Der Drache aus dem blauen Ei
deutlicher – lauter hellgraue, längliche Körper, die neben der Luftmatratze dahinschwammen. Delfine! Lavundel hatte die Wahrheit gesagt und seine Freunde aus dem Meer in die kleine Badebucht gerufen. Es war eine ganze Schar, die sich nun um sie herum tummelte. Sie sprangen aus dem Wasser und tauchten anmutig wieder ein.
Jetzt nahmen sie Kurs auf das Boot. Lavundel zog die Luftmatratze in eine scharfe Kurve. Und dann sahen Anja und Yasemin, wie die Delfine über das Motorboot sprangen. Die Jungen darin erschraken. Drei Delfine schnellten direkt neben dem Boot hoch. Mit einem Schrei stolperten die Jungs rückwärts, rutschten aus – und landeten mit einem lauten „Platsch!“ im Wasser. Das Boot fuhr ohne sie davon aufs offene Meer hinaus.
Diesmal waren es Yasemin und Anja, die sich kaputtlachten.
„Jetzt seid ihr nicht mehr so stark, ihr Angeber, was?“, schrie Anja.
„Ja, bleibt von unserer Bucht weg!“, setzte Yasemin schadenfroh hinzu.
Die Delfine schubsten die Jungs spielerisch herum, als würden sie mit drei Wasserbällen herumtollen. Nur dass Bälle normalerweise nicht schrien und auch nicht strampelten. Erst nach einer Weile ließen sie von den Angebern ab. Die drei flüchteten paddelnd und schimpfend.
Lavundel tauchte auf und kletterte zu den Mädchen auf die Luftmatratze.
„Die sehen wir so schnull nicht wuder“, sagte er stolz.
„Das war toll, Lavundel!“, rief Anja und drückte ihn liebevoll an sich. „Jetzt gehört die Bucht wieder uns – und wir haben sogar Delfine gesehen.“
„Ja, das sund meine Freunde“, erklärte Lavundel und tätschelte einem Delfin, der ganz nah herangeschwommen war, sanft die Nase. Auch die Mädchen streichelten den Delfin ganz vorsichtig.
„Die Haut fühlt sich ganz glatt an“, sagte Yasemin andächtig. „Fast wie ein gekochtes Ei.“
Der Delfin gab ein keckerndes „Kikiki“ von sich, das ein bisschen wie ein Lachen klang. „Ich gehe noch ein busschen schwummen“, verkündete Lavundel fröhlich.
Nun, das konnten sie ihm nach seiner Heldentat ja nicht abschlagen. So wünschten sie ihm viel Spaß mit seinen Freunden.
Mama schlief immer noch und die anderen Badegäste bemerkten nichts, denn sie blickten dem Motorboot nach, das herrenlos große Kreise zog.
„Aber wenn ich es dir doch, sage, Ursel“, sagte ein deutscher Urlauber zu seiner Frau. „Das waren Delfine! Sie sind neben dem Boot aus dem Wasser gesprungen.“
„Ach papperlapapp, Erwin“, antwortete seine Frau und winkte ab. „Du siehst wohl Gespenster. Ich sehe da draußen nur drei Angeber, die aus ihrem Boot gefallen sind.“
Die Frau mit der Schmetterlingsbrille spähte auch aufs Meer hinaus. Jetzt aber entdeckte sie die beiden Mädchen. „Oh, ihr Armen!“, flötete sie. „Ihr habt ja euer schönes Schwimmtier verloren.“
Anja winkte lässig ab. „Das taucht schon wieder auf.“
„Aber sicher“, bestätigte Yasemin grinsend. „Es schwimmt nur noch eine Runde mit den Delfinen um die Wette.“
Willkommen zu Hause!
Leider ging auch dieser Urlaub irgendwann zu Ende. Mama und Papa mussten wieder zur Arbeit. So hieß es schließlich packen und Abschied nehmen. Anja war traurig, denn sie würde Oma Filiz vermissen.
„Aber ich besuche euch doch bald in Deutschland“, tröstete Oma Filiz sie. „Und nächstes Jahr kommt ihr im Sommer einfach wieder her!“
Das heiterte zumindest Alexander und Baby-Bo auf. Aber Anja dachte wehmütig: Würde Lavundel nächstes Jahr denn noch bei ihnen sein?
Aber für weitere trübe Gedanken blieb keine Zeit. Denn die beiden Familien feierten an diesem lauen Sommerabend noch ein kleines Abschiedsfest im Garten. Lavundel erzählte immer wieder die Geschichte vom Motorboot. Anja und Yasemin machten die verdatterten Gesichter der drei Angeber nach. Alle lachten, nur Alexander war immer noch ein bisschen sauer. „Na klasse! Die Matratzenhüpfer jagen Boote und streicheln Delfine“, maulte er. „Und ich spiele Fußball und verpasse den ganzen Spaß.“
Am nächsten Morgen fuhren sie los. „Bis zum nächsten Jahr!“, rief Oma Filiz ihnen hinterher.
Wie bei der Hinfahrt musste Lavundel auch jetzt ab und zu in das Tigerkostüm kriechen. Allerdings war das gar nicht mehr so einfach, denn seine Flügel waren so groß geworden, dass sie kaum hineinpassten. Hatte er sich dann endlich in das Stofftier gezwängt, sah der Tiger so aus, als hätte er einen Buckel.
Je näher sie ihrem Zuhause kamen, desto grauer wurde das Wetter. Und als sie
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