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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gewandt aus für ein Holzfällerbalg. Er musste ein Priesterschüler oder der Sohn eines Ladenbesitzers oder etwas in dieser Richtung sein.
    Einen Moment lang hielt der Junge Isgrimnurs Blick stand; wieder hatte der Herzog das Gefühl, der Junge wäge etwas ab. War er vielleicht aus einer Priesterschule entlaufen oder aus einem Kloster? Was verbarg er?
    »Ich … ich habe meinen Meister verlassen, Herr. Meine Eltern … meine Eltern haben mich als Lehrling zu einem Wachszieher gegeben. Er schlug mich.«
    »Was für ein Wachszieher? Wo? Schnell!«
    »Mo … Malachias! In Erchester!«
    Es klingt vernünftig, großenteils, entschied der Herzog. Bis auf zwei Einzelheiten.
    »Und was tust du dann hier? Wie kamst du nach Sankt Hoderund? Und wer«, jetzt stieß Isgrimnur zu, »ist Bennah?«
    »Bennah?«
    Einskaldir, der mit halbgeschlossenen Augen zugehört hatte, beugte sich vor. »Er weiß es, Herzog«, sagte er in Rimmerspakk, »er hat ›Bennah ‹ oder ›Binnock‹ gerufen, das steht fest.«
    »Oder Binnock?« Isgrimnur ließ eine breite Hand auf die Schulter des Gefangenen fallen und empfand nur geringes Bedauern, als der Junge zusammenzuckte.
    »Binnock? Ach so, Binnock … das ist mein Hund, Herr. Eigentlich gehört er meinem Meister. Er ist auch weggelaufen.« Und der Junge lächelte sogar, ein schiefes Grinsen, das er schnell wieder unterdrückte. Obwohl er ihm noch nicht recht traute, stellte der alte Herzog fest, dass ihm der Junge gefiel.
    »Ich will nach Naglimund, Herr«, fuhr dieser rasch fort. »Ich hatte gehört, die Abtei würde Reisenden wie mir zu essen geben. Als ich die … Leichen sah, die toten Männer, bekam ich Angst … aber ich brauchte Stiefel, Herr, ich brauchte wirklich welche. Diese Mönche waren gute Ädoniter, Herr – es hätte ihnen nichts ausgemacht, nicht wahr?«
    »Naglimund?« Die Augen des Herzogs wurden schmaler, und er spürte, dass Einskaldir neben dem Jungen noch etwas angespannter wurde, soweit das überhaupt ging. »Wieso Naglimund? Warum nicht Stanshire oder das Hasutal?«
    »Ich habe einen Freund dort.« Hinter Isgrimnur wurde Sludigs Stimme lauter und grölte aus vollem Hals einen abschließenden trunkenen Kehrreim.
    Der Junge machte eine Handbewegung nach dem Feuerkreis hinüber. »Er ist ein Harfner, Herr. Er hat mir gesagt, falls ich einmal von … Malachias weglaufen würde, sollte ich zu ihm kommen, und er würde mir helfen.«
    »Ein Harfner? In Naglimund?« Isgrimnur starrte ihn durchbohrend an, aber das Gesicht des Jungen, obzwar im Schatten, war unschuldig wie frische Sahne. Isgrimnur war die ganze Sache plötzlich zuwider. Schaut mich an! Verhöre einen Wachszieherjungen, als ob er ganz allein den Hinterhalt in der Abtei befehligt hätte. Was für ein verdammter Tag heute!
    Einskaldir war noch nicht zufrieden. Er näherte sein Gesicht dem Ohr des Jungen und fragte in seinem schweren Akzent: »Wie heißt der Harfner in Naglimund?«
    Der Junge drehte sich erschreckt um, wenn auch anscheinend mehr durch Einskaldirs plötzliche Nähe als durch die Frage, denn er antwortete sofort:
    »Sangfugol.«
    »Bei Frayas Zitzen!«, fluchte Isgrimnur und stand schwerfällig auf. »Den kenne ich. Das reicht. Ich glaube dir, Junge.« Einskaldir hatte sich auf seinem Felsensitz umgedreht, um den Männern zuzusehen, die lachend und debattierend am Feuer saßen. »Du kannst bei uns bleiben, wenn du willst, Junge«, sagte der Herzog. »Wir werden in Naglimund haltmachen, und dank diesen Hurensöhnen von Bastarden haben wir ein reiterloses Pferd. Dies ist ein hartes Land für einen jungen Burschen, der es allein durchquert, und heutzutage bedeutet es schon beinahe, sich selber die Kehle durchzuschneiden, wenn man nicht in Gesellschaft reist. Hier.« Er trat zu einem der Pferde und zog eine Satteldecke herunter, die er dem Jungen zuwarf. »Schlaf, wo du willst, nur bleib in der Nähe. Es ist leichter für denMann, der Posten steht, wenn wir nicht überall herumliegen wie eine verstreute Schafherde.«
    Isgrimnur starrte auf das wirre nach allen Seiten abstehende Haar und die hellen Augen des Jungen. »Einskaldir hat dir zu essen gegeben. Brauchst du noch etwas?« Der Junge blinzelte – wo hatte er ihn schon gesehen? Wahrscheinlich in der Stadt.
    »Nein«, antwortete er. »Ich hoffe nur, dass … dass Binnock sich ohne mich nicht verläuft.«
    »Verlass dich auf mich, Junge. Wenn er dich nicht findet, dann jemand anderen, das ist ganz bestimmt so.«
    Einskaldir hatte sich bereits

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