja und Yasemin zu.
„Wo bleibt denn Lavundel?“, flüsterte Anja. „Die werfen uns gleich ins Wasser!“
Yasemin klammerte sich an sie und sagte nichts. Jetzt konnten sie schon die fies grinsenden Gesichter der drei Rüpel an Bord erkennen. Das Boot wurde schneller und wendete dann mitten in der Fahrt. Eine Riesenwelle türmte sich auf und schoss auf die Luftmatratze zu. Gleich würden sie an Land gespült. „Aaah!“, schrien Anja und Yasemin auf. Doch bevor die Luftmatratze kippte, spannte sich plötzlich das Springseil – und dann surften sie auf der Welle! „Festhalten!“, rief Anja. Dann ging es richtig los. Unter Wasser konnten sie Lavundel sehen. Er schlug blitzschnell mit den Flügeln und raste mit unglaublicher Kraft dahin. Die Luftmatratze zog er mühelos am Seil hinter sich her. Die Matratze machte auch eine gewaltige Welle – und schoss schneller als das Motorboot dahin!
Den Jungen klappte die Kinnlade nach unten, als sie die Luftmatratze am Boot vorbeischießen sahen. Sofort nahmen sie die Verfolgung auf. „Es klappt!“, jubelte Yasemin.
Dann tauchten plötzlich helle Flecken im Wasser auf. Sie wurden deutlicher und
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